Samstag, 9. Mai 2015

Tour nach Tours



Panorama Chenonceau

Henni vor königlicher Kulisse ihres Namensvetters Henri



Detail einer Kirche in Tours
Da der 1. Mai auf einen Freitag fiel, hatte ich das Glück, ein langes Wochenende zu genießen. Um Pattl in ihrer kleinen Wohnung in Tours zu besuchen, bevor sie sich eine WG sucht, packte ich die Gelegenheit beim Schopfe und fuhr nach Tours. Meine Vermieterin war so nett, mich am Freitagmorgen zum Bahnhof zu fahren, um die ganzen Ampeln rund um den Bahnhof zu vermeiden, wurde es zuletzt ein ganz schöner Zickzackkurs, aber ich saß rechtzeitig um 8h39 im TGV Richtung Paris Montparnasse. Vom TGV selbst war ich jetzt nicht so überwältigt, es war eher wie im Regionalzug der Deutschen Bahn und weil wir viel an Ortschaften vorbeifuhren, durfte er auch nicht so schnell fahren. Wir fuhren über Lorient, Quimperlé, Vannes und Rennes bis nach Le Mans. In Rennes machte mich ein asiatisches Pärchen darauf aufmerksam, dass ich auf ihrem Platz saß, falscher Wagen... In Le Mans hatte der TGV die Verspätung von 10 Minuten, die er zwischenzeitlich hatte, wieder aufgeholt, sodass ich genügend Zeit hatte, das richtige Gleis für den Zug nach Tours zu finden, wo auch schon der TER bereit stand. TGV steht für Train de grande vitesse (Hochgeschwindigkeitszug) und TER für Transport express régional (Regionalexpresstransport). Den TER fand ich angenehmer als den TGV, mehr Platz und ruhiger. Bis Tours war es noch eine gute Stunde. Ich habe viel gelesen, Musik gehört und Postkarten geschrieben. In Tours angekommen, war Pattl erst mal nicht zu sehen, aber ich kenne sie ja, deshalb strollte ich etwas durch das schöne Bahnhofsgebäude.

Nett...
Pattl und Clément necken sich durch Tours
Schließlich rief mich Pattl an, dass sie im Auto ihres Freundes Clément nahe des Bahnhofs auf mich wartete. In Tours regnete es in Strömen, wie auch in der Bretagne. Wir fuhren erst mal zu Pattl nach Hause, in ihre kleine Fachwerkwohnung nahe der Loire. Dort lernte ich ihren Freund kennen und wir aßen gemeinsam Kartoffelsalat Quohrener Art. (Für alle Unwissenden: Quohren ist ein bedeutender Ortsteil von Kreischa, genau so wie Gombsen...) 
Place Plumereau

Eine Vespa...!
Danach besuchten wir Pattls Freunde Julie und Mathieu in ihrer Behausung mit eigenwilligem Ordnungssystem. Alle zusammen fuhren wir in Mathieus Auto zur Fête Foraine auf dem Messegelände, einer Art Jahrmarkt mit Messe.
Fête Foraine
Ein Teil war Fressbuden, ein Teil war Wiener Prater, ein Teil war Messehalle. Mit Julie und Pattl setzte ich mich nach einer Weile in die Messehalle ab, wo es auch ein bisschen zu biddeln gab. Gegen Mitternacht ging's dann nach Hause, der Regen hatte auch inzwischen aufgehört.


Anstehen für Chenonceau
Chenonceau vom Haupteingang gesehen
Nach dem Ausschlafen und einem guten französischen Frühstück mit Pain au chocolat (Schokoladenbrot) fuhr Pattls Freund mit Mathieu nach Clermont-Ferrand zu einer Rugby-Veranstaltung, während Pattl und ich zum Loireschloss Chenonceau fuhren. Es steht zum großen Teil im Fluss Cher, einem Nebenarm der Loire. Man nennt es auch "Das Schloss der Damen", weil viele Frauen das Schloss bewohnten, die bekannteste unter ihnen ist wohl Katharina von Medici, die bei der Bartholomäusnacht (dem Gemetzel zwischen Katholiken und Hugenotten bei der Hochzeit ihrer Tochter Margot mit Henri von Navarra) eine nicht unwesentliche Rolle spielte. Deren Initalien C tauchen immer wieder auf dem Boden oder an der Decke auf, auch zusammen mit dem H Heinrichs des III. 
Initialengewirr an der Decke
Auf dem Vorhof stand einst ein mittelalterliches Schloss, von dem aber nur noch der Turm übrig geblieben ist. Es gibt einen Wachsaal, eine Kapelle, das Gemach von Diane de Poitiers, ein Grünes Kabinett (Arbeitskabinett von Katharina von Medici), eine kleine Bibliothek, eine Galerie, einen Küchentrakt, einen Salon Franz I., einen Salon Ludwigs XVI. (er besuchte 1650 Chenonceau), ein Gemach der fünf Königinnen, ein Gemach der Katharina von Medic, das Gemach Césars de Vendôme (unehelicher Sohn von Henri von Navarra von Gabrielle d'Estrées), ein Gemach Gabrielles d'Estrées, ein Gemach der Louise de Lorraine, ein Labyrinth, einen Garten von Diane de Poitiers und Katharina von Medici, einen Bauernhof aus dem 16. Jahrhundert, eine Gespanngalerie und einen Blumengarten. In einem Gebäude wird die Zeit des Schlosses als Lazarett nachgestellt. Auf einer Wiese dürfen Esel weiden. Wir haben uns alle Räume des Schlosses angesehen, ich las Pattl das wichtigste aus der Broschüre vor, gemeinsam suchten wir dann nach beschriebenen Details. Im Schloss waren wirklich viele Leute, schon bei den Ticketautomaten stand man an, aber wenn man sie sich ein wenig wegdachte und es akzeptierte (das Wetter war nicht besonders, es war ein langes Wochenende und noch Ferien dazu), war es sehr schön. Es war mein erstes Loireschloss (Pattl hat schon einige gesehen) und ich möchte gerne noch viel mehr sehen, wenn nicht sogar alle. :-)


Pattl gibt die Goldmarie
Interessant war, dass Chenonceau im Zweiten Weltkrieg genau auf der Demarkationslinie lag, der Eingang auf der besetzten Seite, die Tür an der Südseite der Galerie aber auf der freien Seite. Die Résistance schmuggelte daher einige Leute durch das Schloss ins freie Frankreich. Während des gesamten Krieges soll aber eine ganze deutsche Batterie bereit gestanden haben, um das Schloss auf Befehl zu zerstören, aber Gott sei Dank steht es noch. Als Souvenir nahmen Pattl und ich jeweils eine Postkarte mit.

Gemach Diane de Poitiers
Bibliothek ohne Bücher, aber mit Bildern
Der wichtigste Ort: Die Küche!
Salon Ludwigs XIV.
Kamindetail
Gemach der Gabrielle d'Estrées
Gemach der fünf Königinnen
Pattl und Henni vor Chenonceau
Auf dem Nachhauseweg kauften wir noch bei Leclerc ein und Pattl kredenzte zu Hause eine französische Spezialität: Thunfisch in ausgehöhlter Gurke. Abends gingen wir dann mit ihrer chinesischen Freundin Xing zu Frauengesprächen in eine Studentenbar, wo mich vor allem eine sehr hübsche Kellnerin beeindruckt hat, die von innen förmlich strahlte und mit ihren krausen Haaren ein bisschen wie ich war.
Kathedrale
Am nächsten Tag war es immer noch regnerisch, aber wir konnten trotzdem einen schönen Spaziergang durch Tours machen, in die Kathedrale und die St. Martinsbasilika gehen, sowie den Turm Karls des Großen anschauen (auf dem allerdings der Heilige Martin zu sehen war, der in Tours begraben liegt). Mittags gab es Hühnerfrikassee, zu der auch Pattls Kamerad Christian aus Dresden eingeladen war, der in Tours einen Freiwilligendienst absolviert, aber seinen sächischen Dialekt etwas verloren hat. Die beiden fuhren mich dann zum Treffpunkt meiner Mitfahrgelegenheit an einer Tankstelle. Mit Thierry, einem Physiotherapeuten, fuhr ich dann 16 Uhr nach Hause zurück. Kurz vor Nantes durfte ich sogar ans Steuer und fuhr die restliche Strecke bis Quimper. Dann löste mich Thierry wieder ab und in Pont-l'Abbé holte mich Elisabeth ab. Sowohl in der Bretagne, als auch in Tours war das Wetter inzwischen besser. Nun ja, wir haben das Beste draus gemacht und vor allem der Tag in Chenonceau mit Pattl hat mir sehr gefallen.

Oper
für Papa: ein alter Renault
Tour Charlemagne und St. Martins Basilika
Allgegenwärtig in Tours: Der Heilige Martin
In der Basilika

Grab des Hl. Martin

1 Kommentar:

  1. Hallo Henrike,
    Es ist immer so schön Deinen Blog zu lesen. Im Wasserschloss an der Loira waren wir übrigens auch schon, genial, aber wir hatten schönes Wetter-nur keine Bilder.......wenn Du Dich an das Malheur erinnerst.....Es hört sich alles toll an, was Du so erlebst und Du genießt die Zeit offensichtlich so richtig. Wir sind gar nicht neidisch 😉 naja, vielleicht ein bisschen . Lass es Dir weiter gut gehen und liebe Grüße aus dem schönen Gombsen ( bedeutender Teil von Kreischa) 👍

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