Montag, 28. März 2011

Frühling in Tromsö - Skisaison adé?

Die Skisaison neigt sich auch in Norwegen dem Ende zu, letzte Station des Norges Cup war am vergangenen Wochenende Tromsö, der aus der NM (norweg. Meisterschaft) Teil 2 und dem Abschluss des Norges Cup für Junioren und Senioren bestand. Aber von Frühling kann dort noch nicht die Rede sein, höchstens von einem Winter zur Frühlingszeit. Am Tag vor dem Flug nach Tromsö begann sich ein Sturm in Nordnorwegen zu entwickeln, der LKWs umblies und Straßen unpassierbar machte.

Auch am nächsten Tag war auch in Oslo eine steife Brise zu bemerken und der Startvorgang in Gardermoen war überhaupt nicht schön, ich weiß nicht, ob ich das vorher schon mal so erlebt habe, dass ein Flugzeug so schwankt und wackelt. Die Landung in Tromsö war dagegen völlig unkompliziert.

Tromsö liegt ja sowohl auf dem Festland als auch auf mehreren Inseln. Das Zentrum selbst liegt auf der Tromsöinsel, das Skirennen sollte auf der Insel Kvalöy stattfinden. Übernachtet haben wir im Rica Ishavshotell (Eismeerhotel) direkt am Hafen und ich konnte jeden Tag das Hurtigrutenschiff am Kai liegen sehen.
Blick auf das Hurtigrutenschiff

Ishavshotell

eine der vielen Bogenbrücken

Am Freitag ging es mir zumindest vormittags nicht sehr gut, ich dachte, ich erlebte ein Déjà Vu à la Örnsköldsvik; vielleicht zu schnell gegessen nach Heißhunger oder sonst was, keine Ahnung. Aber zum Glück hat sich das am nächsten Tag wieder gelegt.
Trotzdem habe ich den Freitagvormittag zu einem kleinen Spaziergang durch Tromsö genutzt, das bedeutete aber auch durch Schnee zu stapfen und zu warten, bis der Fußgängergegenverkehr den kleinen Pfad auf dem Bürgersteig passiert hat.
Tromsö zentrum

könnte man überall gebrauchen, leider war ich nicht drin...
katholische Kirche

Bibliothek

Im Hafen lagen auch zwei unheimlich aussehende Militärungeheuer von Schiffen, die den Anschein hatten, gleich nach Libyen auslaufen zu müssen. Weiter südlich, in Bodö, ist eigentlich der Hauptmilitärstützpunkt, stammt noch aus der Zeit vom Kalten Krieg mit der Sowjetunion und war deshalb so nördlich in nicht weiter Entfernung zur russischen Grenze.
Reger Betrieb auf den Militärschiffen
Beeindrucken waren da die Bogenbrücken, die die Inseln miteinander und mit dem Festland verbinden.

Dann bin ich zum Skistadion Kvalöysletta mit dem Bus gefahren, das auf der fünftgrößten Insel Norwegens liegt. Es stand nur Teamspint an, den bei den Frauen der Klub Njaard (Oslo) gewann und bei den Männern Strindheim IL (Trondheim) mit Petter Northug. Marit Björgen war an diesem Tag noch nicht in Aktion, denn sie ist so ziemlich die einzige ihres Vereins Rognes IL, die auf gutem (in diesem Fall sehr gutem) Niveau laufen kann. Nachdem die Wettbewerbe ausgetragen worden waren, konnten wir auch schon wieder ins Hotel zurück, was angesichts des Wetters auch das Beste war, es schneite, windete oder hagelte auch ununterbrochen. Es war ein bisschen wie im Tröndelag, küstennah eben.
Teamsprint - Wechsel
Die Verfolger Brandsdal und Rönning

Der Verfolgte Northug

Dieses Wochenende war auch das letzte beim Skiverband für Karianne, die Studentin, die seit sieben Wochen bei uns gearbeitet hat und mit der ich mich sehr gut verstehen. Sie war wieder ein Teil der Jury und musste daher sehr viel eher aufstehen als ich, die sich noch mal im Bett umdrehen konnte.
Am Abend waren wir mit Skiveteran Frank Pedersen und ein paar Trainern in einem Tromsöer Steakrestaurant essen. Viel unterhalten habe ich mich natürlich nicht nur mit meinem Lieblingschefchef Aage Skinstad, sondern auch mit Damentrainer John Arne Schjetne, der zum Ende dieser Saison seinen Posten abgibt, um mehr Zeit für seine Familie zu haben.

Am Samstag ging es dann schon wesentlich früher los, die Damen starteten mit den 30km (gewonnen hat oh Wunder! Marit Björgen) und die noch größere Überraschung folgte mit Petter Northugs Sieg bei den 50km (das war Ironie...). Bemerkenswert war aber, dass der eigentlich an zweiter Stelle liegende Morten Eilifsen kurz vor der Ziellinie stehen blieb, um Chris André Jespersen vorbei zu lassen, weil dieser zuvor die ganze Arbeit in der Spur übernommen hatte. Applaus beim Publikum, Protest bei den Medien (die ja irgendwo in Oslo oder Bergen die Berichte bekamen, aber nicht "live" anwesen waren...) - wo bleibe der Sportlergeist? Wobei da geflissentlich übersehen wurde, dass Eilifsen an 2. Stelle lag, wäre er an 1. gewesen, hätte er sich den Sieg nicht unbedingt nehmen lassen, wer weiß. Wie auch immer, ich fand's super, was er gemacht hat.
Die Junioren bestritten dann auch noch ihre Sprintwettkämpfe, Altersklasse 17, 18 und 19/20 Jahre - bis kurz vor 19 Uhr! - ich sage euch, ich fühlte mich, als habe ich ein selber ein Skirennen, wohl eher Tourrennen, hinter mir.
Ich war ja auch der "Held" der lokalen Zeitung, weil ich auf einem großen Bild zusammen mit Petter Northug zu sehen war - herrje...
Wir schafften es dann gerade noch zum großen NM-Bankett, auf das ich mich eher mäßig gefreut hatte. Aber es war dann ganz in Ordnung, vor allem die Unterhaltung, bei der die Athleten ungewohnte Talente vorzeigten. Die Organisation mit dem Buffet ließ hingegen zu wünschen übrig, wenn wir am letzten Tisch uns was zu essen holen wollten, kam schon der erste dazu, um sich das Dessert zu beschaffen.
Ich fühle mich nur immer so verloren bei so großen Gesellschaften und klein, wenn man sieht, wie sich einige aufgedackelt haben, meine Güte.

Zeitumstellung. Letzte Skirennen: Verfolgung bei den Junioren. Besseres Wetter. Den Nachmittag verbrachte ich mit Ausruhen und Lesen, abends haben wir noch im Egonrestaurant gegessen, bevor wir mit dem Taxi zum Flughafen fuhren, wir waren etwas in Zeitdruck, weil wir fast eine dreiviertel Stunde auf unser Essen hatten warten müssen. Unser Flug sollte planmäßig fünf vor 9 starten, war aber verspätet, weil früher am Tag Umwege aufgrund einer Militärflugübung geflogen werden mussten. Beim Blick in die Pilotenkabine wollte ich mich auch gern mal da umsehen oder mit dort vorne sitzen und Karianne meinte später dann auch, dass man das kann, wenn man fragt, sowohl bei SAS als auch Norwegian; ich, schüchternes Etwas, hab mich nicht getraut, obwohl Karianne auch für mich gefragt hätte (war mein Stolz dagegen) - aber wenn wir das nächste Mal fliegen, wahrscheinlich im Mai und nicht abends, sondern am Tag, habe ich mir vorgenommen zu fragen!
So waren wir viertel 12 in Gardermoen, warteten eine halbe Ewigkeit auf unser Gepäck (an sich war es schnell auf dem Band, nur eben unseres kam als letztes) und halb 1 heute früh war ich zu Hause.

Heute frei, ausgeschlafen und alles ruhig angehen. Ein freies Wochenende steht mir bevor, aber danach geht's nach Beitostölen zur Ridderuka, einem der weltgrößten Rennen für behinderte Athleten.

Unterhaltung am Donnerstag- und Freitagnachmittag: "Derrick" mit nynorsk-Untertiteln (der anderen Norwegischvariante) - "Wir haben alle unsere positiven und negativen Seiten, aber er ist ein grässlicher Typ."


Der Frühling aber ist auch nach Norwegen gekommen.

Euer Frühlingsfindus

Montag, 21. März 2011

Abstecher zum Biathlon Weltcup

11 Grad heute in Oslo? Wenn das so weitergeht, ist der Schnee bald passé  (reimt sich und was sich reimt, ist gut, sagte schon Pumuckl!). Aber es ist auch ganz schön, wenn nicht mehr jeder Bürgersteig eine einzige Eisfläche ist. Das dürfte auch den Heizungslüfter an der Hausaußenwand neben meinem Zimmer beruhigen, eventuell, sicher ist nur, dass das Teil einen Fehler hat und diese Woche ausgewechselt werden muss, weil es urplötzlich Geräusche mit Lautstärke eines Presslufthammers von sich gibt - hieß für mich, ab ins Gästezimmer. Und jetzt bitte keine hochgezogenen Augenbrauen o.ä., denn das war wirklich so und der Fehler dieses Geräts ist real! Nebenbei, ich hatte mich schon an das gedämpfte Tuckern, wie es normalerweise war, gewöhnt...aber natürlich kommt kein anderer Lüfter daran ran, so tuckert nur dieser! :)

Aber ich wollte ja was zum Biathlon Weltcup in Oslo erzählen, der zugleich das Ende der Biathlonsaison markierte, zeitgleich mit dem Weltcupabschluss im Langlauf im schwedischen Falun.
Am Donnerstag ging es schon früh los, 11 Uhr starteten bereits die Frauen in den Sprint und ich musste natürlich etwas eher da sein, um noch eingewiesen zu werden. Ich sollte zusammen mit Siv, die selbst mal aktive Biathletin war, die Übereinstimmung der Schießfehler und Strafrunden überprüfen. Am Donnerstag gestaltete das sich noch so, dass wir hinter den Trainern am Schießstand warteten und sobald alle Athleten beim Schießen durch waren, sammelte Siv die Listen mit den Schießfehlern ein und ich lief zur Strafrunde, um dort ebenfalls die entsprechenden Listen zu holen, wenn alle ihre Runden absolviert hatten. Dann mussten wir uns zusammensetzen und alles durch gehen. Dabei kam ich mir manchmal ein bisschen wie beim Memory vor, wenn man auf der Liste der Strafrunden die richtige Nummer suchen musste: Also Siv sagte z.B. an, dass Startnummer 2 vier Schießfehler hat und ich musste dann die Startnummer 2 vier Mal auf der Liste der Strafrunden finden. Diese Arbeit bescherte mir auch ein Wiedersehen mit den deutsch-italienischen Zeitnehmern von SIWIDATA, die in Steinkjer zur NM schon dabei waren. Das Wetter war an diesem Tag nicht unbedingt das Beste, aber weil kein Skispringen stattfand, konnte man schon davon ausgehen, dass kein Nebel sein würde...
Das Sprintrennen der Frauen entschied dann Magdalena Neuner für sich, bei den Herren gewann Andreas Birnbacher, der wegen dringender Probleme aber nicht einmal zur Blumenzeremonie nach dem Rennen erscheinen konnte und sofort abreisen musste. Alexander Wolf landete auf dem dritten Platz. Als er übrigens so gut lief, habe ich ihn auch lautstark angefeuert, doch weder mit "Alex" (ist so ein einfallsloser Spitzname) noch mit "Ali", sondern mit "Sascha". Dummerweise stand Alexander Tichonov, Vizepräsident der IBU (Int. Biathlonunion), neben mir und drehte sich etwas irritiert zu mir um - denn im Russischen wird Alexander ja auch zu Sascha verkürzt. Na ja, ich habe versucht, nicht weiter drauf zu achten. Tichonov wird hinter vorgehaltener Hand mit Mafiachef betitelt, nicht ganz so verwunderlich, soll er doch bei einem Mordanschlaf auf einen russischen Gouverneur betiligt gewesen sein, und müsste eigentlich gerade frisch aus dem Gefängnis kommen, gäbe es da nicht so eine Amnestie, er hat also nie gesessen. Außerdem ist er sehr willkürlich mit Personalentscheidungen im russischen Verband. Mir ist der Mann nicht ganz geheuer.

Geheuer waren mit auch nicht immer die vielen Kinder, die alle einen Handschlag wollten oder gar ein Autogramm, wenn man nur irgendwie "berühmt" aussahm (ich hatte nämlich noch keine schwarze Jacke, wie alle anderen Helfer, sondern noch meine dicke rote "Norge"-Jacke vom Langlauf). Am Anfang war das ja noch ganz lustig, aber später habe ich dann immer ganz beschäftigt getan und mich in die Startliste vertieft... Unter den vielen Kindern waren auch welche von der deutschen Schule, aber Marcus konnte leider nicht mitkommen, da er Vertretungsstunden absolvieren musste.

Ja, und am Freitag sollte nun endlich das Projekt "Marcus treffen" in Angriff genommen werden, an diesem Tag war kein Biathlon, ich hatte somit frei und konnte Marcus bereits 14 Uhr von seinem Arbeitsplatz abholen. Das war schon komisch, als dort auf einmal alle Deutsch sprachen und so Sätze wie "Dann ruf doch mal den Hartmut an" über den Hof tönten. Noch viel merkwürdiger aber zugleich wunderschön war es, Marcus hier in Oslo gegenüber zu stehen! Wir sind dann erst einmal gut drauf los gewandert, aber weil wir beide den Stadtplan nicht im Kopf hatten, mussten wir auch mal einen Blick auf die Karte riskieren. Die Entscheidung musste dann zwischen Vigelandspark und Bootfahren gefällt werden und fiel zugunsten des Bootes aus. Vorher waren wir noch im Literaturcafé, von dem Marcus ja schon in seinem Blog so geschwärmt hatte, bei Kuchen und heißer Schokolade. Ich war auch schon mal in dem Literaturcafé gewesen, im August, aber nur um mir die Bücher anzuschauen. Nun ja, Marcus und ich erwischten das letzte Boot, das die Inseln Hovedöya, Lindöya und Nakholmen anfuhr. Und das war schon ein Erlebnis zu sehen, wie die nicht so stark aussehende Fähre große Eisplatten vor sich her schiebt und zermalmt. Marcus war jedenfalls ganz glücklich, so viele schöne Fotomotive zu finden. Ich habe ihn dann auch noch mit ins buddistische Zentrum begleitet, wo er mit engagiert ist und wir hatten auch mal Zeit, ein bisschen darüber zu sprechen, auch wenn ich dann schon bald wieder nach Hause musste.

Samstag ging nämlich der Biathlonzirkus wieder los, aber erst 14 Uhr und auch nicht so lang wie am Donnerstag, an dem ja nicht nur die Senioren gelaufen waren, sondern auch noch ein paar Junioren bei einem Wettkampf, der von Statkraft gesponsert wurde.



Verfolgung stand auf dem Plan, Ole Einar Björndalen trat nicht an, auch wenn er nur auf einem 13. Platz gestartet wäre, dafür legte Jungspund Tarjei Bö eine fulminante Aufholjagd von Platz 44 auf 2 hin! Siv und ich hatten auch sehr zu tun, es wurde ja immerhin vier Mal geschossen.
Christoph "Kralle" Stephan aus Rudolstadt

rechts mit Alexander Wolf aus Schmalkalden

Ganz zu Beginn durfte ich aber auch etwas ganz Besonderes machen: auf so einen Knopf drücken, jedes Mal wenn ein Athlet aus der Bahn 2 startete.

Denn es gab vier Bahnen und ich war für die zweite zuständig, wenn ich es nicht gemacht hätte, wüssten die Zeitnehmer nicht, dass gerade ein Athlet raus ist. Deshalb war ich natürlich auch ganz schön aufgeregt. Aber alles ging gut. Ich hoffte auch, dass meine Ellis mich im Fernsehen sehen konnten, denn auch wenn ich eine schwarze Jacke und Sonnenbrille wie alle anderen aufhatte, so stand ich doch ganz vorne am Start, noch vor der aufgeblasenen Viessmann-Säule. Auf jeden Fall wurde ich wohl am darauffolgenden Sonntag erspäht.
Da stand nämlich der Massenstart an, bei den Männern war ich mit dabei, die Transponder an den Beinen zu befestigen - und es gibt Männer, die noch dünnere Beine als Ole Einar Björndalen haben, hört, hört!
 Ich glaubte schon fast an meine magischen Hände, als Ole nach nur einem Schießfehler im zweiten Schießen nach vier Schießeinlagen in Führung lag, doch leider war er zum Schluss so erschöpft, dass er Emil Hegle Svendsen und Jevegni Ustjugov an sich vorbei ziehen lassen musste. Aber ein dritter Platz ist ja auch ein versöhnlicher Abschluss für eine für ihn eher verkorkste Saison.

Heute ist wieder genau so schönes Wetter wie an den vorherigen Tagen, ich habe frei, um mich von dem anstrengenden Wochenende zu erholen. Mit Timo werde ich noch den Hang runter stiefeln und heute Abend geht's mit Marit ins Kino, meinen Kinogutschein einlösen, zu "True Grit". Im norwegischen hat der Film noch einen lustigen Beinamen: "et ekte mannfolk" ...

Ich hoffe, es ist ein guter Film, aber viele von euch wissen ja, dass mich Western und die römische und germanische Geschichte am meisten interessieren. Was die letzteren beiden betrifft: Als ich gestern mit der U-Bahn nach Hause gefahren bin, waren da plötzlich zwei römische Legionäre in der U-Bahn... Ich dachte erst, ich spinne, aber als sie dann ausstiegen, musste ich auch feststellen, dass sie für Legionäre ziemlich dick und untersetzt waren- sah nicht gerade nach Disziplin aus. :)
Apropos Film, ich habe gestern mit Marit den Film "Am Limit" (mit englischen Untertiteln) über das Klettern der Huberbuam angeschaut, weil sie mal sehen wollte, wie das so ist. Da gibt es ja eine Stelle gleich am Anfang als einer der Brüder einen Albtraum hat, in dem Thomas abstürzt, Alexander mit sich reißt und zusätzlich noch der Klemmkeil rausfliegt. Marit dachte, das wäre wirklich so passiert und hat sich so erschrocken, dass Julian mit einem großen Satz vom Sofa runtergesprungen ist! Das war lustig...

Nun dann, bis bald,
für mich geht's in dieser Woche ganz hoch in den Norden nach Kvalöysletta in Tromsö zum offiziellen Abschluss der norwegischen Skisaison!

Eure findige Henni

Dienstag, 15. März 2011

Mein Finnisch macht sich!

Liebe Kinder, da ist er wieder, euer Findus, da ist sie wieder, eure Tante Henni!

Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, richtig! Bei der nebligen WM in Oslo und dem ersten Tag mit Sekundieren! Es gab ja auch noch einen zweiten Tag mit Sekundieren tags darauf und diesmal habe ich meine Finnischkenntnisse voll ausgespielt - das bedeutet, so zusammenhanglose und nicht ganz wahre Sätze fallen lassen wie "Ich lerne jeden Tag Finnisch." oder "Da ist der Parkweg." (Was ist ein Parkweg???) Nun ja, Jari Havela, den finnischen Trainer, konnte ich damit allemal erfreuen - aber er konnte zum Glück auch Schwedisch, weil er in Kiruna geboren wurde, aber finnische Eltern hat.
der estnische Trainer Matti, ich, Jari und Per
Am Mittwoch konnte ich dann das erste von meinen zwei persönlichen WM-Tickets einlösen, da ich ja noch eine Begleitperson mitnehmen konnte, war es natürlich nicht so leicht zu wissen, wen man jetzt mitnehmen sollte. Die Wahl fiel dann auf Magnus, einen Kletterfreund und begeisterten Skifahrer (wenn auch mehr Alpin), für ihn wurde der Tag dann auch zu einer Deutschauffrischungsstunde, denn er war mal für ein Semester an der Uni in Konstanz am Bodensee - oder besser "Konschtanz", wie er so schön sagt...
 Aber das Wetter - ohjemineh! Als ich morgens erst mal allein zum Holmenkollen hochtingelte (es ging besser mit der U-Bahn, weil ja noch kein Wochenende war), lag die ganze Arena dick in Nebel eingehüllt - keine Chance, irgendetwas zu sehen. Dabei stand doch das Einzelspringen der Nordischen Kombinierer von der Holmenkollenschanze (Großschanze) an! Ergebnis waren viele leere Zuschauerränge und dass man bei den weniger begabten Springern den Eindruck hatte, sie wären einfach nur den Hang hinunter gefahren und nicht vom Schanzentisch gesprungen, denn davon, dass sie gesprungen waren, war nix zu sehen - sie kamen ja einfach aus dem Nebel herausgefahren. Als Magnus dann zum Teamsprint Langlauf kam, waren zwar extrem viele Leute, aber wir konnten wieder einmal nicht einmal die Großleinwand auf der anderen Stadionseite sehen, nur einen kurzen Blick auf die vorbeifahrenden Läufer erhaschen. Ähnliche Sichtverhältnisse gab es dann später am Nachmittag zum Langlauf der Nordischen Kombinierer. Aber ich denke, dass Magnus und ich es trotzdem ganz lustig miteinander hatten.
Ganz deutlich: Da kommt einer!
Unverwüstlich: Die Franzosen, allez les Bleus! Es gewann später: Jason Lamy Chappuis aus La France!


FREITAG!!!
Da ist sie auch - die mysteriöse Großleinwand

Da kommt einer geflogen!
Eric Frenzel von dem "einfühlsamen" ARD-Reporter beschlagnahmt


Am Freitag hatte dann mein lieber Freund Kjell die Ehre, mich zu begleiten. Oder ich hatte die Ehre, ihn zu begleiten, wie auch immer.
 Vom Teamspringen der Nordischen Kombination sah man diesmal deutlich mehr und auch die Herrenstaffel, die übrigens ausverkauft war, konnte man gut verfolgen. Erst danach konnte Kjell kommen, da er noch arbeiten musste. So schauten wir uns zusammen die Entscheidung im Langlauf des Mannschaftswettbewerbs der Kombinierer an - ach je, wieder das gleiche Ergebnis wie auf der Normalschanze: 0,1 Sekunden hinter Österreich! Und dann wundern sich die ARD-Reporter, warum Björn Kircheisen auf den Witz, er würde mittlerweile Björn "Silbereisen" genannt werden, so säuerlich reagiert... Na ja, immerhin eine Medaille. Aber dadurch habe ich die Nordische Kombination richtig lieb gewonnen und finde sie unglaublich spannend!
Henrike (fast 91) und Kjell (23)
Am Samstag, dem vorletzten Tag der Weltmeisterschaften, hatten Per und ich die Ehre, an der Drinkstation am Frognerseteren (Jörg, wie spricht sich's aus? ;) ) mitzuwirken. Hat alles super geklappt, ich bin sogar die meisten Flaschen losgeworden, mehrere Male an Kristin Störmer Steira und Vibeke Skofterud, was mir viel Lob von einem Schweizer Kollegen einheimste (der sich darüber wunderte, warum ich so gut Deutsch sprach - ich habe ihn später aufgeklärt...). Auch mit den italienischen Kollegen habe ich mich etwas unterhalten ("non parlare italiano - toll, was, liebe Pattl? Da hätte ich deine Sprachkenntnisse gut gebraucht...) und sagen, dass ich "tedesco" bin, zwar kein italienisch, aber "latino" könne. Nun ja, sprechen wohl eher weniger als viel mehr übersetzen. Meinen lieben Nachbarn Marcus aus Gombsen und ja, ersten immer noch Ehemann, habe ich am Frognerseteren knapp verpasst, habe ich anhand eines seiner Blogfotos festgestellt, aber es waren einfach zu viele Menschen! Wir sind dann mit den Italienern runter gefahren, aber erst in ihr Mannschaftshotel, das war eine Fahrt, kann ich euch sagen! Sicherheitsgurte? Nulla! Schrittgeschwindigkeit wegen der vielen Menschen? Bedingt. Geduld? Na ja. Redefluss? Aber ja! Lautstärke? Na aber erst recht!
Schlussendlich dann sicher wieder unten am Holmenkollenstadion angekommen, fand die sogenannte "Ungdomsstaffetten" statt, die Jugendstaffel, mit norwegischen Staffeln aus allen "fylken" (Bezirken) und einigen Mannschaften aus Finnland, Estland und Schweden. Es gewann eine finnische Staffel vor zwei norwegischen und Öystein Pettersen teilte die Premien aus. Als er mich begrüßte, sagte er durchs Megafon, eine gewisse Deutsche habe Alkohol an die norwegischen Athleten an der Drinkstation ausgehändigt... Haha, lieber Öystein. Der Kronprinz war auch dabei und hat mich auch begrüßt, ein ganz netter Mann.

Hier die Bilder des Tages:
Warten auf die Athleten: ganz links die temperamentvollen italienischen Kollegen
In Position
Kristin Störmer Steira erhält ihr Getränk - achtet auf die Stellung meines Handgelenks!
Geglückt auch bei Vibeke Skofterud
Da laufen sie! Links am Rand ist Per zu sehen
DANKE ALLEN FÜR EINE WUNDERBARE UND UNVERGESSLICHE WM - PER, Vidar und Morten!
Kein Dankeschön an die Organisatoren in punkto öffentlicher Nahverkehr - sie hatten nichts dazu gelernt am zweiten WM-Wochenende.

Sonntag. Flug Oslo Gardermoen nach München Franz-Josef-Strauß. Dort habe ich eine entscheidende Weiche für meine Zukunft gestellt und habe jetzt ein duales Studium beim Bergsportausrüster SALEWA in der Tasche, das in und bei München stattfinden wird.
Wer Genaueres wissen will, kann mich gerne kontaktieren.
Montag. Flug zurück.

Ja, am Mittwoch, dem 9. März, hatte ich Geburtstag, 19 Jahre alt bin ich geworden. Hui! Denkt mal bloß nach, Kinder, wie viele sind es dann nächstes Jahr? 20! Klingt das alt! Da ich Kjell im Februar ja zu seinem 23. Geburtstag gratuliert hatte, obwohl er 32 wurde, kam an diesem Tag prompt die Quittung: "Henrike! Wirst du heute 91?" Immerhin, so antwortete ich ihm, habe ich 68 Jahre mehr an Lebenserfahrung und kann ihm gerne eine meiner vielen Lebensgeschichten erzählen!
Zum Geburstag bekam ich viele Glückwünsche und auch einige Geschenke. Per schenkte mir zusammen mit meinen Kollegen, aber eigentlich mehr Freunden, Anne Ragnhild und Staale eine Riesenschachtel voll mit Daim Schokolade!!! Fast ein Kilogramm schwer. Von meiner Tante Uta und ihrer Bande bekam ich einen Thermosbecher und einen Messergabellöffel (Campingbesteck in einem). Von meiner Gastfamilie bekam ich eine dünne Obertrikotage, einen Holzschöpflöffel und einen Kinogutschein für einen Film meiner Wahl. Außerdem aßen wir leckere Lasagen und zum Nachtisch eine Erdnusstorte mit Meringueboden! Meine Ellis sandten mir gestern zudem noch ein Paket mir lauter Leckereien inklusive Pfefferminztee.
Meine Gastschwester Karianne war tags zuvor zu ihrem einmonatigen Aufenthalt nach Tansania aufgebrochen, wo sie in einem Kinderheim und einer Schule arbeitet. Ihr gefällt es wohl sehr gut dort. Vor ein paar Jahren war sie auch schon einmal auf Sansibar auf einer norwegischen Volkshochschule.
Meret, die Schweizerin, konnte noch mit mir Geburtstag feiern, und fuhr am nächsten Tag dann aber schon ab.
Somit ist es also etwas stiller im Haus geworden.

Viel Zeit zum Verweilen blieb nicht, denn am Donnerstag musste ich früh raus, um meinen Flug nach Trondheim nicht zu verpassen. Dort wurde ich dann von Per abgeholt, um zu den norwegischen Juniorenmeisterschaften zu fahren, das Pendant zu den Norwegischen Meisterschaften in Steinkjer Ende Januar. Es waren leider nicht so viele Leute wie bei den Seniorathleten, das fand ich ein bisschen schade und der Sprecher war auch nicht der Beste, er sagte nur die ersten drei Läufer an, die auf dem Treppchen stehen  würden und es ist doch ziemlich unpassend bzw. deprimierend, wenn man zum ersten Mal eine so große Meisterschaft läuft, 10. oder auch 24. wird und der Sprecher sagt keinen Mucks. Für viele ist es außerdem der Höhepunkt der Saison, schließlich hat ja nur ein Bruchteil die Möglichkeit, beispielsweise zu den Juniorenweltmeisterschaften o.ä. zu fahren.
Die anderen Freiwilligen, die ich von der Peder Morset Folkehögskole kenne, waren leider nicht da, die ganze Schule war auf Klassenfahrt in Amsterdam.
Das Hotel und auch das unberechenbare Tröndelagwetter waren sehr schön. Meine Sonnenbrille kam jedenfalls oft zum Einsatz. Am besten war aber das Bett - groß und weich (ganz für mich allein, auch wenn ich gern ein Zimmer mit Karianne, der Studentin, gehabt hätte, aber das kriegen wir in einer Woche in Tromsö hin).
Per fuhr am Samstag nach Voss bei Bergen, wo gleichzeitig ein Norges Cup senior stattfand. Ich schlug mich weiterhin mit dem Computer herum, denn im Selbuer Skistadion gab es kein richtiges Internet und der Internetstick wollte auch nicht wie ich wollte. Bis dann ein besserer Abhilfe schaffte.
Karianne und ich fuhren am Sonntag nach dem Ende der Staffelrennen zurück, wir hatten eine sehr schöne Fahrt! mit Pers Auto, der den Zug von Voss nach Oslo nahm.

Gestern hatte ich dann frei, habe gefaulenzt und das strahlend schöne Wetter für einen Waldspaziergang mit Timo genutzt, auch wenn der alte Herr nicht sehr weit wollte...
Heute habe ich meine Akkreditierung für den Biathlonweltcup am Donnerstag, Samstag und Sonntag abgeholt - diesmal habe ich eine! Aber das Foto ist wirklich schrecklich! Na ja.

Bis bald dann und haltet die Ohren steif im warmen Deutschland.
Und ich werde jetzt auch nichts über Japan schreiben, nur so viel, dass wir alle ein großes Glück haben, gesund zu sein und nicht auf zwei aneinanderreibenden Kontinentalplatten zu sitzen.

Findus in Oslo

Donnerstag, 3. März 2011

Mein Heim

Das Haus, die ehemalige Grundschule vom Solemskogen

links unten gehören die Eckfenster zur Sauna und das kleine ist von meiner Bettnische. Ganz oben befindet sich ein Aussichtsturm.


Mein Zimmer:



Normalerweise mit Seeblick aufs Maridalsvannet, hier nur Nebelsuppe...


die Sauna
das Bad

Die tierischen Bewohner:

Timo

Julian