Montag, 4. Juli 2011

Adjø, adjø - Norwegen ABCø

A wie Alkohol. In allen skandinavischen Ländern ein heißbegehrtes Gut, in Norwegen umso mehr, denn es ist rar. Ab ca. 4‰ gibt's alkoholhaltige Getränke nur noch im Vinmonopolet (Weinmonopol) zu kaufen und da wird es so richtig teuer. Aber auch der ordinäre Supermarkt mit den Bierdosen für den kleinen Mann hat es in sich, denn ab einer bestimmten Uhrzeit wird kein Bier mehr verkauft, oft ist 18 Uhr Schluss. Wer also erst zur Sandmannzeit draufkommt, sich ein Bierchen zu gönnen, der wird nicht mehr betrunken. Trotz allem oder gerade deswegen ist Alkohol populär wie kaum etwas anderes und das sowohl bei der jungen, als auch der erwachsenen bis älteren Bevölkerung. Mag das auch in Schweden und Finnland der Fall sein, aber nur in Norwegen haben es zwei deutsche Begriffe geschafft, sich in die norwegische Trinkkultur einzuschleichen: "vorspiel" und "nachspiel". Bedeutet also, man betrinkt sich vor und nach dem Kneipenbesuch, denn es ist immer noch billiger, sich zu Hause etwas anzutrinken, als in der Kneipe tief in die eigene Tasche zu greifen. Umso amüsanter ist es für die Norweger, dass das Wort Vorspiel im Deutschen mehr im Zusammenhang mit dem benutzt wird, was vor dem Konglomerat von Mann und Frau kommt.

B die Berge. Von denen gibt es in Norwegen sehr viele und imposant sind sie alle mal, ob die aus dem nichts auftauchenden Berge ganz im Norden in Troms oder imposante Gebilde wie Jotunheimen oder Hardanger. Da hausen natürlich auch die Trolle, oder angeblich. Für einen Norweger allerdings keine Frage: natürlich!

   der Brunost. Eines der grässlichsten, aber hochpopulärsten Produkte Norwegens, in der Beliebtheitsskala weit über dem Alkohol, weil notwendiger. Nun ja, das ist ja manchmal nicht so ganz klar... Brunost, oder Braunkäse auf deutsch, ist und bleibt...auf jeden Fall kein Käse! Es gibt ihn nur mit Ziegenmilch, mit etwas Kuhmilch und man legt ihn gern in eine Lefse (einer Art Eierkuchen), wo er dann schön zerläuft, iiiih! Ich habe es probiert, ich habe es probiert, aber auch nach zuletzt bestehender Hoffnung ist es mir nicht gelungen, dieses urnorwegische Produkt in mein Gaumenherz zu schließen. Dabei muss man nicht einmal als Norweger geboren sein, um es zu mögen, denn leider musste ich von vielen Ausländern, auch Deutschen, erfahren, dass diese es sich nicht einmal "lernen" mussten, den Brunost zu mögen. Ihr seht, ich stehe in dieser Hinsicht auf verlorenem Posten.

C wie Computer. Punkt 1 ohne den viele Norweger aufgeschmissen wären. Besonders beliebt, das Neueste vom Neuesten, also MacBooks von Apple. Ansonsten ist Norwegern sehr bevolkert von älteren HC- und Dellmodellen. Etabliert hat sich auch das Apple iPad, welches es dem gemeinen Norweger noch einfacher macht, immer und überall Emails abzurufen und im Internet Zeitung zu lesen. Oder, die Unweiten von Facebook zu erforschen.

D Deutsch. Deutsch ist etwas, was viele Norweger gerne verstecken. Fast jeder in der heutigen Erwachsenengeneration hat es in der Schule gehabt, 2 Jahre, 4, Jahre, 5, Jahre oder auch 10 Jahre, wie beliebt. Kenntnisstatus danach: unabhängig von Lernzeit sehr unterschiedlich. Genies wie Per Nymoen (-->) können es nach 2 Jahren in der Schule und einer vergangenen Zeitspanne von 40 Jahren immer noch gut, andere eben nicht so. Aber irgendwann rutscht jedem Mal ein kleines deutsches Wort raus, gerne Wörter wie "schnell, schnell", "sch****", "zack, zack" oder ein sehr populärer Spruch über die Präpositionen: "an, auf, hinter, in, neben, über, unter, vor, zwischen".
  
   Dialekte gibt es in Norwegen wie Sand am Meer und können manch Deutschen zur Verzweiflung treiben. Spricht man in einem Tal diesen Dialekt, ist es einen Kilometer weiter schon wieder ein anderer. Man unterteilt aber zum besseren Verständnis in großflächige Dialektgebiete: Sørlands- und Østlandsdialekt, besonders hervorzuheben beim Sørlandet ist Kristiansand S(üden), weiterhin der Oslodialekt, dann die Dialekte in Oppland und Hedmark, besonders hervorzuheben ist der Gudbrandsdalsdialekt, die Vestlandsdialekte mit Stavanger, Bergen, Førde und Kristiansund N als Zentrum. Darauf folgt der Trøndelagdialekt in und um Trondheim in Nord- und Sør-Trøndelag, sowie der Nordlandsdialekt um Mo i Rana, Bodø und Narvik. Speziell wird es dann noch einmal in Troms und der Finnmark. In Målselv in Troms spricht man kurioserweise aber mehr einen Østerdalsdialekt, keinen typischen Tromsdialekt.

E wie EU. Die Europäische Union hat es bisher bekanntlich noch nicht geschafft, Norwegen und die Norweger für sich einzunehmen. Zwei Mal gab es eine Volksabstimmung und zwei Mal wurde abgelehnt. Heute meinen viele Norweger, dass Norwegen aber trotzdem quasi schon zur EU dazu gehört, denn durch das Schengen- und weitere Abkommen, werden viele Produkte und Prozesse durch EU-Richtlinien beeinflusst, z.Bsp. der Datumsstempel auf Eiern, die eigentlich noch länger drauf sind, als drauf steht.

    Elch. Überall sieht man ihn, auf Straßenschildern, Autoaufklebern, Anstecknadeln, usw. Nur ich, die so viel in Norwegen mit dem Auto gereist ist und nun fast ein Jahr in diesem Land verbracht hat, habe keinen einzigen lebenden oder verschiedenen zu Gesicht bekommen. Einmal, als wir während des Ankunftsseminars von Trondheim nach Selbu zurückfuhren, sah man ein paar Schatten am fernen Waldesrand, aber das würde ich mal nicht einen Elch sehen nennen.  Besonders elchlos war es gerade dort, wo "außergewöhnlich große Elchgefahr" bestand, habe ich das Gefühl. Das ist mir aber allemal lieber, als die Begegnung mit einem Elch mit dem Auto, was in Norwegen zahlreich passiert und nicht selten mit schweren Verletzungen oder schlimmer endet.

F Fußball! Man glaubt es nicht, aber Norwegen ist ein total fußballverrücktes Land, auch wenn wir als Deutsche höchstens Rosenborg Trondheim kennen, die es schon mal in den UEFA-Cup geschafft haben. Andere Toppklubs sind der Osloer Heimverein Vålerenga, Lillestrøm, Brann aus Bergen, Tromsø, Start aus Kristiansand S oder Fredrikstad. Bei Heimspielen von Vålerenga fühlt man sich in der U-Bahn schon mal wie vor einem Dynamospiel. Der Fußballverband ist auch größer als der Skiverband und bis vor kurzem waren 90% der Norweger laut einer Umfrage überzeugt, dass es die norwegische Nationalmannschaft der Herren ins Endspiel der EM schafft. Nun ja, nach dem letzten Spiel gegen Litauen dürfte diese Zahl bedeutend kleiner geworden sein und viele Klubs spielen besser als die Nationalmannschaft. Die Frauen spielen da, auch wenn es sich gerade bei der WM nicht so zeigt, besser.

  Fliegen. Kein Volk der Welt fliegt mehr im Inland umher als die Norweger. Rein statistisch gesehen, befindet sich 1/3 bis die Hälfte aller Norweger ständig in der Luft. Fliegen, das ist wie Busfahren, viele Pendler fliegen nicht nur am Wochenende nach Hause, sondern mehrmals in der Woche. Bekannteste Fluggesellschaften sind SAS aus Schweden und Norwegian.

  Fisch. Das Brot Norwegens, mittlerweile auch in Fischfarmen angezüchtet und durch die vielen Medikamente eine Gefahr für den Wildfischbestand.

  Facebook. Die heimliche Regierung Norwegens. Das "soziale" Netzwerk ist zu einem der Hauptkommunikationsmittel des Landes geworden. Jedes Unternehmen, das etwas auf sich hält, ist dort vertreten, jedes Handy hat Facebook als Anwendung gespeichert. Mich, die doch eigentlich schon einmal dort ausgestiegen war, hat mein Klettertrainer der ersten Stunde, Chris Allan, wieder drauf gebracht und bat mich inständig darum, da die Klettegruppe darüber viel abspricht. Hauptsächlich habe ich es aber wohl deshalb getan, weil ich damals, im Herbst vorigen Jahres, Hals über Kopf in ihn verliebt war und es wohl eigentlich als eine Tat hormonellen Überschusses wieder rückgängig machen sollte, aber jetzt, da ich nach Hause fahre, ist es zum Kontakthalten sehr nützlich. Und wer sich Zeit nimmt, und die Sicherheitseinstellungen durchforstet, der kann diese Plattform auch beruhigt benutzen.

G Golf. Golf, das ist ja kein Sport, aber jedes Dorf, jede Stadt, die etwas heißen will, hat eine Golfbahn. In Oslo gibt es davon natürlich mehrere und auch Golfzentren, wenn es mal regnet oder im Winter der Schnee liegt.

  Gleichberechtigung...ist in Norwegen das A und O. Frauenquote, mehrere weibliche Parteichefs, allen voran der Hausdrachen namens Siv Jensen, usw. Teilweise wird die Frauenquote aber auch recht aggressiv betrieben, es ist z.B. sehr ungewöhnlich, länger als ein Jahr nach der Geburt des Kindes zu Hause zu bleiben, lieber sollte frau schnell zurück in die alte Arbeit.

H wie Handy, Punkt 2 ohne den in Norwegen gar nichts geht. Ständig sitzen die Norweger mit irgendeinem Handy herum, telefonieren tun sie dabei meist nicht. Das erste, was ein Osloer U-Bahn-Gast tut, ist hinsetzen und Handy zur Hand nehmen. Munter wird auf dem berührungsempfindlichen Bildschirm hin und her gerudert. Beliebteste Modelle sind die ständig erneuerten iPhonemodelle oder htc-Telefone, allgemein gesagt sogenannte Smartphones, also mit besagtem Bildschirm. Größte Telefongesellschaften sind Telenor, NetCom und Tele2.

  Humor haben die Norweger, auch wenn es das Klischee nicht unbedingt vorschreibt. Und wenn man den Humor eines Landes und einer Sprache versteht, dann hat man sie wirklich verstanden. Norwegen hat viele Komödianten, u.a. das alljährlich stattfindende Sommergelächter (sommerlatter) auf der Aker Brygge in Oslo, wo wir mit der Arbetit zum Sommerfest waren, oder die Sendung "Nytt på nytt" (Neu auf neu), in der die Geschehnisse der Woche diskutiert werden.

I wie Internet, Punkt 3, ohne den Punkt 1 und Punkt 2 aufgeschmissen wären und somit auch die Norweger. Internet gibt es fast überall in Norwegen, entweder über die Netze der Telefongesellschaften oder, abgesehen von Privathaushalten, in Hotels. Jedes noch so kleine Hotel hat Internet, besonders die einsam gelegenen Berghotels. Wer also die absolute Abgeschiedenheit sucht, muss schon etwas erfinderischer werden. Komischerweise hat das Hotel des norwegischen Olympiastützpunktes (mit der einen nervigen Klimaanlage) als eines der letzten Internetanschluss bekommen, wo doch auch der Sport heutzutage sehr davon abhängt.

J wie Journalismus. Diesen sollte man in Norwegen vorsichtig genießen. Zeitungen wie VG (Verdens Gang, der Gang der Welt) oder Dagbladet ähneln eher der Bildzeitung als einem seriösen Medium. Die Osloer Zeitung Aftenposten erinnert eher an übliche Lokalblätter, wie die Sächsische Zeitung. Aber fast keine norwegische Zeitung kommt ohne große Buchstaben und mehrzeilige Schlagzeile aus oder ohne ein Verb in derselben. Beispiele: "Alle nehmen einen Biss von der Frp" (Frp ist die Fremskrittsparti, also Fortschrittspartei), "Schreiben Strauss-Kahn ab" oder "Wirft Großfavoritin Sjarapova raus".

K wie Kjell, mein bester Freund in Norwegen. Hier hat sich für mich eines verfestigt: Eine richtige Freundschaft ist es, wenn man sich zwar nicht so oft sieht, aber dafür bei den Gelegenheiten umso mehr miteinander verbringt und Kontakt hält, sich vor allem ohne viel Aufhebens versteht. Ohne Kjell wäre es nicht dasselbe schöne Jahr gewesen, ich dachte ja nie, dass wir beide mal so gute Freunde werden würden, denn jeder scheint irgendwie ein Stück von ihm abhaben zu wollen und ich kleines Hansel habe nicht nur ein Stück, nein ich habe einen ganzen Freund bekommen. Ich konnte immer mit ihm reden, vor allem als es mir in der ersten Gastfamilie nicht so gut ging, und er weiß immer einen guten Rat. Er ist eben einfach mein Freund.

   Klettern hat mir beim Bekanntschaften schließen sehr geholfen und ohne das Klettern hätten auch Kjell und ich uns nie kennen gelernt. Im ersten Halbjahr habe ich ja sehr viel geklettert, im zweiten Halbjahr lief es durch die Skisaison und das relativ früh wegfallende Gemeinschaftstraining eher spärlich, was mich zwar ärgert, aber so ist es nun einmal. Dafür habe ich nach einem Hartkletternachmittag mit Kjell am Samstag jetzt immer noch einen stattlichen Muskelkater in Armen, Rücken und Beinen.

  Krimi. Der Osterkrimi ist in Norwegen ja obligatorisch. Regelmäßig erscheinen zu Ostern die neuesten Kriminalgeschichten, ob von Jo Nesbø (den ich übrigens jetzt mal beim Klettern gesehen habe, laut sch**** nach einem Fall rufend), Anne Holt oder Gunnar Staalesen, dem Urheber von Privatdetektiv Varg Veum. Dass so viele Krimis gibt, weil in Norwegen nichts passiert, glaube ich nicht, Missbrauchsfälle, Drogen und Morde, das alles gibt es in kleinen Dörfern oder auch in Oslo.

 Königshaus. Harald, Sonja und Co. sind noch beim Volk beliebt, aber wie lange ist die Frage, ob nach dem derzeitigen Kronprinzen Haakon seine Tochter Ingrid Alexandra den Thron besteigen wird, ist fraglich. Der König war während des Krieges eine wichtige Stütze des norwegischen Volkes, jetzt merkt man aber nicht mehr so viel davon. Viele Norweger meinen, die Monarchie sei nicht unbedingt notwendig, aber ohne ist es auch nicht schön. Das norwegische Königshaus ist auch weitgehend skandalfrei, bis auf Prinzessin Märtha-Louise und deren Mann Ari Behn; sie, eine esoterische Engelsverfechterin mit zweifelhaften Aussagen (sie könne mit den Toten sprechen, dies behauptete sie aber nur solange, bis sie von der norwegischen Presse niedergemacht wurde), er ein Skandalautor erster Güte. Deren Kinder haben es auch nicht besser: Sie heißen Leah Isadora, Maud Angelica und Emma Tallulah.

L wie Langlauf. DER norwegische Nationalsport schlechthin, aber auch das Streitthema schlechthin. Jeder Norweger hat in seinem Leben einmal auf Langlaufskiern gestanden, die meisten führen es auch weiter. Langlauf ist immer und überall präsent, ob Schnee liegt oder nicht. Starläufer Petter Northug jr. könnte man auch gleich zum Nationalheiligen küren, auch oder gerade weil er manchmal so provokant auftritt, aber vor allem, weil er der Presse unzählige Schlagzeilen beschert. Was kann wichtiger sein als er? Für die Zeitung VG war der Bombenangriff auf Südkorea im Vergleich zur Gesundung des Herrn Northug eher Nebensache. Die dramatische Art der norwegischen Medien führt gepaart mit der tiefen Verwurzelung des Langlaufs in der norwegische  Kultur aber auch zu einer gewissen Überempfindlichkeit, siehe Teamsprint Düsseldorf im Dezember 2010. Ziel ist immer, bester zu sein, immer und überall, die meisten Sponsoren, usw. Da kann man sich als andere Sportart schon einmal benachteiligt fühlen. Aber, was soll man sagen? Die Resultate der Ski-WM in Oslo sprechen für sich mit Norwegen als bester Nation. Steigern ist da schwer möglich, aber nicht für Norwegen.

M wie Mode. Nicht ganz so wichtig wie in Schweden vielleicht, aber auch die Langläufer putzen sich heraus, sobald sie den Skianzug in den Schrank hängen. Es gibt eine Osloer Modewoche, die aber kaum Beachtung findet. Norwegerinnen sind oft sehr schick, beliebt sind Perlenohrstecker, es darf ruhig kurz und luftig sein, auch wenn eisiger Wind weht. Ab zweistelligem Temperaturbereich wird die Winterjacke ausgezogen und das Hemd aufgeknöpft.

N na klar, Norwegisch. Norwegisch ist für einen Deutschen aufgrund der extrem vielen Gemeinsamkeiten rein vom Vokabular sehr leicht zu erlernen, die Grammatik ist sogar oft noch einfacher. Als Hindernis erweist sich oft die gesangshafte Sprachmelodie oder das bei Dialekten sehr häufig vorkommende Nuscheln. Norweger lieben es, wenn man Norwegisch spricht und entweder bemühen sie sich ganz doll, ordentlich zu sprechen oder sie reden mit einem Wortschwall auf dich ein. Manchmal ist mir Norwegisch fast etwas langweilig oder zu normal geworden, aber es wird mir so komisch vorkommen und fehlen, zu Hause wieder Deutsch zu sprechen, oder allgemein eben nicht mehr Norwegisch.
Gewisse Phrasen werde ich bestimmt lange auch im Deutschen behalten: "oi" (Universalausdruck für Freude, Erstaunen, Sorge, usw.), "jøss!" (Du lieber Himmel!, da kann man auch sagen "Himmel og ha!") oder die Ausdrücke "ja vel" und "nei vel" (jeweils als "aha" auf positive oder negative Aussagen zu verwenden, nicht als Jawohl!).

  Nation. Norwegen ist eine stolze Nation, das beweist sich besonders am 17. Mai, dem Nationalfeiertag, in den Wimpeln, die jeden Tag an jedem Haus wehen oder auch bei etwas hoffnungslosen Spielen ihrer Fußballnationalmannschaft. Man ist solidarisch.

O wie Oslo. Die Hauptstadt Norwegens mit eigener Fylke (Distrikt oder Bundesland) hat laut neuesten Berechnungen etwa 600.000 Einwohner, ist von der bebauten Fläche her aber deutlich kleiner als Dresden. Zählt man den Wald mit, ist Oslo wiederum viel größer, sogar vier Mal größer als Paris. Oslo ist durchaus sehr alt, aber davon sieht man nur noch sehr wenig, denn es brannte mehrmals nieder (es war ja alles aus Holz) und blieb auch während des 2. Weltkrieges nicht verschont. Oslo bietet viel: Ruhige Natur, Mulitkulti im Stadtteil Grünerløkka, Kultur in der Oper, Baden im Meer, Inselromantik und es ist nicht zu groß und nicht zu klein, zumindest genau richtig für einen Dresdner. Oslo ist wie ganz Norwegen auch Heimat vieler Einwanderer, vor allem afrikanischer Muslime, viele wohnen in Grønland oder Randbezirken. Integration klappt hier viel besser als in Deutschland, es gibt gut bezahlte Jobs, Sprachkurse, usw.
Oslos Nachteile liegen in der Kriminalität, die vor allem rund um den Hauptbahnhof floriert, also Drogen. Die Polizei hat dort 24h-Dienst. Kürzlich wurde aber leider auch ein junger Mann völlig ohne Motiv und zufällig Opfer eines Mordes, als er annahm, ein bestimmtes Auto sei ein Pirattaxi, daraufhin kam ein anderes Auto um die Ecke, und der junge Mann wurde einfach so durch einen Kopfschuss getötet, denn wie die Polizei heute weiß, war es kein Pirattaxi und in kriminellen Kreisen kann eine einfache falsche Aussage zu solch schlimmen Sachen führen. Außerdem gibt es wie in ganz Norwegen auch viele Einbrüche, Raub- oder "normale". Fast jedes Haus und jede Wohung hat daher eine Alarmanlage.

Nun ja, wenn man sich aber nicht gerade mitternachts am Hauptbahnhof rumtreibt, lässt es sich in Oslo ruhig und sicher leben, das vergesst nicht.

P wie Preise. Die unendliche Geschichte, aber in fast allem ist es außerhalb Norwegens billiger. Dies hat allerdings auch zum Nachteil, dass man dazu geneigt ist, im Ausland zu viel Geld auszugeben, denn wie viel würde das in Norwegen kosten? Das Dreifache, mindestens! So ähnlich erging es mir in Madrid und Rom. Weiter werde ich dieses Thema nicht vertiefen, da wird man nie fertig.

   Per Nymoen. Eine besondere Ausgabe der Gattung Homo sapiens und mein Chef im Skiverband! Ein überaus netter und umgänglicher, fürsorglicher Mensch, ohne den in Norwegen vieles nicht so gut gelaufen wäre, zumindest nicht für mich. Da habe ich echt Glück gehabt, tusen takk skal du ha, Per! Mir missfallen nur ein paar kleinegroße Dinge: Die vielen Telefonate, Emails und der Stress. Immerhin habe ich es geschafft, ihn seit sieben Jahren das erste Mal wieder zu einem Herzcheck zu überreden!!!

Q

R

S wie Sport. Sport, das habt ihr ja sicher schon gemerkt, wird in Norwegen immer groß geschrieben. Ob Fußball, Langlauf, Biathlon, Abfahrt, Radfahren, Orientierungslauf - Sport bewegt und Sport erregt, vor allem die Gemüter. Ohne Sport wären die Zeitungen aufgeschmissen und die Norweger nicht so schlank, wobei auch das Übergewicht langsam Einzug hält.

T wie Troll. Norwegisches Waldhaustier, das selten jemand zu Gesicht bekommt. Nur zu kaufen als Mitbringsel im Souvenirladen.

U wie U-Bahn. Das Leiden des Osloer Nahverkehrs, gleich nach dem NSB (Zug). War ich im Vorjahr noch sehr zufrieden, bin ich es dieses Jahr weniger: So viele Ausfälle, Signalstörungen, Baustellen hat die Welt noch nicht gesehen und dann geht wirklich nichts, gar nichts! Konsequenz sind übervolle Busse und Straßenbahnen. Dabei gibt es nur sechs U-Bahnlinien, die auch nur aller 15 Minuten kommen. Ich darf kurz an Madrid erinnern, mit weitaus mehr Linien, einer Station für jede Linie und 3-Minutentakt! Jaja, ich weiß, Oslo ist nicht Madrid, aber die Osloer Bahnbehörden sollten mal eine Fortbildung machen.

V wie Vergangenheit. Oft leben die Norweger rein grammatikalisch gesehen in der Vergangenheit, treffendstes Beispiel ist, wenn man zu Mittag isst und sagt: "Det var godt!" (Das war gut - auch wenn es immer noch schmeckt.) Oder man ist zusammen unterwegs und trifft jemanden Bekannten auf der Straße, noch bevor man diesen aber erreicht, sagt man schon: "Det var Fredrik!" (Das war Fredrik - auch wenn er immer noch da ist.)

W das Wetter. Damit kann man auch in Norwegen immer ein Gespräch beginnen. Zurzeit ist es vor allem in Südnorwegen sehr unstabil, was es nicht gerade leicht macht, aber die Temperaturen sind über 20°C und das ist mehr, als man für einen norwegischen Sommer verlangen kann. Ich wünsche kein Winterwetter, wenn ich morgen nach Hause komme, das merkt euch gut, 13 Grad, das ist ja wohl nicht euer Ernst, im Juli!

X

Y

Z wie Zeit. Die Zeit verlief anfangs normal, dann manchmal schleppend, dann wieder unglaublich schnell und ganz zum Schluss ziemlich träg. Aber es war eine sinnvolle Zeit.





Ja, da war's passé, das Jahr in Norvège. Ich möchte an dieser Stelle ein ganz spezielles Dankeschön nicht nur an Per, Kjell, Ståle, und viele andere richten (die wissen sicher, dass sie gemeint sind), sondern vor allem an meine liebe Gastfamilie mit Marit, Bjørn, Karianne, Timo und Julian! Ohne euch wäre ich sicher nicht so lange in Norwegen gewesen, ihr habt mir mein Jahr gerettet! Damit ist auch Pers Frau Kjersti eingeschlossen, ohne die der Kontakt zur Familie Kummeneje/Grinde nie zustande gekommen wäre. Tusen tusen takk til deg, Kjersti, du er min helt! Ich bin meiner ersten Gastfamilie durchaus dankbar, dass sie auf Pers Aufruf reagiert und mich aufgenommen hat, aber ich war dort zum Schluss so einsam und ein Jahr bei einer Familie zu wohnen, ohne eine Verbindung aufzubauen, das ist kein Leben, genau so nicht, wie sich bis zum Schluss anzupassen und zu verbiegen. Ich danke meiner Gastfamilie, weil sie mir den Glauben an eine nette und sichere norwegische  und Gastfamilie wiedergegeben hat und ich bei ihnen immer herzlich willkommen bin. Vor allem, weil ich jetzt sagen kann: Ich habe eine norwegische Familie.


Henrike.

P.S.: Je nach Einfallsreichtum und Bedarf wird diese Liste verlängert. Es folgen als nächstes voraussichtlich ein paar Fotos.