Donnerstag, 25. Juni 2015

Selbst ist die Frau


Tada! Marke Eigenbau
Zeit für die erste Mahd, Fannys Papa sitzt am Steuer
Dann war ich auch mal wieder bei Fanny zu Besuch gewesen, diesmal war auch das Wetter hervorragend. Am Tor begrüßten mich wie immer bellend Alex und Breizh. Nach dem Mittagessen schauten Fanny und ich uns ein paar kleine Häschen, Schäfchen und Hühner bei einer "Ausstellung" irgendwo auf dem Dorfe an. Den Nachmittag verbrachten wir außerdem mit dem Striegeln der Pferde, besonders Pferdeoma "Mamie" (das bedeutet auf Französisch auch Oma) genoss es, das überschüssige Fell loszuwerden, da das in ihrem Alter (stolze 34 Jahre) nicht mehr ganz so gut von selbst geht. Außerdem bauten wir noch eine kleine Hütte für die Pferdeausrüstung, bei der ich auch höchstselbst die Bretter setzte. (Ganz im Geheimen sollte es ja meine neue Residenz werden...)
Alex rafft sich auf

Breizh ist es zu heiß
Am letzten Sonntag war ich auch wieder da gewesen, diesmal konnten wir zu einem Freund von Fannys Bruder fahren, der einen großen Bauernhof mit vielen Kühen hat. Die jüngsten Kälber waren gerade zwei Wochen alt und ganz begierig darauf, meinen salzigen Arm abzuschlecken.

Außerdem halfen wir mit dabei, Kisten mit Kuhfutter zu befüllen und zur Auslieferung durfte ich bei Clément (der Bauer) mit im Traktor fahren. Dann wurde alles vor die Kühe so hingeschüttet, dass sie es fressen konnten.
Kälbchen
Dabei trafen wir auch zwei hochschwangere Kühe, die getrennt von den anderen gehalten wurden. Zuletzt bekam Kuh Grenadine (wie der Sirup) etwas, sie wurde vor ein paar Wochen von einer anderen Kuh geschupst und hat sich den Fuß verstaucht, da ist Bett- bzw. Grasruhe angesagt. Damit es ihr nicht zu heiß wurde, bekam sie einen wunderschönen Sonnenschirm mit Blumen aufgestellt.
Gestatten: Grenadine
Weil Kühe aber keinen Durst haben, wenn sie sich gar nicht bewegen, musste Grenadine mit dem Schlauch und Pumpe 3 Liter hinunterschlucken, und das zwei Mal am Tag. Dafür braucht man schon Kraft, denn das Maul macht die Kuh erst mal nicht freiwillig auf.
Wasser marsch bei Grenadine

Inzwischen hat übrigens der dritte Hund bei Fanny Einzug gehalten, Luki, der sonst die Meerschweinchen seiner früheren Besitzerin alle gefressen hätte und sich nun eingewöhnen muss, inklusive morgendlicher Heulkonzerte... Alex ist ganz schnell furchtbar eifersüchtig, wenn man sich mit dem kleinen Kerl beschäftigt und kommt sofort mit seinem Spielzeug an, um abzulenken.
Neu dabei: Luki (10 Monate)

Wir waren auch bei der Fête de la Musique (Musikfest), die immer am 21. Juni auf Initiative des früheren Kultusministers Jack Lang stattfindet, in Concarneau in der Ville Close. Es gab schon nette Musik, aber es waren einfach zu viele Leute unterwegs und mir war von der Autofahrt noch schlecht (da ich es nicht mehr gewohnt bin, hinten zu sitzen). Aber weil ich die Fête de la Musique bereits am Abend vorher schon gefeiert hatte (weil der 21. auf einen Sonntag fiel), war das nicht weiter schlimm, aber davon später.

Übrigens könnt ihr ganz am Ende der Internetseite ein Video über meinen Arbeitsort, das Fischereizentrum Haliotika, sehen, in dem ich auch vorkomme. Kreiert hat das Ganze meine Kollegin Manon.

Montag, 22. Juni 2015

Kleine Idyllen

Schon wieder zwei Wochen in Nachrichtenverzug, aber da ich ein Freund von chronischer Reihenfolge bin, bleiben wir erst mal dabei...


Am ersten Samstag im Juni war ich dann nun endlich mal im Parc Animalier du Quinquis, einem kleinen Tierpark, der zu einem Ort mit dem sehr bretonischen Namen Clohars-Carnoët bei Quimperlé gehört. Zuvor fuhr ich noch durch das Örtchen Le Pouldu, um den Geldautomaten zu suchen, aber es stellte sich heraus, dass ich als Mitarbeiterin von Haliotika kostenlos reinkam. Dazu gab's eine Plastetüte mit Brot für die Tiere. Der Park ist nicht groß, aber sehr schön gestaltet rund um eine bewaldete Senke. Gleich am Eingang liefen mir Gänse entgegen, deren Hunger die Skepsis besiegte. Hinter Zäunen gab es noch Rothirsche und Damwild, durfte teilweise aber auch frei herumlaufen, genau so wie Schafe, die teilweise etwas zerrupft aussahen. In extra Gehegen waren außerdem zwei Esel mit Riesenohren, zwei Ponys, zwei Känguruhs, zwei Schweine (die sich im Mist sauwohl fühlten), klitzekleine Meerschweinchen und Kaninchen, merkwürdig aussehende Hühner, Pfaue und unsichtbare Affen (auf der Bröschure waren sie drauf, aber ich habe sie nicht gesehen).

Nils Holgersson lässt grüßen





Man hat auch als Lama die Haare schön

Etwas zerrupftes bretonisches Schaf


Um diese idyllische Waldsenke herum ist der Tierpark angelegt



Sauwohl




Ein Wallaby in der Bretagne - A Wallaby in Brittany!


Tumulus!


In Familie kann man sich sicher noch länger dort vertun, als ich es getan habe; um nicht durch den Park durchzurasen, legte ich auch mal eine Lesepause in der Sonne ein. An diesem Tag gab es auch mehrere Legostände, für die ich aber schon etwas zu alt fühlte.
Aber auch für Hobbyarchäologen wie mich gibt es selbst im Tierpark von Quinquis etwas zu entdecken. "Quinquis" schrieb sich vor der Verfranzösisierung "Kenkiz" und heißt auf gut Bretonisch "befestigter Ort". Noch heute sind die Reste einer alten Festung sichtbar, die wiederum auf einem alten Hügelgrab, einem sogenannten "Tumulus" entstanden ist. Eine alte Eisensäule steht nicht weit entfernt.


Nach diesen Eindrücken fuhr ich wieder nach Le Pouldu mit der Überlegung, ins Haus von Marie Henry zu gehen, wo Gauguin und Konsorten die Wände verziert haben, sozusagen Graffitti aus dem 19. Jahrhundert. Nun ja, also dieses Haus war früher eine Herberge und die Besitzerin hieß Marie Henry. Nachdem es Gauguin in Pont-Aven nicht mehr so gefiel, ließ er sich in Le Pouldu nieder und nach ihm viele andere Künstler, wie Meijer de Haan oder Paul Sérusier. Da die Tablets, mit denen die Besucher normalerweise durch das Haus wandeln, "geupdatet" wurden, war ermäßigter Eintritt für alle. Da es sehr warm war und meine Aufnahmefähigkeit begrenzt, fand ich das nicht sehr schlimm. Das kleine Museum ist durchaus sehenswert, in den Räumen kann man verschiedenen Geräuschen lauschen, wie sich im Gespräch mit der Dame an der Kasse herausstellte, stellen diese kleine Situationen dar: Fischergespräche im Lokal, Marie Henry beim Gemüseschneiden, etc. Nur weil die Fischer Bretonisch sprachen, lief ich noch einmal schnell ins Lokal zurück. Zu lesen gab es nicht viel, aber es war ausreichend. Das berühmte Gemälde in der Gaststube, welches unter einer dicken Schicht Farbe freigelegt worden war, ist sehr beeindruckend, aber wenn man es auf Fotos sieht, denkt man, dass der Raum riesig sein muss, aber es ist wirklich nur eine kleine Gaststube, deren eine Wand mit den Gemälden geschmückt ist. Wer mal wissen will, wie ein echter Gauguin aussieht, ohne in ein Riesenmuseum zu wollen, der mache sich auf nach Le Pouldu ins Maison Marie Henry.
Das berühmte Gemälde, oder besser gesagt: Gemäldegruppe


Eigenwillige Rechtschreibung des Spruchs des Hosenbandordens "Honi soit qui male y pense" (Neudeutsch: Ein Schelm, der Böses dabei denkt"


Ja, es ist ein echter Gauguin!

Ein Badezimmer nach dem Geschmack meines Bruders!
Gästeliste mit klangvollen Namen:

Eure Henni

Sonntag, 14. Juni 2015

Bild und Lied der Woche

auf gut Englisch "Twin Towers" (Zwillingstürme)
So gebeugt fühle ich mich jetzt nach meiner 12km-Wanderung...

Nun zum Lied der Woche, das gerade rauf und runter im Radio läuft und beweist, dass die Franzosen es besser verstehen, aus Castingshows vernünftige Musiker herauszubekommen.
Fréro Delavega "Chant des Sirènes" (Sirenengesang)


Und für meine liebe Mama noch das Lied meines Klingeltons, ebenfalls von Fréro Delavega:

Einen guten Start in die neue Woche wünscht euch
Eure Henni

Wissen auffrischen in Brest

Pfingstmontag musste ich arbeiten, genau so wie am darauffolgenden Samstag, weil wir ja das ganze Jahr für Gruppen geöffnet sind und somit Gewehr bei Fuß stehen, wenn sie für einen Tag auch am Wochenende oder Feiertag reservieren. Nach der Arbeit bin ich mal wieder zu meinem Lieblingsdolmen gefahren (dessen Bilder ich irgendwann vorher schon mal in einem Blogeintrag gezeigt habe), aber wie das letzte Mal musste auch an diesem Abend ein Unermüdlicher seinen Rasen mähen, von wegen Stille und Meeresrauschen...
Umso ärgerlicher, dass es am nächsten Tag wie aus Eimern schüttete, aber so ist nun mal das Wetter in der Bretagne: "Il ne fait que beau en Bretagne." (In der Bretagne gibt es nur schönes Wetter.)
Also fiel mein Plan, in einen kleinen Tierpark zu fahren, buchstäblich ins Wasser. Da mir meine Kollegen erzählt hatten, dass das Marinemuseum in Brest nicht schlecht sei, fuhr ich also dorthin. Die gut einstündige Fahrt war sehr anstrengend, weil es eben nicht nur stark regnete, sondern auch viele Autos unterwegs waren, sodass ich völlig erschöpft in Brest ankam und erst mal für ein paar Minuten ein Nickerchen machen musste.

Festung Brest

Auch Kardinal Richelieu trieb in Brest sein Unwesen

Die Festungsentwicklung im Laufe der Jahrhunderte
Das Museum war schön und für so einen Regentag genau das richtige. Es gab einen Audioguide auf Deutsch, der sehr gut gemacht war und auch das Museum selbst beschränkte sich nicht nur darauf, die Besucher durch diverse Räume zu schicken, sondern auch auf den Festungsmauern umherzulaufen, sodass man trotzdem etwas frische Luft bekam. Man wird von Brests Anfängen zur Keltenzeit bis zur Moderne geleitet, natürlich wird auch von der Bombardierung durch die Alliierten gesprochen, die den wichtigen Marinehafen, in dem sich die Deutschen verschanzt hatten, zerstörten. Ein Film, der dies veranschaulichte, zeigte kaum andere Bilder als jene nach der Bombardierung Dresdens. In Brest wurde nur sehr schnell wieder aufgebaut, was die Stadt für Besucher auf den ersten Blick nicht gerade attraktiv macht (siehe Lorient). So gesehen hat man sich in Dresden glücklicherweise mehr Zeit für den Wiederaufbau genommen.
Deutsches Kleinst-U-Boot Typ "Seehund", übernommen von der französischen Marine

Interessant die französische Entsprechung für Kleinst-U-Boot: Taschen-U-Boot...

Sitz der atlantischen Marineverwaltung

Auszug der Bootstypen in Brest

Die Eisenringe waren dazu gedacht, den Rückstoß der Kanonen abzufangen

Bergfried

im Untergeschoss waren die Gefängnisse


neue Brücke über den Meeresarm von Brest

Alte Galeeren und Kriegsschiffe nebeneinander

Turm der Herzogin Anne de Bretagne


Frankreich bringt der Neuen Welt die "Zivilisation"

In den großen Fenstern wurden Kanonen postiert


Militärhafen

alte Kommandobrücke





Spuren der römischen Festung

Aber auch wenn es sich natürlich mehrheitlich um die Seefahrt dreht, erfährt man viel über die Geschichte von Brest und nimmt nicht mehr nur die Betonbauten wahr, weil man die Geschichten dahinter kennt. Die Festung von Brest besteht auch aus verschiedenen Bauzeitaltern, teilweise bis auf die römische Festung von den Anfängen zurückgehend. Sehenswert!