Montag, 25. April 2011

Pask laouen!


Oder God påske (Frohe Ostern), wie der Norweger sagen würde. Ich übe mich aber gerade fleißig im Bretonischlernen, aber da habe ich mir was vorgenommen...! Die Satzstellung völlig verdreht, Zungenbrecher (Februar heißt z.B. c'hwevrer) und Mutationen jeweils in den Kategorien hart, weich, gehaucht und gemischt - herrlich! Aber ich beiß mich durch. Alles Gehirntraing.

K wie Kino- und Kündigungsrausch.

In der Woche nach Beitostølen hat sich eigentlich nicht viel zugetragen, ich hatte am Montag und Dienstag danach frei, wie gesagt, und dann hatte ich eine ganz normale und unauffällige Woche im Büro. Am Freitag haben Bjørn, Marit und ich uns den neuen Varg-Veum-Film "Dødens trabanter" angesehen, den wir alle ganz bis sehr gut fanden und die harsche Kritik der Zeitung "Aftenposten" nicht immer nachvollziehen konnten. Am Samstag habe ich mir den Film "Kongens Tale" (The King's Speech) über den stotternden britischen König Georg VI. angeschaut, sehr beeindruckend und einfühlsam. Eigentlich hatte ich ja vorgehabt, mir ein Drama über sieben Flüchtlinge eines sibirischen Gulags anzuschauen, aber der war nach nur 10 Tagen wahrscheinlich aufgrund schlechter Publikumszahlen eingestellt worden, dabei hatten sie zuvor noch groß die Werbetrommel gerührt. Montag rauschte ich auch noch mal ins Kino, um mir "Ørnen" (The Eagle) anzusehen, den fand ich wirklich gut - was ja fast bei jedem Film für mich der Fall ist, der im alten Rom spielt, in diesem Fall als die Römer die britische Insel besetzt hielten. Seit diesem Film habe ich auch einen schönen Namen gefunden: Esca (ist übrigens männlich). Ich habe jetzt auch eine Lieblingskinowerbung, die klar, von Volvo stammt, klickt einfach auf den Link (Volvo hat die Werbung nicht zum Einfügen freigegeben).
Am Montag kam auch Karianne, meine Gastschwester, von ihrem eineinhalbmonatigen Aufenthalt aus Tansania zurück. Dort hatte sie in einem Kinderheim und einer Schule gearbeitet und war außerdem auf den Kilimandscharo gestiegen. Eine lange Ruhepause gab es für sie nach der Ankunft daheim aber nicht, denn am nächsten Tag wollten wir schon zur Hütte im Jotunheimen Gebirge aufbrechen.

In Norwegen ist es sehr üblich, dass man über Ostern zu seiner Hütte in den Bergen fährt, wobei die Tendenz wohl zum Ferienhaus im Süden tendieren wird, da der Schnee in den Bergen im April nicht mehr lange hält. Denn zu einem richtigen norwegischen Osterurlaub gehört auch Skifahren. Das dachte sich auch mein Gastvater Bjørn, der voller Optimismus die Skiausrüstung einpackte und sich von den Informationen seines älteren Bruders Geir, wenig Schnee, nicht beirren ließ: "Wir müssen unser Gepäck auf Skiern zur Hütte raufschleppen."
Die Gjendehütte
Meurzh - Tirsdag - Dienstag
Dienstagnachmittag ging es dann los und je höher wir kamen, umso weniger Schnee wurde es, könnte man sagen. Es blieb jedenfalls grün, grün, grün bzw. gelb. In  Beitostølen zeigten sich erste zaghafte Schneefleckchen, die Hütte lag ungefähr eine Dreiviertelstunde nördlich von Beitostølen, über den Pass Valdresflya, welcher glücklicherweise geöffnet war, aber aufgrund von weiterhin schwierigen Straßenverhältnissen von 20 bis 8 Uhr morgens geschlossen bleibt. Über die Ankunft freute sich wohl am meisten Timo, dem wie üblich im Auto schlecht geworden war und ständig frische Luft durch das geöffnete Autofenster schnappen musste - und das war kein Witz mit seinen ungekürzten Krallen, die sich schön in den Oberschenkel graben, wenn er sich darauf stemmt, um aus dem Fenster zu sehen.
Timo als Buchstütze
 Und wie sich dann herausstellte, war es nicht einmal in Ansätzen möglich, mit Skiern zur Hütte hinaufzufahren, denn von Schnee nur vereinzelt Spur, aber sehr sehr spärlich; Marit meinte, so wenig habe es seit 30 Jahren nicht gegeben, auch wenn dieses Ostern relativ spät im Kalender lag. Die Hütte lag nicht weit vom See Gjendevatn und der Touristhütte Gjendesheimen am Hang und fast direkt unter der Bergkette Veslefjell - Besseggen - Besshøe. Alles, was in und an der Hütte ist, diese selbst eingeschlossen, hat Bjørns Vater Hans, der Architekt war, gebaut. Die Hütte stammt aus den 1960er Jahren, hat ein Wohnzimmer mit Gasherd und Kamin, zwei Zimmer mit jeweils einem Doppelstockbett drin, einen angebauten Werkzeugschuppen und eine später zusätzlich angebaute Hütte, in der noch einmal vier Schlafplätze sind. Besonders schön ist der Wohnzimmertisch, den man gleichzeitig als Schachtisch benutzen kann und auch die Schachfiguren sind alle von Bjørns Vater gemacht - auch wenn ich kein Schach spielen kann. Das Beste aber ist die Außentoilette, ein Glanzstück, das in Norwegen seinesgleichen sucht, konstruiert und gebaut von Bjørns Bruder Geir, ebenfalls Architekt, wie übrigens auch der jüngste Bruder Gunnar.













Ausblicke von der Hütte:

Gjendeshøe
Gjendevatn

Merc'her - Onsdag - Mittwoch
Dieser ging sehr ruhig los, ausschlafen bis halb 10. Bjørn wollte mit Karianne und mir zu seinem Bruder Gunnar fahren, der zum geselligen Lunsj eingeladen hatte. Marit blieb auf der Hütte, um mit Timo eine Tour zu gehen und das große Abendessen mit der Familie vorzubereiten. Gunnars Hütte liegt am See Tessevatn, zu dem wir eine gute Stunde fahren mussten. Zuvor bestiegen Karianne und ich jedoch den sogenannten Trollstuhl, auch wenn ich als heidnische Deutsche natürlich nicht so ganz an die Mär vom Troll glaube, fast schon Blasphemie in Norwegen...
 Bei Gunnar - dessen Frau es sich nicht nehmen ließ, mich als (wievielte?) "Frau" von Bjørn zu bezeichnen, da es vor mir ja auch schon zwei Austauschschülerinnen gegeben hatte - trafen wir dann auf den kompletten Rest der Grinde-Familie: Großmutter Turid, Gunnars Frau Anne Grethe, deren Sohn Kai, Geir samt Frau Inger und Sohn Erik. Nach einem Spaziergang am See haben wir zusammen Lunsj gegessen und uns dann draußen in der Frühlingssonne gesonnt!
v.l.n.r.: Gunnar, Erik, Karianne, ich, Großmutter Turid, Kai, Geir und Anne Grethe

Mit Kai konnte ich sogar Deutsch reden, er war ein halbes Jahr lang in Berlin und ist jetzt angehender Dirigent. Und Erik versuchte mich die ganze Zeit zu überreden, mit auf die morgige "ekspedisjon" auf den Berg Kalvehøgda zu kommen, aber ich wusste von Bjørn schon so ungefähr, was mich dort erwarten würde (tiefer, weicher und nasser Schnee samt einer nicht ganz ungefährlichen Abfahrt) und habe seinen hartnäckigen Überredungskünsten standgehalten. Bjørn, Karianne und ich fuhren dann schon eher wieder zur Hütte zurück, um Marit bei den letzten Vorbereitungen für das Abendessen zu helfen. Zu diesem kamen dann Turid, Geir mit Familie und zur ganzen Gesellschaft waren noch mein Gastbruder Steinar und Geirs zweiter Sohn Magnus gestoßen. Magnus war ganz lange in Afghanistan als Soldat der ISAF, dabei ist er gerade mal 25 Jahre alt, außerdem hatte er entdeckt, dass er fast sein ganzes Leben lang mit einer gebrochenen Nase herumgelaufen war und hatte sie erst kürzlich operiert.

Pulsatilla vernalis [norw. Mogop, dt. Frühlings-Kuh- oder Küchenschelle] blüht eigentlich erst Ende Mai
Tessevatn

Yaou - Torsdag - Donnerstag
Der Tag begann mit einem Jaulkonzert von Timo, der einen Lemming über das Schneefeld vor der Hütte hatte rennen sehen.

Expediton für die einen, Expediton für die anderen. Während Geir&Co. sich auf den Kalvehøgda quälten (zuvor hatte sich das Auto von Bjørn festgefahren und mussten freigeschoben werden und Magnus musste bereits früh aufgrund seiner frischoperierten Nase umkehren), unternahmen Marit, Timo und ich unsere ganz eigene kleine Expediton auf die hinter der Hütte liegenden glatten Felshügel. Ein nicht ganz so einfaches Unternehmen, wie gedacht, denn es wehte ein sehr scharfer Wind und schlussendlich stellte sich uns ein riesiger Sumpf in den Weg, sodass wir unsere letzten Etappenziele streichen mussten. Die echten Expeditonsgeher kehrten mit gemischten Erfahrungen heim: Bjørn total begeistert wie immer, Karianne geteilter Meinung aufgrund der vereisten Abfahrt und Steinar total platt.


Lemming gefunden, Timo?


Gwener - Fredag - Freitag
Wir unternahmen einen Ausflug zu Geirs Hütte, die nicht so weit entfernt lag und aus sibirischen Baumstämmen gebaut worden ist. Dann sind wir weiter den Berghang hochgestiegen in den Birken- und Kiefernwald, um dort ein Lagerfeuer zu machen, mit Wurst (pølse - sehr verbreitet), Röstzwiebeln und anderen Leckereien. Bjørn braute sich sogar einen Tee aus Bergkräutern, den ich aber wohlweislich nicht trank, hatte er diese doch zufällig ausgewählt und einfach in den Kessel geworfen.

Hier noch etwas über einen Mann namens Jo Gjende: Das war ein Rentierjäger, der ein Mädchen heiraten wollte, es aber aufgrund seines niedrigen Einkommens und Standes nicht durfte. Seitdem verschanzte er sich in einer kleinen Hütte am Gjendesvatn, die heute noch steht und schoß nur noch Rentiere, man sagt, bevorzugt weibliche. Die Rentiere gab er an andere Familien weiter, er selbst lebte nur von Käse, Butter und Flachbrot.
Jo Gjende und ich
Jo Gjendes Reinkarnation als Hund
Sadorn - Lørdag - Samstag
Der Osterhase war da! Der kommt in Norwegen nämlich schon am sogenannten Osterabend (Påskeaften) und verteilt ein großes Osterei für jeden. Im Stile einer Schnitzeljagd fanden Karianne und ich unsere Ostereier - natürlich kein Zufall, dass die Handschrift des Osterhasen mit der Bjørns übereinstimmte...

Endlich sollte Ski gefahren werden! Dachten wir jedenfalls. Wir fuhren also hoch zur Passhöhe Valdresflya und schnallten uns die Skier unter. Aber oje und ach! Ständig sanken wir ein, manchmal bis zu den Oberschenkeln und als es hoch ging, konnte man nicht einmal im Grätenstil hochlaufen, weshalb ich immer wieder nach vorne fiel und es so geschafft habe, mir den Nagel meines rechten großen Zehs zu quetschen, das tut echt weh, kann ich euch sagen und der Nagel ist jetzt immer noch blau! Schlussendlich kamen alle nicht mehr weiter und wir mussten die Skier abschnallen, Gott sei Dank, hätte mein Zeh gesagt. Timo schien auch sehr erfreut darüber zu sein, denn er konnte nun ungehindert auf Lemmingjagd gehen und dieser Tag markierte den Todestag von mindesten fünf Lemmingen, von denen vier im Magen von Timo landeten. Es war Lemmingjahr, das heißt Timo war eigentlich so etwas wie der nachhaltige Jäger, nur bereiteten ihm die Tierchen zwei Tage lang Verdauungsprobleme... Glücklicherweise schaffte ich es, auch einen lebenden Lemming zu erspähen, was nicht ganz einfach ist, da sie sehr klein sind. Wir schafften es dann bis zum Berg Fisketjernnuten (Fischseespitze) und machten uns dann auf die wackelige Rückfahrt.

Bjørn und Karianne auf dem Fisketjernnuten
Blick auf die Passhöhe Valdresflya - man achte auf die lange Autoschlange
Sul - Søndag - Sonntag
Rückfahrt hieß das Stichwort auch am Sonntag, obwohl natürlich zuerst die Gaben des deutschen Osterhasen, sprich von meiner Line, geöffnet wurden. Jetzt habe ich wieder einen guten Vorrat an Süßigkeiten, denn meine 2kg Geburtstagsdaimschokolade ist bald alle, aber mein Bauch ist auch etwas reicher an Fett geworden... :) Dann wurde aufgeräumt und wir machten uns auf den Rückweg nach Oslo, Timo bekam eine Anti-Übelkeitstablette verabreicht.
Zu Hause wartete eine schöne heißkalte Dusche - war es auf der Hütte doch lediglich bei der Katzenwäsche geblieben.


Lun - Mandag - Montag
Der Ostermontag (2. Påskedag) ist auch in Norwegen ein Feiertag. Diesen verbrachten wir alle ruhig zu Hause, ab dem Nachmittag konnte man dann auf dem Balkon in der Sonne sitzen. Marit, Timo und ich haben außerdem einen langen Waldspaziergang gemacht.

Am Donnerstag soll's nach Geilo zum Tourrennen Skarverennet gehen, aber ich bin mal gespannt, wie die Organisatoren das anstellen wollen bei so wenig Schnee. Innerhalb einer Woche kann dieser komplett wegschmelzen, wenn sie Pech haben. Also mal schauen, ob was draus wird.

Ken bremaik (bis bald),

eure Henni


P.S.: Ich hatte ganz vergessen, das mit dem Kündigungsrausch zu erklären. Ganz einfach: Im Skiverband und anderen Institutionen grassiert das Kündigungs- und Umstrukturierungsfieber. Im Skiverband werden alle möglichen Arbeitsstellungen umbenannt, Åge war vorher Sportchef, ist jetzt Langlaufchef. Dass Frauensprinttrainer Jon Arne Schjetne aufhört, war bekannt, neu und überraschend hinzu kam Herrentrainer Morten Aa Djupvik, der ebenfalls mehr Zeit für seine Familie haben will. Im Sportverlag Akilles hörte meine Zusammenarbeitspartnerin Tove ebenfalls auf. Ja, die Zeiten sind hart, auch für einen Petter Northug jr, der jetzt nicht nur trainer-, sondern auch beziehungslos ist, seine Freundin hat sich von ihm getrennt oder er von ihr, wie auch immer, dieses Thema beherrschte für eine Woche die "Sport"schlagzeilen der norwegischen Medien und beim nächsten Mal muss der arme Kerl sich nicht für die Nacktbilder seiner Freundin rechtfertigen (wie zur Saisonseröffnung in Beitostølen im November), sondern für die Trennung. Neidisch kann man da nicht sein.

Donnerstag, 14. April 2011

Das norwegische Pendant: Ridderuka 2011 - en personlig rapport om en spesiell opplevelse

Mein norwegischer Bericht über die Ridderuka - nicht ganz so persönlich wie der deutsche, aber auch sehr lang.
P.S.: Stellt euch in Zukunft ruhig auf viele ø, æ und å ein - ich habe nämlich jetzt endlich raus, wie ich diese Buchstaben auf der deutschen Tastatur hinkriege! :)


Ridderuka 2011 - en personlig rapport om en spesiell opplevelse


Skrevet av: Henrike Anders Sist oppdatert 18.04.2011 12:00
http://www.skiforbundet.no/Nyheter/2011/april2011/Sider/Ridderuka2011-enpersonligrapportomenspesiellopplevelse.aspx


Hvordan kan man oppleve Ridderuka når man er helt ny og bare nordmann på kort tid? Les mer om dette her!

Jeg, Henrike Anders, 19 år gammel, tysk frivillig i Skiforbundet langrenn, hadde æren å være med på noe helt spesielt forrige uke: Ridderuka.

Det ble bare fortalt i forveien at dette blir noe helt annet enn det jeg kjenner fra f.eks. Norgescupen i langrenn, det viste seg at det var helt riktig. Jeg følte meg litt som i de første dagene i Norge i fjor sommer: Tusen av inntrykk og veldig, veldig mange nye mennesker å hilse på og dermed også mange nye navn å huske. Jeg hadde knapt jobbet med funksjonshemmede i langrenn før, kjente bare det som jeg visste fra min mamma som jobber i ett rehabiliteringssenter i Tyskland, hvor det jobbes med fotball, basketball og ikke minst mye med sykkel. Gjennom kollegene mine fra integrering i langrenn, Anne Ragnhild Kroken, og i alpint, Ståle Bratberg, fikk jeg muligheten til å bli med på Ridderuka – og de fortjener mange takk for dette.

Den vinterbleike nordmannen Ståle og jeg raste da opp til Beitostølen mandag formiddag – rasende, hvis man betenker at det hørtes høyt på musikken av Led Zeppelin. Opp på Beito, møtet jeg gjengen jeg skulle være sammen med i ei uke, først og fremst Åse Karin Wigemyr fra Agder og Rogaland skikrets. I motsetning til det jeg trodde før, var det ikke noen stor utfordring å forstå Kristiansand dialekten, bare husk de ”bløde gonsonander”. Av og til hørtes det for meg også ut som en blanding av Nynorsk og Bergensk: ”de udøvarrane”. Den første riktige utfordring denne dagen ble å prøve å pigge på en langrennskjelke. Jeg hadde flaks, som kunne prøve den nye kjelken og det gikk kjempebra! Kanskje har jeg gjort det allerede i mitt forrige liv, i hvert fall pigget jeg litt bort fra Åse Karin, men i bakken ble det nok ganske tøft og da jeg skulle skifte løypa, trengte jeg litt hjelp fordi jeg ikke hadde nok sving. Til slutt klarte jeg å gå rundt 2km løype. Men ingen tvil om at å pigge er en hard økt og jeg er den siste som sier at en sånn aktivitet er lett, det var gjennom jobben til mamma ikke overraskende for meg at det kreves mer av funksjonshemmede enn fra funksjonsfriske. Kanskje går dem ikke så fort, men innsatsen er etter min mening mye høyere.

Tirsdagen begynte med instruksjoner for to av våre utøvere, først Janne (som er svaksynt) og så Kari som er bevegelseshemmet. Det var veldig interessant å observere langrennsteknikken til utøvere som kan ikke se så langt eller må konsentrere seg helt om å dirigere beina og armene sånn som de skal. Spesielt for Janne ble instruksjonen veldig vellykket fordi hun lærte riktig måte å gå diagonalgangen på, for hun gikk mer i passgangen før. Ved siden av dette, så var det jo også Fjellrennet på denne dagen, men det var kun Leiv Ole som deltok fra vår gruppe. Om ettermiddagen var det klatring for syns- og bevegelseshemmede på Beitostølen Helsesportsenter (BHSS), vår gruppe ble representert av Sven, Janne og Mads. Jeg prøvde å hjelpe litt med teknikken eller å ta på sele, siden jeg er oppvokst med klatring i Tyskland. Sven var så fort opp veggen at jeg ikke kunne ta et bilde – om jeg hadde hatt fotoapparatet med som jeg dessverre hadde glemt. Janne var i like måte helt fort oppe og Mads prøvde seg flere ganger med suksess. Men den som jeg var mest imponert over var en ung mann som kunne ikke gå eller bevege seg riktig og virket også som om han hadde vært i en annen verden. Men da han skulle klatre, beviste han en så stor vilje at han klarte det nesten helt opp til toppen! Kvelden ble rolig med en typisk tysk mat (men det hadde ingenting med meg å gjøre): pølse, surkål og potetmos. Etterpå tok Ståle meg med til Lyskapellet ved BHSS for å bevise at det er noe som er verdt å se på Beitostølen også, ikke bare hoteller og leiligheter. Senere kom også Janne med Svein Wigemyr. Dette kapellet er nok noe skikkelig fint som man ikke forventer på et sted som Beitostølen og jeg synes at det er veldig godt at det er åpnet døgnet rundt. Selv for folk som ikke er religiøs, man skjønner at man kan finne litt ro på dette stedet. Til og med ei tysk jente, som forlot kapellet ganske lettet.


Hvor lenge var det siden jeg sist stod på alpin ski? Over ett år… Onsdagen var dagen min i bakken og en av det mest spennende jeg opplevde i denne uken, i hvert fall når det gjelder biski. Etter å ha bygget opp en skikkelig stor reklamebue fra Telenor (dette var litt vanskelig, enten var snøen for isete eller tissegull og vassen), fikk jeg kjørt en tur på biski med Ståle. Da var det bare å stole på sjåføren og slappe av – det var litt som med pappa på motorsykkel, sving med og ikke jobb mot den som kjører deg. Selvfølgelig kjørte vi også ned de store snowboard bakkene: den første helt langsomt (sånn at jeg kunne se ned den bratte bakken), den andre litt fortere og den tredje i full fart! Dette var knallgøy, kan jeg si!!! Absolutt å anbefale. Utrolig, hvor vektløs eller lett man kjører ned! Selvfølgelig er det noe helt avslappende i motsetning til å kjøre på monoski alene. Det prøvde jeg ikke, men jeg så flere som gjorde det og det så ikke lett ut i det hele tatt ut, ikke å kjøre snowboard heller. Ja, egentlig var det planlagt at jeg skulle hjelpe Elin, som var ansvarlig i bakken, med å få folk til å prøve utstyret eller noe helt nytt som de ikke har gjort før. Dessverre var det konkurransen i skiskyting nede på stadion samme dagen, så da ble det ikke så mange som kom opp til bakken. Men jeg kunne kose meg i sola (med en fin solbrenthet som konsekvens), finne ut i lunsjpausen at en egg koker best i på Beitostølen i 9 minutter og få inn så mye væske som mulig – jeg hadde nok glemt at vi var på nesten 1000m.o.h. og kjent de siste dagene at jeg måtte øke litt med å drikke i forhold til flatlandet. En ting som jeg egentlig burde vite godt siden jeg er ofte i Alpene, men også der ble jeg noen ganger høydesyk, dette kunne jeg unngå denne gangen. Dagen på bakken avsluttet veldig bra med nok en biski tur – denne gangen alt i full fart! Jeg var glad at jeg hadde en så god sjåfør, takk til deg, Ståle! Det ble dessuten en tredje plass til Luis Francisco Gran denne dagen i skiskyting konkurransen til tross at det oppstod en problem med kjelken underveis.

Knut Robert på skyteplassen

Litt roligere ble det på torsdagen da jeg hjalp Jan Harald, som hadde med seg den nye kjelken jeg prøvde på mandag og en annen prototyp. Da var det flere utøvere som ville prøve dem og til slutt kunne jeg ta meg tid til å gå en egen tur på ski. Egentlig skulle det bare bli 4km turen siden det var så lite snø, men jeg tok feilaktig 6,1km løypa. Feilaktig, fordi det ble litt håpløst ut på flaten, løypa forsvant foran øyne pga vinden og så fikk jeg ”is i rubben”, som Odd-Bjørn hadde sagt det. Ingenting gikk, da var det bare å stabbe fram. Likevel, så var det en veldig fin skitur, å bare gå for meg sjølv og se på alt som er nytt i ro og mak. Kvelden ble fin med middagen i Tapas baren, etter det stilte alle for et pressefoto for Skiforbundets pressemann Claes-Tommy Herland. Strålende helt på denne dagen var Kari, som gikk inn i en annen plass i langrennskonkurransen.


Mads Helge Molund, Espen Stabell Gulbrandsen, Sven Thorbjørnsen, Leiv Ole Haugholt, Knut Robert Vik, Tommy Rovelstad
Ann Kristin Ekerhovd, Kari Sangro Olestad, Janne Irene Nordmo Fossdal
Åse Karin Wigemyr, Luis Francisco Gran, Henrike Anders
Fredag, hviledag. Det gjaldt i hvert fall for meg som var litt syk. Været inviterte ikke heller til å være ute – storm med 90 km/h i begynnelsen av dagen oppe i alpinbakken hvor det skulle foregå konkurranse. Luis og Leiv Ole trosset de dårlige værforholdene og kjørte begge inn i en annen plass! Det var derfor kanskje litt synd at jeg ikke kunne være med og heie på dem. Men på ettermiddagen måtte det gå med kroppen for da skulle vi nemlig til Haugsetern med snøscooter. Sammen med noen andre fra Telenor Open Mind, bl.a. Tommy Rovelstad og initiatoren Tone, kjørte vi med fire scootere med to tilhengere hver, en 16kms tur over Ole- og Vinstrevannet. Åse Karin og Svein var så modig å henge seg på et tau bak en scooter. Men vi kom alle godt fram og det var en så strålende tur, også! Jeg var så skikkelig imponert over den fine naturen og mest over det fine været – hadde det vært ganske ubehagelig på Beitostølensida, så var det nå strålende solvær med bare litt vind, akkurat passende! På Haugsetern fikk vi en nydelig middag med rømmestekt ørret rett fra vannet, deilig! Turen tilbake ble like fin selv om den sluttet altfor fort. Underveis hadde jeg tid til å tenke tilbake på tiden min her i Norge og da jeg realiserte at det er bare tre måneder igjen til jeg skal reise hjem, måtte jeg sukke. Akkurat i samme momentet sa mannen bak meg på tilhenger’n: ”Henrike, du kommer til å savne alt dette her så JÆVLIG!” Det hadde han rett i. Jævlig. Og denne turen gjennom Jotunheimen, å erfare naturen så intenst, dette var det fineste jeg hadde opplevd fram til da i Norge i de åtte månedene og jeg vil aldri glemme det! Takk først og fremst til Tone, som organiserte det og så til Tommy fra Telenor Open Mind, som takket ja til tilbudet fra Tone.

Luis (t.v.) på annen plass!




Men selve hovedpunktet var jo egentlig lørdagen med Ridderrennet. Været var også glimrende, strålende sol og veldig varmt. Denne dagen var det min tur å gå langs løypa, å heie på alle utøvere, vår gjeng gjorde det kjempefint, f.eks. Kari gikk en strålende runde i turklasse, Sven sprintet rundt 2km løypa i 10 minutter og Luis kom nok en gang på en annen plass i klassen sin. Dessuten ble Odd-Bjørn ensomme vinner i klassen ”Old Stars”. Suksessen for hele gruppen ble feiret med middagen på Bergo Hotell og etter premieutdeling på SAS hotellet hadde alle kvelden for fri disposisjon.


Espen med ledsageren

En fornøyd Kari (t.h.) etter rennet

Også Jørgen "O.J." Pettersen var til stede under Ridderrennet som ledsager


Ja, og da var det allerede slutt med Ridderuka. Noen måtte hjem til Lofoten, noen langt med bil sør til Kristiansand og jeg til Oslo.


Jeg kan bare si det nok en gang: Takk til alle fra vår gjeng og Telenor Open Mind for en veldig hyggelig opplevelse på Beitostølen, dette var kjempeflott og knallbra! Atmosfæren var så avslappende og menneskene der så åpne, og stresset ikke. Fokuset var mer på å ha det gøy sammen og å gjennomføre et godt renn på enes måte. Noen sa til meg: ”Jeg har målet om å gjennomføre rennet og ha det bra.” – og så ble det nummer to! Det kan også være en fordel i funksjonsfriskes idrett å ha en sånn innstilling, men jeg kan nok tenke meg at det er vanskelig. Derfor var jeg så imponert over utøverne på Ridderuka.

Min store takk går først og fremst og nok en gang til Anne Ragnhild og Ståle, uten dem hadde jeg ikke fått muligheten til å bli med på Ridderuka. Det var bare litt synd at Anne Ragnhild var ikke med sjølv, men i Khanty Mansiysk gjorde hun en strålende jobb, som vi alle vet. Så takker jeg Åse Karin som var alltid til stede med hjelp og svar. Da er det naturligvis vår hele gjeng som jeg må takke: Dere ga meg en varm velkommen og tok meg bra imot – takk til Luis, Knut Robert, Espen, Kari, Janne, Sven, Mads, Leiv Ole og Svein! Til slutt, skulle jeg si, takk til Per, min sjef? Ja, han måtte jo unnvære meg i en hel uke, du verden!


Tusen takk til alle!



Henrike Anders




Bildene ble tatt av Åse Karin Wigemyr, Svein Wigemyr og Luis Francisco Gran.

Dienstag, 12. April 2011

Es wird so verdammt schwer...!

...hier wieder wegzugehen, in gut drei Monaten. Das habe ich in der vergangenen Woche, sollte ich vielleicht sagen: endlich?, begriffen. Bei dem holprigen Start und der stetigen Besserung in Norwegen hat die letzte Woche alles oder ziemlich viel verändert, was ich nie so gedacht hätte.
Und nun sitze ich hier, schaue nach draußen auf das heftige Regenwetter und sinniere über die letzte Woche. Eigentlich muss ich noch dazu sagen, dass mir das Schreiben gerade nicht so behagt, weil mich seit fast vier Tagen Schmerzen in der linken Hand plagen, keine Ahnung, was ich mir da zugezogen habe.

Die Woche vor der Ridderuka, dem Skifestival für behinderte Athleten, war sehr ruhig und entspannend, eine normale Woche im Büro, mit freiem Wochenende hinten dran, eigentlich das erste richtige freie Wochenende für mich in diesem Jahr. Gemacht habe ich da nicht viel und selbst die manchmal dagewesene Langeweile genossen.
Am Montag hat mich Staale dann von zu Hause abgeholt, eine ganze Zeit später als geplant, weil es im Leihwagenzenter drunter und drüber ging; Staale hatte Zentner an Ausrüstung dabei, unglaublich. Aber er arbeitet ja mit Behinderten im Abfahrtski und da sind oftmals schwerere Hilfsmittel nötig als im  Langlauf. Wie auch immer, Staale fand den Weg zu mir nach Hause und dann hatten wir eine sehr lustige Fahrt hinauf nach Beitostölen, untermalt mit Musik von Led Zeppelin und Black Sabbath, natürlich in leicht gehobener Lautstärke...

Angekommen, wurde ich gleich in unsere Wohnung gefahren, in der ich wohnen sollte, zusammen mit Aase Karin, Leiterin des Skikreises Agder und Rogaland ganz im Süden Norwegens und einigen Behinderten, die alle irgendwie mit Telenor Open Mind zusammenhingen. Telenor ist so etwas wie die Deutsche Telekom und Open Mind ist eine Abteilung, die Behinderten hilft, ins Arbeitsleben einzusteigen oder sie gleich selbst einstellt. Aase Karin ist im Skiverein Oddersjaa SSK, tatsächlich der älteste Skiverein Norwegens, der noch vor 1900 gegründet wurde - und das im wärmsten Teil Norwegens. Aase Karin hat mich dann gleich mit ins Stadion genommen, aber nicht jenes, welches ich schon von meinem Beitostölenaufenthalt im November kannte, sondern jenes, welches sich beim Beitostölen Rehazenter befindet. Dort habe ich gleich einen Langlaufski für Behinderte ausprobiert, auf dem man knien muss - und bin mit diesem Ding ganze 2km gefahren! Aase Karin meinte, ich hätte das in meinem früheren Leben schon mal gemacht, weil ich so schnell gefahren bin; nur beim Wechseln einer Loipe hatte ich Probleme, da hat mein Hüftschwung nicht ganz ausgereicht. Es war auch ganz angenehm, auf dem Schlitten zu sitzen - wenn man weiß, dass man wieder aufstehen kann, im Gegensatz zu den meisten, die diesen benutzen. Einige aus der Gruppe meinten dann auch, ich könnte doch an den Wettbewerben teilnehmen, schließlich sei ich ja aufgrund meines überstreckten Fußbandes vom Oktober 2009 "bewegungsgehemmt" - aber das habe ich natürlich nicht.
Anbei von mir Bilder in großer Fahrt:









Dienstag - die erste Nacht im zweiten Stock des Doppelstockbettes ohne Rausfallen überstanden... Ich teilte mir das kleinste Zimmer der 275m² Wohnung mit Aase Karin, aber da konnte wirklich nur einer im Zimmer sein, dann war es voll. In Bezug auf die Dusche haben wir immer die anderen Duschen benutzt, in der unseren konnte man sich kaum umdrehen, aber ich hab's spaßeshalber doch mehrere Male dort probiert, was mit ein paar blauen Flecken endete...
An diesem Tag fand das Fjellrennet (Bergrennen) statt, an dem von unserer Gruppe aber nur ein oder zwei teilnahmen. Ich war mit unten im Stadion und bin mit bei den Trainingseinheiten für die Athleten dabei gewesen; jeden Tag waren zwei Läufer dran, um noch einmal Unterstützung und Nachhilfe in Sachen Skitechnik zu erhalten. Nachmittags kam dann Staale zu Besuch, um die Gruppe zu erheitern, nein, aber auch, weil er ja nicht in derselben Wohnung wohnte wie wir und wir einfach ein lustiges Beisammensein hatten. Ich war auch mit einigen Athleten beim Klettern im Rehazentrum, bei dem meine Hilfe aber relativ wenig gebraucht wurde, was ich ein bisschen schade fand, aber es war in Ordnung.
Nach dem Abendessen war ich mit Staale und noch zwei anderen in der Lichtkapelle von Beitostölen, die gleich neben dem Rehazentrum steht und es ist eine der schönsten Kapellen, die ich bisher gesehen habe und hat eine der mit Abstand beeindruckendsten Athmosphären. Selbst wenn man nicht gläubig ist, man spürt, dass dies ein Ort ist, an dem man sich zurückziehen kann und Ruhe findet.


ich bin es nicht auf dem Bild, es wurde später aufgenommen...

Die Kapelle ist erst zehn Jahre alt und besitzt sogar ein Audiosystem; Staale drückte auf der Fernbedienung nur auf einen Knopf, es kam Musik von Enya und ich fing an zu weinen. Ich war in den vergangene Tagen schon immer in so einer merkwürdigen Stimmung gewesen und dann flossen die Tränen einfach von selbst, teils ohne, teils mit Grund. Aber wenn man weint, findet man wohl unterschwellig immer einen Grund, warum.
Doch ich lernte einen Freund in dieser Situation noch besser kennen, und dafür bin ich sehr dankbar.

Mittwoch - mein Tag auf der Abfahrtspiste. Später bedauerte ich es, nicht selbst auf den Brettern gestanden zu haben, aber die Ausrüstung war mehr für Behinderte ausgelegt und es war auch nicht weiter schlimm, vielleicht hätte ich mich am Ende doch gar nicht getraut. Zuerst aber half ich Staale und zwei anderen, so einen riesigen Werbetorbogen über einer Piste aufzurichten, der dann später auch noch mal umfiel. Ich tat auch mein Bestes, um mit der Schaufel zu helfen, aber der Schnee war entweder total vereist oder pissgelb und wässrig. Insgesamt konnte man sagen, dass überhaupt sehr wenig Schnee lag. Nach getaner Arbeit durfte ich mit Staale in einem sogenannten Biski fahren, das ist eine Art Schlitten, unter dem zwei Abfahrtski untergebracht sind und in dem man dan von einem Begleiter, welcher auf eigenen Skiern fährt, den Hang heruntergefahren wird. Natürlich fuhren wir auch die drei steilen Snowboardhügel- oder halfpipes hinunter (kleines Bild oben - sehen harmloser aus, als sie sind!), obwohl ich mich, milde ausgedrückt, nicht gerade darum gerissen hatte; und doch ist es so ein Gefühl, wie wenn man vor einer Achterbahn steht und überlegt, ob man einsteigt, oder nicht und wenn man es dann doch getan hat, will man es gar nicht mehr missen. So ging es mir auch, mit dem Unterschied, dass mir am Ende nicht schlecht war. Die erste Halfpipe nahmen wir ganz langsam, Staale blieb oben stehen, sodass ich direkt runter sehen konnte - grusel...und doch so toll und aufregend zugleich!
Die tapfere Reckin
 Die zweite ging schon etwas schneller und die dritte nahmen wir mit vollem Karacho! Ich fühlte mich ein bisschen wie mit Papa auf dem Motorrad, immer schön in den Kurven mitschwingen, nicht gegen den Fahrer arbeiten. Zwischendurch drehten wir auch mal um und fuhren rückwärts, aber ich hatte keine Angst, ich wusste, dass Staale wusste, was er tat und vertraute ihm. Wäre es jemand anderes gewesen, es wäre nicht so gewesen.
Biski
Wieder unten, habe ich Elin geholfen, die immer an der Piste war und Athleten helfen sollte oder deren Begleitern, denn jeder Athlet hat ja einen Begleiter während der gesamten Ridderuka. Und viele wollten die Ausrüstung einfach ausprobieren oder mal Snowboard erproben, usw. Nun ja, viele wäre für diesen Tag zu viel gesagt, denn an diesem Tag war auch der Biathlonwettbewerb unten im Stadion und so hatten wir wenig zu tun. Aber immerhin konnte ich in der Lunchpause wieder beweisen, dass ein Ei in Beitostölen bei 9minütigem Kochen am besten wird: nämlich weichhart, also genau in der Mitte - vorausgesetzt es ist kein Sturm draußen, also keine unnormalen Druckverhältnisse - denn am Freitag war es nämlich anders. Na ja, sonst habe ich fast die ganzen Zeit getrunken, denn Staale hatte zurecht meine ständige Müdigkeit und Kopfunwohlsein auf zu wenig Flüssigkeit zurückgeführt und mich herausfordern gefragt, was mir denn lieber wäre, Kopfschmerzen oder dauernd aufs Klo zu rennen. Für meine Geduld wurde ich am späten Nachmittag dann noch mal mit einer Biskitour belohnt, diesmal in voller Geschwindigkeit - unglaublich!!!

Donnerstag - An diesem Tag half ich Jan Harald, ein Rollstuhlfahrer, der unter anderem Schlitten für behinderte Langläufer vertreibt. Ihr merkt sicher schon, dass ich wieder viele neue Leute getroffen habe, also auch davon war ich immer sehr müde. Verschiedene Athleten kamen vorbei, um ein neues Modell zu probieren. Ich konnte auch noch eine Runde Ski für mich drehen, ich nahm fälschlischerweise die 6,1km anstatt der 4km, denn erstere sollte gar nicht offen sein, aber die Barriere stand vor der 4km-Runde. So bekam ich dann auch "is i rubben", wie Odd-Björn Hjelmeset nach seinem Staffeleinsatz zu den Olympischen Winterspielen in Vancouver schon sagte, d.h., es ging nicht richtig vorwärts, denn als ich aus dem Wald rauskam, fegte der Schnee ungehindert über die Ebene und verwischte die Loipenspuren. Anhand der Schilder und einiger Soldaten der Königlichen Garde war der Weg aber gut zu finden. Aber selbst auf dieser kleinen Tour habe ich gemerkt, dass bei noch stärkeren Wetterverhältnissen die Orientierung schnell verloren gehen kann. Trotzdem war es eine der schönsten Skitouren bisher, einfach mal für mich alleine zu gehen und alles in Ruhe in sich aufzunehmen, keine Hektik.
Trotz dem ging es mir am Nachmittag nicht sonderlich gut und von da an bis zum nächsten Tag am Nachmittag verbrachte ich die Zeit im Bett und schwitzte vor mich hin. Klettern fiel an diesem Tag glücklicherweise aus.
Offizieller Pressefototermin
 Freitag - Alpinwettbewerb, aber ich war im Bett - das Wetter (Sturm mit bis zu 90 km/h) lud auch nicht gerade zum Rausgehen ein. Ich musste halbwegs wieder auf die Beine kommen, um am Nachmittag mit zum Abendessen fahren zu können. Denn es sollte mit dem Schneemobil, auch Snowscooter genannt, zu einer Gaststätte gehen, zu der man von der Beitostölenseite aus nur mit Ski oder dem Scooter gelangen kann. Der unwegsame Autoweg ist nur von der anderen Seite zu erreichen und das heißt viel, schließlich befanden wir uns schon im Jotunheimen Gebirge. Ich hatte anfangs sehr starke Bedenken, ob ich die gut 16km lange Fahrt gut überstehe, weil mein Magen nicht ganz in Ordnung war, aber es ging alles so was von gut! das könnt ihr euch gar nicht vorstellen! Wir bestanden aus einem Trupp von glaube ich vier Scootern, alle mit zwei flachen Anhängern und nur einer mit einer Art Kiste hinten dran, in der Luis (sitzt im Rollstuhl) und Kari (hat starke Probleme, ihre Arme und Beine zu kontrollieren) saßen. Ich saß auf einem ersten Anhänger zusammen mit Espen, während auf dem zweiten Staale und Knut Robert Platz nahmen. Wir fuhren zur Alm Haugsetern, über den Olesee und den Vinstresee, letzterer ist sehr, sehr groß und da Staale um meine Abneigung gegenüber vereisten großen Wasserflächen wusste, musste er mich auch natürlich darauf aufmerksam machen, woraufhin ich sofort die Beine von Espen umklammerte, der hinter mir saß. Knut und Staale hatten etwas zu Lachen... Wir hatten aber, das ist der eigentliche Punkt, sehr großes Glück mit dem Wetter gehabt, zu anfangs fuhren wir an einem Berg vorbei, der ähnlich wie der Fitz Roy oder die Türme des Cerro Torre in Patagonien, wie eine Wetterscheide fungierte - es war einfach unglaublich zu sehen, wie sich die Wolken an der einen Bergseite stauten und der Wind hörbar dagegen klatschte, aber es auf der anderen Seite vollkommen still und strahlende Sonne war, nur ein steifer Wind fegte tief über den vereisten Boden, sodass es aussah, als fahre man in einem Meer aus wogendem Schneenebel - schwer zu beschreiben, aber so wunderschön! Da bekam ich schon die erste Ahnung, dass mir an diesem Tag noch mindestens eine sichere Erkenntnis kommen würde.
Auf der Hütte genoss ich dann erst mal die Sonne auf der Terasse, auch wenn ich mir am Tag zuvor auf den Wangen einen leichten Sonnebrand geholt hatte. Zu Essen gab es frischen Fisch aus dem Vinstresee - lecker! - und anschließend Eis mit Waldbeeren. Wir waren noch mit ein paar anderen Leuten von der Ridderuka und Telenor Open Mind zusammen, die ich nicht richtig kannte, aber ich habe mich ausgiebig bei Tone bedankt, die die ganze Fahrt organisiert hatte. Ich wusste mit Sicherheit, dass das hier das Schönste war, das ich bisher in Norwegen erlebt hatte, in diesen ganzen acht Monaten!
Zurück ging's in leicht veränderter Besetzung. Knut Robert nahm direkt auf dem Snowscooter Platz, auf dem ersten Anhänger saßen diesmal Tommy von Telenor Open Mind, Janne (in Norwegen ein Mädchenname) und Espen. Auf dem zweiten Mads "Räuchermads" (er raucht wirklich wie ein Schlot, man sollte es kaum glauben), ich und Staale. Hatte letzterer mich auf der Fahrt hinzu noch auf eventuelle Unwegsamkeiten hingewiesen, die ich entgegen der Fahrtrichtung sitzend, nicht sehen konnte, so wurde ich nun direkt vor ihm sitzend, kurzerhand gleich in die Mangel genommen, wenn eine scharfe Kurve oder etwas anderes kam.
Da fahren wir als Erste - wer genau hinsieht erkennt mich in der roten Jacke
Dann konnte ich mich einfach zurücklehnen, mit zwei Brillen ausgerüstet (meiner eigenen Sportsonnen- und Staales Skibrille), und genießen. Es war einfach unglaublich, ich wiederhole mich, aber so war es. In diesem Moment habe ich mich eigentlich das erste Mal in Norwegen so richtig rundum glücklich gefühlt. Den Wind auf dem Gesicht zu spüren, die Sonne, wieder das Gefühl, in einem Schneemeer zu fahren, einfach alles und ganz plötzlich kam ein richtiger Stich und hätten wir in der Lichtkapelle bei Enyamusik gesessen, ich hätte wieder angefangen zu weinen, so gerührt war ich und so hart oder sagen wir klar war auch die Erkenntnis, wie schwer es wird, Norwegen in gut drei Monaten wieder zu verlassen und was, aber vor allem wen ich dabei alles zurücklasse. Ich war sehr froh über diese Erkenntnis, doch es tat gleichzeitig unglaublich weh und in Oslo würde ich es vielleicht nicht mehr so intensiv spüren, aber wenn das Gefühl wieder da wäre, würde ich mich daran erinnern. Und genau in diesem Moment sagte Staale hinter mir: "Henrike, du wirst das alles so scheiße vermissen!" Er sprach mir aus der Seele, auch mit der Wortwahl. Wenn ich jetzt daran denke, fühle ich Zustimmung, aber gleichzeitig noch ein Stück Zerrissenheit, wenn ich an meine Familie zu Hause denke. Vorher warich zweigeteilt, jetzt vielleicht 3/4 zu 1/4.
Die Rückfahrt war viel zu schnell zu Ende, Staale ist mit Tommy auch gleich davon gerauscht, denn er musste am nächsten Tag zu einer anderen Arbeit abreisen. Wir wurden alle von einem Kleinbus der Königlichen Garde abgeholt. Die Königliche Garde besteht nicht nur aus den lustig aussehenden Wächtern vor dem Schloss, nein, ich habe vor allem viele grüne Männlein in Beitostölen gesehen. Diese mussten auf- und abbauen, aber vor allem Athleten und deren Anhang überall hinfahren, was natürlich sehr bequem für uns war. Mit einigen lässt es sich auch ganz gut plaudern, so wie mit dem, der den Kleinbus fuhr, wir haben Bekanntschaft miteinander geschlossen. Nun muss ich bloß hoffen, dass meine kleine Cousine Friederike nicht böse auf mich ist - aber keine Angst, Friederike, vom Thema Hochzeit sind wir weit entfernt, du musst deine Pläne diesbezüglich nicht über Bord werfen!
Es waren merkwürdigerweise aber auch Soldaten mit dem ISAF-Abzeichen auf dem Arm dabei, also aus Afghanistan. Komisch, aber ich konnte nicht herausfinden, warum sie da waren. Überhaupt, dass das Militär bei sportlichen Veranstaltungen hilft, gerade bei solchen mit Behinderten, habe ich in Deutschland so nicht erlebt, da sieht man die Armee immer nur bei Naturkatastrophen oder anderen Unglücken.

Da es ja etwas schwierig war, während der Snowscooteertour Bilder zu machen (ich hatte meinen Fotoapparat um ehrlich zu sein auch gar nicht erst dabei), gibt es leider nur spärliche Aufnahmen von einigen wenigen erprobten Fotografen:




Diese Bilder hat Luis aufgenommen, vorrangig in der näheren Umgebung der Gaststätte Haugsetern, während der Fahrt war es wie gesagt schwierig mit Fotografieren.
aufgenommen von Aase Karins Mann Svein
Samstag - der eigentliche Haupttag, an dem nämlich das Ridderrennet stattfand. Es wurde bereits in den sechziger Jahren von einem Ehepaar ins Leben gerufen, welches später auch das Rehazentrum gründete. Neben den üblichen Klassen gab es auch eine Tourenklasse, bei der nur die Zeiten aufgenommen wurden, aber keine Platzierung vorgenommen wurde. Aufgrund der mageren Schneeverhältnisse konnte man auch an diesem Tag nicht die anvisierten Streckenlängen freigeben, die bis zu 20km gehen sollten.
Nach der Medaillenzeremonie am Abend stand jedem von uns der Abend zur freien Verfügung. In der Hotelbar des SAS Hotels war es mir zu laut - laute Musik ja, aber schlechte laute Musik, dazu sage ich nein, da ruiniere ich mir mein Gehör auch, wenn sie nicht laut ist, so eine Schlagertanzmusik. Da unterhielt ich mich lieber mit dem netten Gardisten vom Vortag.

Sonntag ging es dann vormittags zurück nach Oslo, ich fuhr mit Sven, einem Zweimeterriesen, dessen lange Beine kaum in den alten Toyota passten  (das Auto hatte einen richtigen nostalgischen Charme, vor allem die Sitzebezüge :), war 13 Jahre alt).

Gestern und heute hatte ich frei. Den gestrigen Tag nutze ich zum ausgiebigen Ausschlafen, um den Schlafmangel der letzten Woche aufzuholen und nachmittags ging ich ins Kino, um mir "127 Stunden" anzuschauen, dieser Film lief nich mehr lange, es eilte also. Es ging um den Kletterer Aron Ralston, der in einer Felsspalte eines Canyons in Colorado von einem Felsbrocken so festgeklemmt wurde, dass er seinen rechten Arm nicht mehr frei bekam und ihn schlussendlich selbst amputieren musste. Ich stehe noch immer unter dem Eindruck dieses Films, unglaublich wozu ein Mensch fähig sein kann, was man für Strategien entwickeln kann. Es war ein sehr intensiver Film und er handelte nur zum Schluss von der eigentlichem Amputation - sich den Arm selbst brechen und den Nerv zu durchtrennen - meine Güte! was für ein Überlebenswille. Beeindruckende Schauspielleistung von James Franco. Dazu kam, dass ich den ganzen Kinosaal für mich allein hatte, ganz allein! War auch ein komisches Gefühl, auch wenn der Saal nicht überdurchschnittlich groß war. Und dieser Film war zwar vielmals für diverse Preise, u.a. den Oscar, nominiert, bekam ihn aber nicht - dabei ist das ein sehr sehr guter Film, aber auch ohne Preis absolut empfehlenswert. Die wirklich guten Filme kriegen ja oftmals nicht mal eine Nominierung. Hier könnt ihr euch mal den Trailer anschauen, aber ich habe ihn auf Englisch mit norwegischen Untertiteln gesehen:


Und in dieser Woche werde ich mit Marit den neuen Varg-Veum-Film anschauen, nachdem wir es ja bei dem letzten nicht rechtzeitg geschafft hatten.

Ken ar wech-all würde der alte Bretone sagen, bis nächstes Mal,

und ein riesengroßes Dankeschön an Anne Ragnhild (die leider bei der WM in Chanty-Mansijsk war und nicht mit bei uns sein konnte) und Staale, ohne die ich bei dieser Woche nie dabeigewesen wäre und an alle von unserer Truppe für bleibende Bekanntschaften,

H e n r i k e

Nachsatz: Ich möchte all die vergangenen Skirennen und was ich vorher erlebt habe, gar nicht ins Abseits stellen, aber diese Woche war auch deshalb so unglaublich, weil die Menschen, die behinderten Athleten und die, die mit ihnen Arbeiten, so viel offener waren als bei den normalen Skirennen. Man ist nicht so leistungsfixiert, sondern geht es locker an - das wirkt sich auf die Atmosphäre aus, und alle werden bejubelt, ob gut oder nicht.

und mit herzlichen Grüßen von Julian und Timo