Donnerstag, 9. Dezember 2010

Ein fast königliches Wochenende

Hallo ihr Lieben!

Entschuldigt die Verspätung, aber mir war in den letzten Tagen nicht unbedingt nach schreiben, ich lag mit einer Gastroenteritis (auch bekannt als Magen-Darm-Grippe) flach, aber dazu später mehr.

Am 1. Dezember hatte die Klettergruppe Vorstandssitzung und ich wurde auch mit in den Vorstand als einfaches Vorstandsmitglied aufgenommen (http://www.osi.uio.no/klatring/styret.shtml). Da helfe ich jetzt den anderen Vorstandsmitgliedern, wenn sie zusätzliche Hilfe brauchen. So hoffe ich ja auch mal eine Tour gen Sächsische Schweiz organisieren zu können, mal sehen, ob das klappt.

Am Freitag ging es dann schon früh raus, denn Per und ich mussten unseren Flug Punkt 8 Uhr in Gardermoen erwischen. Wir kamen dann auch planmäßig am Flughafen und an unserem Ziel Kristiansund an. Dort haben wir im Quality Hotel, wo wir auch schon während der Toppidrettsveka im August genächtigt hatten, Haavard Sagli (Organisator der Toppidrettsveka/Toppathletenwoche) und zwei Leute vom NRK (so was wie die ARD oder das ZDF) getroffen, um die Toppidrettsveka 2011 zu besprechen, die außerdem mit der Rollski WM verbunden ist. Dazu sind wir dann auch in Kristiansund die Strecken abgefahren, diskutiert, wo die Großleinwände fürs Publikum stehen sollen, und und und. Wir waren auch in einem Fischgeschäft drinnen, weil einer der NRK-Leute Klippfisk (Klippenfisch) kaufen wollte, aber da könnte ich nicht arbeiten, war doch schon ein etwas strengerer Geruch...
Dann sind wir weiter nach Aure gefahren und mussten dabei einmal mit der Fähre übersetzen. In Aure haben wir Lunsj gegessen und dann im Prinzip dasselbe gemacht wie in Kristiansund, nur dass wir nicht alle Strecken abgelaufen/gefahren sind, weil z.Bsp. auch der Offroadritt mit dem Fahrrad ins Gelände geht.




Per und ich haben uns anschließend zur Weiterfahrt nach Meraaker verabschiedet und sind mit dem Leihwagen (einem VW Touran), den wir am Flughafen Kristiansund bekommen hatten, ungefähr drei Stunden gefahren. Waren es in Aure noch angenehme -2 Grad, so waren es in Meraaker -26°C...
Gewohnt haben wir in Meraaker Brug, das ist ein Gebäudekomplex aus Wohnhäusern und Büros, es gibt wohl einige dieser Gebäudekomplexe in Norwegen, die reichen Norwegern gehören, die z.Bsp. mit der Holzindustrie gut verdienen.

In Meraaker Brug wohnt jedenfalls der König, wenn er mal in Meraaker zu Besuch ist. Mir erschien daher die Dusche mit Fußbodenheizung durchaus königlich (auch wenn ich später darüber aufgeklärt wurde, dass das in Norwegen gar nicht so ungewöhnlich ist).

An diesem Abend zeigten sich dann auch die ersten Symptome der Gastroenteritis, aber glücklicherweise musste ich nicht brechen, auch wenn es manchmal nah dran war.

So habe ich mich dann durch's Wochenende geschaukelt, mal mehr, mal weniger gut, aber Ablenkung half. Am Samstag begann ja dann das erste Rennen des Norges Cup, auch SPAR Cup nach dem Sponsor genannt, aber das klingt irgendwie nicht so schön wie Norges Cup, finde ich. Ein ruhiges Rennen wurde es jedenfalls nicht, denn der wieder gesundete Petter Northug (Langlaufstar Nr.1) hatte sich entschieden, in Meraaker an den Start zu gehen, bevor er wieder im Weltcup in Davos startet. Tja, und da mussten natürlich 40 Journalisten anreisen und der Sportchef zur Stelle sein. Meiner Meinung nach hätte man einfach nix sagen sollen, dann hätte auch Petter Northug ein ruhigeres Rennwochenende gehabt. Aber das ist ja nicht so einfach in einem Land, wo am Tag des Bombenangriffs auf Südkorea nicht selbiges Ereignis in der norwegischen Großzeitung VG auf der Titelseite prangt, sondern in großen Lettern, dass Petter Northug vielleicht übertrainiert hat! Vom eigentlichen Weltcup in Düsseldorf war da kaum die Rede. Aber später: Da kam es ja zwischen dem Deutschen Josef Wenzl und John Kristian Dahl aus Norwegen beim Teamsprint zu einem bösen Fall auf Kampf um Position 1, an dem Wenzl auch Schuld hatte (anschließend wurde sich wie im Kindergarten gestritten). Jetzt wurde vom Norwegischen Skiverband Klage mit Antrag auf Strafe Wenzls eingereicht. Man stelle sich mal vor, das Ganze wäre im Biathlon oder in der Nordischen Kombination passiert - es wäre nicht so ein Aufstand gewesen! Am Langlauf gibt es in Norwegen durchaus etwas Negatives - man ist in dieser Hinsicht schlichtweg überempfindlich!
Wie auch immer, mit Benthe Asp und Per habe ich dann zuerst beim Damenrennen sekundiert und dann beim Herrenlauf, wobei es bei letzterem dann drunter und drüber ging, das konnte man dann nicht mehr wirklich Sekundieren nennen.
Hier seht ihr den Gewinner des Herrenrennens, Petter Northug, auf der letzten Runde (er gewann aber nicht mit großem Vorsprung):

Nach Abschluss des Rennens saß ich dann brav im Häuschen der Zeitnehmer in einem eigenen kleinen Büro und erstellte die Punktlisten. Das war ja nicht so schwer, da ich einfach nur die Resultatliste eins zu eins übernehmen musste, weil es ja das erste Rennen des Norges Cup war.
Abends waren wir dann in "Sissels Spiseri" (ungefähr "Sissels Essecke") mit ein paar anderen Leuten essen. Mir war aber nicht wie noch am Abend zuvor nach Currypizza zumute, aber ich habe immerhin ein  paar Nudeln essen können. Und immer fleißig Tee getrunken...

Sonntag, Norges Cup Nr. 2: Nur -17°C im Tal, da konnten wir auf warme Temperaturen im Grova Stadion hoffen, denn dort ist es immer mindestens 10 Grad wärmer als im Tal. Es waren dann tatsächlich auch nur -7°C (wärmer als in Oslo!), ich musste mich also nicht so dick einpacken wie am Vortag.
Diesmal haben wir nur den Damenlauf sekundiert, was auch generell einfacher ist, weil es nicht so viele Teilnehmerinnen sind. Konzentration fiel trotzdem nicht immer leicht, dabei beziehe ich mich auf unseren Sportchef Aage Skinstad, in dessen Nähe man sich nur schwer auf eine Sache konzentrieren kann. Mein größter Fehler war, ihm eine Frage über eine Läuferin aus Grönland zu stellen, die Chemnitz Berthelsen mit Nachnamen hieß. Dies veranlasste Aage gleich zu einer ausgedehnten Philosophie über die Stadt Chemnitz, die er laut eigenen Angaben immer noch konsequent Karl-Marx-Stadt nennt und zu dem gewagten Ausspruch, Karl Marx sei sein großes Idol. Ich bin da nur mal gespannt, wie Aage die klassenlose Gesellschaft durchbringen will... :)
Ich darf hierbei noch anmerken, dass ich gestern zwei Bilder per SMS von Aage bekam, die ihn nebst Angela Merkel und Karl Marx zeigten - wahrscheinlich im Madame Tussaud's Berlin, auf dem Weg nach Davos.

Beim Herrenrennen habe ich dann nicht sekundiert, weniger aufgrund der Erfahrungen vom Vortag, als aus Zeitdruck, da wir rechtzeitig zum Flughafen Vaernes in Trondheim mussten. Daher hieß es für mich wieder Punktelisten erstellen.
Am Flughafen haben wir dann noch ein schnelles Abendbrot gegessen und dabei Odd-Björn Hjelmeset, Gewinner des Sonntagrennens, getroffen, sehr redseliger Mensch und so ganz anders als sein Bruder Roar, der Trainer der Junioren ist. Odd-Björn gehört ja nicht mehr zur Nationalmannschaft und muss nun bestmögliche Resultate liefern, um bei der Heim-WM in Oslo dabei sein zu dürfen. Das muss er jetzt in Davos beweisen.
Der Flug zurück nach Oslo kostete mich wieder einmal alle Nerven. Erst setzte sich das Flugzeug mit noch total vereisten/verschneiten Flügeln in Bewegung, um dann eine Viertelstunde irgendwo auf der Rollbahn zu warten und dann kam doch noch die Enteisungsmaschine, aber man sah dann gar nichts mehr durch die Fenster. In der Luft wurde das Gefährt dann etwas unruhig, anscheinend ist das über dem Flughafen Vaernes aber normal...nur meinem Bauch gefiel das nicht sonderlich. Plötzlich ging auch das Licht am Flugzeug aus, das die Turbine beleuchtet hatte und nur noch die Blinklichter an den Flügeln waren zu sehen. Leichte Erleichterung breitete sich aus, als der Pilot die baldige Ankunft in Gardermoen meldete und siehe da, im Landeanflug gingen auch die Turbinenbeleuchtungslichter wieder an! Komischerweise öffnete sich dann aber eine Klappe an der Turbine, was sich mir nicht ganz erschloss, ich hielt das nur am Flügel für notwendig - naja, eine Laienmeinung eben.
Mein Schnatterinchen sah dann jedenfalls ganz zerknietscht aus und ich musste mich dann auch ganz überschwenglich beim Piloten für den guten Flug bedanken... :)

Montagmorgen ging es mir aber noch nicht viel besser, am vergangen Abend war mir auch wieder richtig schlecht geworden und nach einer Zwiesprache mit Mama habe ich dann den Gang zu meiner Hausärztin angetroffen, ich kam aber nicht zu Frau Baumgarten, sondern zu Frau Aashaug. Sie ist sehr nett und fragte mich auch so über allgemeine Dinge, überhaupt schien keine Eile zu sein, wie ich das in deutschen Arztpraxen manchmal empfinde.
Allgemeinärzte sind auch nicht so teuer wie die Zahnärzte (letztere sind privat), daher musste ich nur etwas mehr als 10€ zahlen.
Ich wurde dann bis gestern krank geschrieben und bin schnurstracks nach Hause ins Bett. Den armen Per musste ich mit der ganzen Arbeit alleine lassen, aber er meinte, da habe er gemerkt, dass ich doch eine gewisse Arbeit erledige und dass jetzt doch fehlen würde.

Mein Zustand verbesserte sich von Tag zu Tag und gestern konnte ich sogar zur Weihnachtsfeier im Frokostkjeller'n (Frühstückskeller), einem Studentenlokal, gehen. Am Sonntag gehe ich dann zu Kristine und hole unsere verpasste Abredung vom Montag nach, um u.a. mit den Kindern (1 und 3) zu backen. Von Freitag bis Sonntag werde ich im Sporthotel des Olympiastützpunktes in Oslo übernachten, weil bei Midori zu Hause irgendeine Familienversammlung steigt und am Samstag die Tochter eine Riesenparty anlässlich ihres 18. Geburtstages schmeißt.
Einige von euch wissen ja vielleicht schon, dass ich mich in meiner jetzigen Wohnsituation nicht sehr wohlfühle, deshalb werde ich auch Mitte Januar umziehen. Wohin, weiß ich noch nicht, aber ich möchte einfach noch einmal ganz von vorne anfangen und nicht, dass die Wohnsituation das einzige ist, was mir den Weg zum Voll-und-ganz-Wohlfühlen in Norwegen verbaut.

Jetzt geht es mir schon wieder ganz gut, zwar noch nicht 100%, aber nun da freue ich mich schon drauf, am Samstag mal ein paar der Osloer Weihnachtsmärkte zu erkunden.

Bis bald,
eure Henni

Montag, 29. November 2010

Elektrische Eiszeit in Gålå

Guten Abend alle zusammen!



Jetzt bin ich wieder da von einem etwas kühlen Wochenende. Von der Kälte habe ich am Freitag noch nicht so viel mitbekommen, denn wir (Per, Brit [Trainerin der Junioren] und ich) sind nur mit dem Auto nach Gaalaa gefahren und als wir abends ankamen, war es schon stockdunkel und da sind wir natürlich gleich ins Hotel gegangen. Das Gaalaa Högfjellhotell ist ein sehr altes Hotel, mindestens 100 Jahre alt. In ganz Norwegen gibt es sehr viele dieser alten Berghotels, damit die gestresste Stadtbevölkerung sich in den Bergen erholen konnte.
Später gab es nur noch eine Besprechung wegen des Rennens am folgenden Tag, welche vor allem den Temperaturen galt.



Per und Sjur Ole
Am Samstag konnte der BUL-Sprint nicht wie geplant beginnen, denn die Temperatur lag noch unter der Grenze von -20 Grad (es galten nämlich nicht wie gedacht -18 als Grenze [für nationale Rennen], sondern -20 für internationale Rennen des FIS). Der Start wurde dann um ca. eine Stunde verschoben. Per und ich sind dann ein bisschen raus gegangen und haben beim Sprint zugeschaut. Dann konnte ich mich auch endlich etwas länger mit meinem lieben Freund Sjur Ole unterhalten, den ich seit meinem Aufenthalt in Sjusjöen vor gut drei Monaten nicht mehr gesehen hatte (am Freitag konnte ich ihm immerhin meine Hand schon durchs Autofenster entgegenstrecken).

Nachdem der Sprint beendet war, konnten Per und ich auch eine kleine Runde im Stadion drehen, wobei mir die etwas lange Abfahrt nicht so sonderlich gefiel, aber ich hoffe, dass ich in dieser Hinsicht etwas sicherer werden kann.
Und hatte ich die Kälte bis vorhin nicht gemerkt, so habe ich sie da auf jeden Fall zu spüren bekommen: Wenn ich zu schnell gelaufen bin und dann auch schneller atmen musste, spürte ich plötzlich die Eiseskälte der Luft und die Lungen haben angefangen zu schmerzen, ich habe auch ein bisschen Hustenreiz bekommen. Deshalb ist es auch so schwierig, Skirennen bei so niedrigen Temperaturen abzuhalten.


Einer der Läufer hat sich fast die Seele aus dem Leib gehustet, als er mit dem Rennen fertig war.
Ein Hilfsmittel, um dem vorzubeugen, sind spezielle Geräte, wie z.Bsp. LungPlus oder eine Atemmaske.



Abends habe ich mir dann eine Episode ("Der Sohn der Wildnis") von "Fleksnes" angeschaut, eine sehr witzige alte norwegische Serie über einen etwas unselbstständigen Mann, besser gesagt, ein Muttersöhnchen, der sein Leben mit Ach und Krach zu meistern versucht und ein sehr eigenes Verständnis von Logik hat.
Hier mal ein Ausschnitt (auch wenn ihr nicht viel verstehen werdet, außer gegen Ende, da ist's teilweise Englisch), konnte leider nicht den finden, den ich gesehen habe:


Außerdem kam die Olsenbande auf dänisch (also die Version, die wir auch in Deutschland kennen, es gibt ja auch eine norwegische Olsenbande), sehr lustig! Und ich muss sagen, dass die ostdeutsche Synchronisation sehr nah am Original ist. Glücklicherweise kannte ich den Film schon auf Deutsch, da war es nicht so schlimm, wenn ich nicht alles verstanden habe, es kam die Geschichte mit der Mingvase ("Die Olsenbande sieht rot"). Hier der Trailer:

Ja, und dann bin ich ins Bett. Aber das war ja so eine Sache. Schon am Freitag habe ich festgestellt, dass ich überall im Zimmer eine gelatscht bekam, sprich einen elektrischen Schlag. Ob an der Zimmertür, an der Zwischentür, an der Badtür, an der Heizung oder eben im Bett. Wenn ich nämlich das Licht ausgemacht hatte, dann blitzte es nur so vor sich hin, wenn ich mich auch nur ein bisschen umdrehte. Und zwischen meinem heißgeliebten Schnatterinchen und der Bettdecke entstand ein wahrer Blitzregen.
Zum Schluss traute ich mich kaum noch zu bewegen...

Sonntagmorgen begann das Rennen dann auch erst gegen 11, aber Per und ich sind schon eher hoch, damit er mir ein bisschen zeigen konnte, wie man mit der Sekundieruhr umgeht. Aus dem Sekundieren ist dann leider nicht viel geworden, denn an der Strecke hat sich die Uhr dann plötzlich verabschiedet und als ich dann mit einem etwas älteren Exemplar fortsetzen konnte, wurde meine rechte Hand, mit der ich eingetippt habe, so kalt, dass sie richtig wehtat.

Denn an diesem Tag wehte im Gegensatz zum fast windstillen Tag ein ordentlicher Wind und brachte solche kleinen scharfen Schneeflocken mit, die sich so schön in die Haut beißen. Daher habe ich es keine Stunde draußen ausgehalten, obwohl ich eingepackt war, mit zwei "multifunctional headwear"-Tüchern (Mulitücher?) vor Mund und Nase und über den Ohren, Mütze, Kapuze der Daunenjacke und noch Überschuhen über den Bergstiefeln.


Da muss ich überhaupt noch etwas zu meiner Kleiderordnung dieses Wochenendes sagen: Der Beinbereich wurde mit 5 Lagen (Skiunterhose, Strumpfhose, Leggins, 2 Skihosen), der Oberkörper mit 8 Lagen (Hemd, dünner Skiunterpullover, dünner Pullover, etwas dickerer Skipullover, Norwegerpulli, Fleecejacke, Skitrainingsjacke, Daunenjacke) und die Füße mit 3 Lagen (Socken, Strumpfhose, Skisocken) wetterfest gemacht. Für die Füße hätte ich gerne noch mehr draufgepackt, aber leider kam ich dann nicht mehr in die Wanderschuhe rein.

Der letzte Renntag war auch athletentechnisch wie der Vortag eher spärlich besetzt, viele sagten ab oder waren gar nicht erst gekommen. So gab es in einigen Altersklassen nur einen einzigen Läufer und damit Gewinner.
Die Prämienausgabe gestaltete sich auch manchmal etwas merkwürdig, als z.Bsp. ein Vertreter des Skivereins "Toten Langrenn" (aus der Region Toten, siehe einem Eintrag im August) für zwei gerade abwesende Athletinnen die Prämien auswählen sollte und ausgerechnet zwei knallrosa Rucksäcke nahm - au! Da gab es ja auch so schöne rosa Glanzledertaschen, ganz nach dem Klischee: Alle Mädchen lieben alles was rosa ist und glänzt! Ich darf eine große Ausnahme präsentieren: Nämlich mich, hehe!
Wer sich an der Stelle mehr über das "Toten Langrenn" gewundert haben dürfte, dem kann ich erzählen, dass es in der Region Toten auch ein Transportunternehmen gibt, welches sich "Toten Transport" nennt und KEIN Bestattungsunternehmen ist!

Themenwechsel: Morgen werde ich mit mit meiner Mentorin Kristine Lunsj speisen. Am Mittwoch startet der Tag eventuell mit einer kleinen Skitour mit Per und abends ist Vorstandssitzung mit der Klettergruppe. Donnerstag habe ich wahrscheinlich frei und am Freitag geht es ganz früh los zum Flughafen, denn dann fliegen wir nach Kristiansund, von da geht's mit dem Auto nach Aure und weiter zum Spar- oder Norges Cup in Meraaker.

Aber am meisten freue ich mich, dass ich am Mittwoch den von Großmutti gemachten und von Mama gefüllten Adventskalender erstmals öffnen kann!!!

Mittwoch, 24. November 2010

Alpin gegen Langlauf: Der Wettkampf läuft...

Zur besseren Erklärung der Überschrift, dieses Foto von Pers Mobiltelefon! Welches mich und meinen lieben Kollegen  Staale bei unserem alltäglichen Kräftemessen zeigt, wobei ich in Sachen Heben meine Unterlegenheit eingestehen musste. Aber es steht ja noch ein Armdrückwettbewerb an, für den ich mit Klettern schon hart trainiert habe, da aber das gemeinsame Training für dieses Jahr beendet ist, wird es nur noch zum Klettern kommen, wenn einer meiner Kumpanen Zeit hat. Als Ausgleich wird ab und zu Ski gefahren, aber ob das reicht, um jemanden wie Staale im Armdrücken zu bezwingen???
(Man sieht aber ein bisschen, dass ich einen schönen Norwegerpullover bekommen habe, oder Dale-Pullover [nach der Firma], auf den wir im Langlauf wieder etwas länger warten mussten, damit auch der richtige Sponsor auf der Brust prangt.)

Am Samstag habe ich mich zum Strumpfhosenkauf in Oslo aufgemacht und da bei der berühmt-berüchtigen Modekette H&M in Norwegen noch die günstigsten Preise zu finden sind, bin ich dort hin und habe ein 2er-Pack Strumpfhosen für schlappe 150NOK erstanden (fast 20€...) - ich sage dazu nichts mehr, für Norwegen ist das äußerst erschwinglich und ich sollte endlich meine Euroumrechenmaschine im Kopf abstellen, sonst werde ich noch ganz verrückt, oder "vitlaus", wie man auf Nynorsk sagt (auf Norwegisch heißt es "forrykt"). Na mal sehen, wie lange die Exemplare halten, zwei eigene hatten ja an großem Zeh und Ferse den Geist aufgegeben, tausendmal geflickt von der lieben Großmutti natürlich...sie passen jedenfalls erst mal, das ist schon ein Anfang.
Tags darauf war ich mit Bianca, der anderen Freiwilligen, die ich vom Ausreiseseminar Münster kenne, in der Stadt spazieren und dann am Olav Ryes Plass in einem Café eine heiße Schokolade mit Sahne trinken. Das liegt im Viertel Grünerlökka, wo es sehr viele kleine und große Cafés und Restaurants gibt, also werde ich mit meinen Ellis sicher auch dort vorbeischauen, wenn sie mich besuchen kommen.

Am Montag waren Per und ich im Sörkedal in der Osloer Marka eine kleine Runde Skifahren, sehr schön, obwohl es anfangs wegen der schwierigen Schneeverhältnisse mehr Skisteigen war, über Stock und Stein. Rückzu waren wir in zehn Minuten wieder unten, obwohl ich nicht unbedingt den Eindruck gehabt hatte, dass wir ständig bergauf gegangen sind. Die Fahrt hinunter erschien mir etwas wie Langlauf-Cross (also sehr geländereich), dem Wackeln meiner Skispitzen nach zu urteilen. Und bevor jemand fragt: Ja, ich bin natürlich auch hingefallen, wie es sich für einen ordentlichen Skiläufer gehört.

Seit letzter Woche habe ich ja auch einen Fast-Arzt. Ja, richtig gehört, in Norwegen gibt es nämlich nicht nur Fast Food (McDoof lässt grüßen), nein, es gibt auch Fast-Ärzte. Meiner heißt ganz mystisch Baumgarten-Austrheim mit Nachnamen - na wenn sich dahinter mal kein deutscher Exilant verbirgt...
Um die Situation aufzuklären: Ein sogenannter "fastlege" ist schlicht und einfach ein Hausarzt. Ich hatte schon vor einigen Monaten einen Brief vom Gesundheitsamt bekommen, dass ich mir einen Hausarzt aussuchen kann, was ich aber Gott sei Dank bisher nicht tun musste, da ich nicht richtig krank war. Jetzt habe ich einen Hausarzt zugeteilt bekommen, der auch gleich mit im Stadion seine Praxis hat; das ist doch schon mal nett, dass sie einen Arzt in meiner Nähe für mich ausgesucht haben.

Am Freitag geht es dann nach Gaalaa (ich darf noch mal daran erinnern aa=a mit Kringel, wie o ausgesprochen), das liegt nördlich von Lillehammer im Gudbrandsdal, das Tal, aus dem dieser "leckere" braune Käse namens Gudbrandsdalsost herkommt. Dort findet der sogenannte BUL-Sprint statt (BUL=Bondeungdomslaget=Bauernjugendmannschaft). Bitte jetzt nicht an den Sozialismus oder Arbeiter- und Bauernstaat denken. Es heißt deshalb Bauernjugendmannschaft, weil die BUL speziell für Norweger eingerichtet wurde, die vom Land in große Städte wie Oslo oder Tromsö kommen, weshalb auch Nynorsk (die andere Norwegischvariante) die Hauptverkehrssprache, zumindest Schriftsprache, ist. Denn viele Dialekte auf dem Land ähneln dem Nynorsk. Nynorsk ist ja auch eigentlich als Zusammenfassung aller Dialekte "erfunden" worden. BUL beinhaltet jedenfalls eine Sportmannschaft (IL i BUL), Tanz, Musik und alle anderen Arten von geselligem Beisammensein. Meine Ellis werde ich während ihres Oslobesuchs auch ins BUL-Café entführen, das Essen soll gut und "preiswert" sein.
Wie auch immer, in Gaalaa sollten es bis vor ein paar Tagen kuschelige -24°C werden, jetzt sind es "nur noch" -18 bis -21°C. Die Grenze für das Absagen eines Rennens liegt bei -18°C, aber wir fahren trotzdem erst mal hin, denn der örtliche Meteorologe gibt Hoffnung, dass es doch noch "wärmer" werden könnte. Ungewöhnlich ist diese Kälteperiode trotzdem, denn eigentlich kommt sie nicht so zeitig in Norwegen, letztes Jahr war sie im Januar da. Im Inland ist es daher sehr kalt, während es an den Küsten noch relativ moderat bleibt, aber auch schon kälter als sonst. Nun ja, mir gruselt es jedenfalls schon bei dem Gedanken an die netten Temperaturen, aber ich schicke sie dann einfach zu euch runter ins schöne Sachsen, da soll's ja auch schon ein bisschen schneien, nicht wahr? Und was tut man nicht alles für weiße Weihnachten, wobei es bei so argen Frosttemperaturen wie -20°C auch zu trocken sein kann zum Schneien und wenn dann auch noch so ein schöner Wind bläst, fühlt man sich wie in der Südsee.

Genug der Ironie, meine Freunde und Verwandte (die ja auch meine Freunde sind), ich melde mich dann wieder nach der großen Wochenendeiszeit,

eure Henni

Montag, 15. November 2010

BEITOSTÖLEN - Saisoneröffnung, Sächsisch mit Ebs und Norwegisch mit Ole

Hallo meine Lieben!

Die letzte Woche war wieder sehr ereignisreich. Am Mittwoch habe ich mir erst einmal eine Erkältung eingefangen, mit Schnupfen und Halskratzen. An selbigem Tag war ich abends bei Bianca, einer anderen Freiwilligen, die ich vom Ausreiseseminar Münster kenne. Wir haben erfolgreich Kartoffelpuffer für ihre Gastfamilie zubereitet, wenn auch etwas improvisiert, weil keine Eier mehr zur Verfügung standen, oder zumindest keine, die noch gut waren.
Nun ja, am Donnerstagmorgen hat mich Per dann abgeholt, um nach Beitostölen zu fahren. Ich bin später ins Auto von Hermod Björkestöl gewechselt, er ist im Langlaufkommitee, und zusammen mit ihm und Benthe Asp (ebenfalls im Kommitee) haben wir es dann noch zur Pressekonferenz geschafft, während Per auf drei andere aus Tromsö auf dem Flughafen gewartet hat und später kam.
Die Pressekonferenz war jetzt nicht so der Brüller, der Pressesprecher hat ein bisschen was erzählt, alle Trainer kamen zu Wort, aber die Journalisten waren alle recht fragefaul und erst als sie Einzelgespräche mit den Athleten führen durften, konnten sie gar nicht mehr aufhören mit Fragen.
Per, Asgeir Moberg vom Skikreis Troms und ich sind danach erst mal zu unserem Quartier, dem Grönolen Fjellgard gefahren, und haben uns ein bisschen ausgeruht, bevor wir dann nachmittags zum Mannschaftstreffen gefahren sind, bei dem noch einmal alles für den ersten Renntag besprochen wurde.

"Piknik" -  DIE beste süße Sahne überhaupt! Bekam ich von meinem Kletterkumpanen Jiri (genannt Jirka) am Dienstag geschenkt - seine Schwester hatte es aus Tschechien mitgebracht

Anschließend war Abendessen inklusive Sportquiz angesagt (es gewann eine Gruppe aus lauter Journalisten, welch Überraschung). So großen Hunger hatte ich aber ehrlich gesagt nicht, denn ich hatte Schnupfen, etwas Husten und ich war schlapp, kurz gesagt rechnete ich teilweise damit, das gesamte Eröffnungsrennen im Bett verbringen zu müssen.
mit in Team 1: Arne Ulvang, Benthe Asp und Frank Pedersen
Torbjörn Skogstad (Mitglied im Langlaufkommitee), soll 49 Jahre alt sein, ist dreifacher Vater und vierfacher (!!!) Großvater!!! Ich präsentiere hiermit den jüngsten Opa, den ich je getroffen habe!

Torbjörn und Asgeir

Mein Kollege, Spaßvogel John-Olav


Glücklicherweise war dem aber später nicht so. Per musste am ersten Renntag gleich zu einem morgendlichen  Treffen und ich konnte mich ungestört auf dem Arenagelände umschauen. Zuerst hatten die Biathleten und Langläufer Training, danach folgten die Langlaufwettbewerbe 10km Freistil Frauen und 15km Freistil Männer, bei denen auch viele Biathleten teilnahmen, so z.Bsp. mein Ole Einar, oder auch Emil Hegle Svendsen oder Tomas Sikora aus Polen. - Die (norwegische) Skisaison 2010/2011 war eröffnet! Bei den Damen gewann Therese Johaug und bei den Herren Alexander Legkov aus Russland - bei den Männern waren die Podestplätze ausschließlich mit Russen besetzt gewesen, was den norwegischen Langläufern doch ein klein wenig weh getan haben dürfte, die norwegischen Biathleten schnitten da weitaus besser ab. Ole landete auf dem 9. Platz. Während des Männerrennens konnte Per mir unerwartet auch ein bisschen Ersthilfe in Sachen Sekundieren geben, d.h. die Zeiten der einzelnen Läufer in einer Uhr zu registrieren und dem Läufer dann mitzuteilen, welche Zeit er hat. Wer von euch ab und zu Wintersport schaut, sieht vielleicht immer die Trainer mit den Läufern ein Stück der Strecke mitlaufen und hört sie etwas zurufen, das ist dann Sekundieren. Außerdem, jaha, konnte ich das erste Mal in diesem Winter Skifahren! Per hat für mich klassische Ski und Schuhe organisiert und wir konnten gemeinsam eine Runde nach Rennschluss durchs Stadion laufen, wobei ich auch einiges an Nachholbedarf in der klassischen Technik habe. Manch einer dürfte sich wohl gewundert haben, warum einer mit offizieller Teamjacke ("Norge" auf dem Rücken) so in der Gegend herumstakst. Na ja, sollen sie sich wundern. :)
Am Abend wurde dann der Stadionsprecherkurs eröffnet, den Asgeir leitete. Per und ich haben ein bisschen zugehört. Zuvor hatte ich übrigens das ganze Bad unter Wasser gesetzt, weil die Dusche dort keinen Vorhang hatte - ansonsten hatte ich ein sehr schönes altes Zimmer, sehr gemütlich.
Außerdem hatte ich am Abend von Kollegin Brit eine schöne warme Daunenjacke bekommen. Viele meiner Kollegen hatten schon vorher eine bekommen, aber wir vom Langlauf sollten eine mit den richtigen Sponsoren bekommen. Ich hatte auch meine normale Skijacke dabei, von Aage bekam ich da die Scherzfrage, wo aus Jugoslawien ich herkäme, weil ich noch keine Norwegenjacke hatte.

Der zweite Renntag begann mit Biathlon, das ich mir auch anschauen durfte. Außerdem wollte ich unbedingt den Ebs finden (manch einem auch als Michael Rösch bekannt, Biathlet aus Altenberg), denn als ich ihn kurz zuvor auf der Startliste entdeckt habe, erschien mir das wie ein Wink aus der Heimat. Als er dann kurz vor Rennbeginn kam, nutze ich meine Berechtigung aus, mich fast überall im Stadion frei bewegen zu dürfen und sprach ihn an. Er wusste auch gleich, wer ich bin, denn ich hatte vor ein paar Wochen einen kurzen Eintrag in seinem Gästebuch hinterlassen, in dem ich auch schrieb, dass ich in Beitostölen BEI Oslo dabei wäre. "Bei" Oslo im norwegischen Maßstab gesehen, sind ja nur "drei" Stunden Fahrt. Jedenfalls haben wir uns dann sehr schön miteinander unterhalten, bevor er dann an den Start musste. Für ihn wurde es Platz 22, mit 3 Schießfehlern. Ole sollte eigentlich auch starten, war aber in den Bergen allein (klassische Technik) trainieren. Ich hatte schon befürchtet, dass er ebenfalls krank geworden sein könnte, wie Marit Björgen einen Tag zuvor und Petter Northug. Ja, Mama, und das mit "dem Ebs Feuer unterm Hintern machen", wie du so schön sagtest, wurde schwierig, weil Ebs nämlich kurz vorher ebenfalls krank gewesen war, und eigentlich nicht vorgehabt hatte, zu starten, aber es doch als Trainingsmöglichkeit annahm.
Ebs kurz vor Start


Als dann der Sprintwettbewerb für Frauen und Männer begann, saßen Per und ich mit den anderen Teilnehmern des Kurses im Sprecherhäuschen und haben die Zeiten mit der Sekundieruhr gestoppt. Ging auch wieder ganz gut, auch wenn ich oft die falsche Zahl drücke oder einmal bin ich auch auf den an/aus-Schalter gekommen und habe alles gelöscht... Der Sprint begann jeweils mit dem Prolog, mit dem man sich für das Viertelfinale qualifiziert, dann geht es weiter zum Halbfinale und Finale.

Zur Überraschung aller qualifizierte sich Superstar Petter Northug nicht für den Sprint, er hatte bereits am Vortag im Eröffnungsrennen nur Rang 49 belegt und fuhr dann nach Hause, um für den Weltcup in Gällivare in Schweden am nächsten Wochenende wieder fit zu werden.

 Hier ein Video von einem Sprinthalbfinale:

Ich konnte dann auch mit Per noch eine zweite kleine Skitour unternehmen, bei der ich ganze zwei Mal hingefallen bin (Per hat es aber nur einmal gesehen, hihi, dafür beim zweiten Mal Langlaufgröße Vegard Ulvang).
Hier seht ihr Skiwachser Öystein aus der Provinz Troms beim Skiwachsen:

Abends ging es dann zum Abendessen mit den "Freunden des Langlaufsports" (Langrennsportens venner), zu dem ich vom Voritzenden des Vereins, Frank Pedersen, eingeladen wurde. Per war natürlich auch dabei. Es gab zur Vorspeise Jakobsmuscheln mit Pesto und Salat, als Hauptgericht Gans mit Rotkohl, Kartoffeln, getrockneten Pflauem (und leider auch Rosenkohl), sowie zum Abschluss ein Dessert mit Multebeercreme. Als der Koch das Menü vorstellte, habe ich allerdings so gut wie nichts verstanden, denn er kam aus Dänemark. Ich habe mich im Laufe des Abends dann nett mit Asgeir, Öyvind Sandbakk (mit ihm schreibe ich immer auf Nynorsk, der anderen Norwegischvariante) und auch Vegard Ulvang unterhalten. Ich hatte zuvor zwar schon von Vegard Ulvang gehört, aber ich wusste nicht viel über ihn und das war mir auch egal, denn ich fand, dass er auch so ein netter Mensch ist. Ich habe dann erfahren, dass er Olympiasieger wurde, als ich geboren wurde, 1992 in Albertville, Frankreich. Ich habe ihn dann auch nach Dresden eingeladen, als er fragte, woher aus Deutschland ich käme, mal sehen, ob wir das hinkriegen.
Mir wurde außerdem bescheinigt, dass ich einen nordnorwegischen Einschlag in meinem Norwegisch habe, nicht mehr nur Deutsch - kommt wahrscheinlich daher, dass ich mit so vielen aus dem Norden geredet habe: Asgeir, Ingrid (auch vom Langlaufkommitee), Torbjörn und Vegard.

Aber, aber, das Wichtigste hätte ich beinahe vergessen - mein (wenn auch kurzes) Treffen mit Ole Einar Björndalen!!!
Vor dem Mittagessen standen wir nämlich alle im Untergeschoss des Hotels in einem Vorraum und warteten mit dem Glas in der Hand, dass wir uns setzen konnten. In einem anderen großen Raum lagen auf Tischen lauter Plakate verteilt, auf denen das norwegische Biathlonteam für 2010/2011 zu sehen war und bei näherem Hinsehen konnte ich feststellen, dass einige darauf unterschrieben hatten, aber nicht alle. Irgendwann kam dann einer herunter und unterschrieb auf den Plakaten und ich dachte mir, DAS könnte er sein! Genauer hingeschaut: Ja, er ist es! Nach kurzem Hin- und Herüberlegen beendete ich ein Gespräch und begab mich in den anderen Raum hinüber. Nach einem kurzen "Hei" ging ich direkt auf Ole zu und fragte, ob ich ihn begrüßen dürfe, ich durfte. Ich habe mich dann vorgestellt und ihm auch gesagt, dass ich schon seit ich ein kleines Mädchen bin, ihn mir zum Favoriten ausgewählt habe, oder besser gesagt mein Bauchgefühl und das ich das nicht so richtig anders begründen kann, sondern einfach ein gutes Gefühl dabei habe - ist ja auch schon ewig her, dass ich ihn mir auserkoren habe, ob er mir nun einfach sympatisch ist, die Art, wie er auftritt oder auch seine sportlichen Erfolge, das fällt da alles zusammen.
Ich bin auf jeden Fall sehr froh, dass ich das gemacht habe, ich dachte mir nur, jetzt oder nie! So schnell habe ich die Chance sicher nicht wieder, ohne dass ein Haufen anderer Leute um ihn herum sind.

Da war es auch schon Sonntag, der letzte Wettkampftag. Eine schöne Überraschung erlebte ich, als Mama mich morgens aus Neuseeland anrief, da war es bei ihr und Papa bereits spät abends.
Schon früh ging es los mit dem 10km Langlauf klassisch, der Frauen und 15km klassisch, der Männer. Ich durfte mich wieder im Sekundieren üben, gemeinsam mit u.a. Sportchef Aage Skinstad.
v.l.n.r.: Odd (?, kenne ich nicht so gut), Öyvind Sandbakk und Per


Danach gab es wieder Biathlon und Ole wurde Vierter, weil er sich im Zielsprint Frode Andresen geschlagen gab. Es gewann Emil Hegle Svendsen vor Alexander Os. Ebs hatte eigentlich auch ein sehr gutes Rennen geliefert, lag zwischenzeitlich auf dem dritten Rang. Nach dem vierten Schießen lag er auf Platz 6, kam aber nicht unter den besten 10 ins Ziel, auch nicht unter den besten 20. Später stand "Rennen nicht beendet" auf der Resultatliste, und ich bin mir sicher, dass er nicht einfach aufgegeben hat, sondern irgendetwas passiert ist, sodass er aufhören musste, denn auch wenn er müde gewesen wäre, hätte er es noch unter die besten 20 geschafft. Er hatte ja auch nur 2 Schießfehler, ganz im Gegensatz zu Ole mit 6 Schießfehlern.




Ole auf dem Weg in die Strafrunde

Genaueres habe ich darüber bis jetzt nicht in Erfahrung bringen können, denn wir mussten danach auch gleich zurück nach Oslo fahren, die dreistündige Fahrt erschien mir diesmal zeitweilig etwas endlos. Wir haben dann Asgeir auf dem Flughafen abgeliefert und ich bekam zu Hause bei Per noch ein warmes Abendessen.

Asgeir wollte ja auch unbedingt wissen, was ein "Aasgeier" ist, weil es seinem Namen so ähnlich klingt. Vor einigen Tagen hatte ich das getan und er zeigte sich leicht schockiert, aber belustigt. Er kann ja auch etwas Deutsch und sagte dann im Auto immer einen Satz mit "Verkehrsampel" auf und ab, frei nach dem Motto: Bei Rot steh, bei Grün geh! Wobei Per "Verkehrapfel" verstand... Asgeir bezeichnete sich auf dem Flughafen bei der Parkplatzsuche dafür als "Parkjungfrau". :=)

Nun ja, ihr Lieben, dass soll's auch gewesen sein. Das nächste Wochenende bin ich noch nicht auf Reisen, da werde ich den Langlaufweltcup in Gällivare im Fernsehen anschauen, da läuft auch Ole, er hatte vor vier Jahren dort seinen ersten und einzigen Weltcupsieg im Langlauf geholt, zusätzlich zu den 91 Weltcupsiegen im Biathlon...
Aber am Wochenende darauf geht's nach Gaalaa, da werde ich dann auch noch mehr über's Sekundieren lernen.

Bis bald,
eure Henni

Montag, 8. November 2010

Kino auf Norwegisch

Hei hei alle sammen!
Ja, ich weiß, es ist bereits Montag und ich habe schon seit ein paar Stunden ausgeschlafen - dies soll nur ein kleiner Seitenhieb auf den mit bösartigen Untertönen gespickten Kommentar meiner Kiwi-Ellis sein!!!


Also ich weile nun wieder unter den Lebenden und ich habe die Kinonacht eigentlich sehr gut überstanden. Am Freitag hatte ich ja frei (wie es sich für einen Freitag eben gehört), habe ausgeschlafen, war ein bisschen draußen und habe den Rest des Tages schlafend/wohl eher mehr ausruhend im Bett verbracht. Ich war mir bei meinem Aufbruch zur U-Bahn aber nicht ganz sicher, ob ich alles so gut wegstecken würde, denn ich war doch ein klein wenig müde und später habe ich mich anfangs in mein Bett zurückgewünscht...
Mit Annija bin ich dann zum Kino "Colosseum" gefahren und schon davor stehend wurde uns klar, dass das keine brave Filmnacht werden würde. Erstens waren da Unmengen von Menschen, einige schienen auch schon etwas beschickert und nicht wenige waren auch kostümiert wie Charaktere aus "Herr der Ringe". Diese Möglichkeit hatte ich überhaupt nicht in Erwägung gezogen, aber das in Norwegen sehr populäre Halloween zog anscheinend seine Nachwirkungen bis hierher.
Irgendwann sind wir dann auch ins Kino reingekommen und in den Saal 1, der weltgrößte Saal für die sogenannte THX-Technik - fragt mich nicht, was das ist, die Filme wurden jedenfalls mit normaler Technik vorgeführt. Aber man ist trotzdem sehr beeindruckt, denn der Saal besitzt eine große Kuppel und ist auch sonst riesig! Annija und ich hatten Sitzplätze genau in der Mitte und sind nur jeden Film eine Reihe nach vorne gerückt. Bevor es losging, bekam jeder auch noch eine Dose Red Bull, dieses österreichische Zuckergebräu, von dem man kaum glauben kann, dass Spitzensportler wie Petter Northug es trinken. Vielleicht sollte unser lieber Ebs (den meisten als Biathlet Michael Rösch geläufig) mal aufhören, es zu trinken. Es schmeckt einfach scheußlichst, nach Gummibären, aber ganz schlimm. Warum habe ich es dann trotzdem getrunken, immer mal einen kleinen Schluck? Nun, besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen! Da habe ich mich überwunden und die 0,03% Koffein haben ja auch ein bisschen wach gehalten, aber wohl nicht alle, denn manche waren schon vor dem ersten Film völlig hinüber...
Nun ja, erst mal kam natürlich endlos Reklame, wie sollte es anders sein. Dann kam ein sehr lustiger Mann herein, ein Komiker nehme ich an, der die Trilogie einleitete und alle Charaktere von "Herr der Ringe" perfekt imitieren konnte. Viel wird man davon vielleicht jetzt nicht verstehen (obwohl es meiner Meinung nach anfangs leicht sächsisch klingt), aber hier ist ein kleiner Ausschnitt des Vorprogramms, NICHT des Films (damit hier keiner auf die Idee kommt, mich wegen Filmpiraterie anzuzeigen):



CHRONIK der Zustände von Henrike und Annija

00h16 - Vor dem 1. Teil der Trilogie "Die Gefährten" bzw. "Ringens brorskap"


 03:42 - Ein Drittel geschafft, vor dem Beginn des 2. Teils "Die zwei Türme" bzw. "To tårn"


07h03 - Zwei Drittel hinüber, die letzte Etappe mit dem 3. Teil "Die Rückkehr des Königs" bzw. "Atter en konge"


Annija mit ihrem Cola-Kaffee-Mischgetränk

10h32 - Die glorreichen Recken haben sich tapfer geschlagen, Mittelerde (die Welt, in der "Herr der Ringe" spielt) ist gerettet!




 So sah es in den Pausen aus...
Manche hatten sich ja sogar Schlafsäcke mitgebracht oder eine übermäßige Anzahl Kaffeebecher vor sich gestapelt. In den Pausen legten sich manche dann, wie man etwas erkennen kann, einfach auf den Boden und schliefen eine Runde.
Annija und ich nutzten die Pausen lieber dazu, so schnell wie möglich zur Toilette zu kommen, dort war nämlich immer Schlange, aber auch nur bei den Mädels. Aber es ergibt ja auch gar keinen Sinn, nur drei Toiletten für eine Horde von weiblichen Kinobesuchern???!!!
Aber alles in allem war es ein super Erlebnis: Die riesige Kinoleinwand, diese Akustik (man hat jeden Bass im ganzen Körper gemerkt) und die norwegische Art, ins Kino zu gehen!
Aller fünf Sekunden gab es Applaus, wenn sich etwas auf der Leinwand zutrug. Am Anfang natürlich, wenn ein neuer Charakter des Films auftauchte. Oder bei einem Kuss, oder wenn die Trompeten gerade besonders majestätisch erschallten, oder ein Kampf zugunster der Guten endete, oder oder oder...
Einer im Publikum, der sich als Boromir verkleidet hatte (das ist ein Mensch aus dem Königreich Gondor und von seinen Eigenschaften her auch am menschlichsten), hatte Geburtstag und für ihn wurde zu Beginn gleich ein Ständchen gesungen, ich war nur enttäuscht, dass es nicht "Hurra for deg" sondern das schnöde "Happy birthday to you" war.

Ich bin danach zwar ins Bett gefallen, war aber noch zwei Stunden wach bevor ich einschlief, weniger wegen des einige Stunden zuvor eingenommenen Red Bulls, mehr wegen Musik und den vielen Bildern, die immer noch in meinem Kopf herumschwirten. Also habe ich Per angerufen, um zu fragen, was er am Wochenende so treibt und wurde prompt zum Mittagessen am Abend im "Egon"-Restaurant mit seinem Sohn Vegard eingeladen. So umgeht man selber kochen, hehe! Nein, Scherz, kochen kann man bei mir sowieso nie sagen, weil ich ja nicht kochen kann! Per hat mir wohl eher ein bisschen das Leben gerettet, zumindest aus der Sichtweise meines Magens.
Danach habe ich sagenhafte 13 Stunden geschlafen, HERRLICH!

Für den Sonntag hatte ich mir eine kleine Wanderung entlang des Flusses Akerselva vorgenommen und das Wetter war auch wunderschön: strahlender Sonnenschein! Man muss einfach nur von Kjelsås aus den Fluss hinunter gehen und kommt direkt ins Zentrum (da war es mir nicht immer ganz geheuer, weil sich kurz davor ein Viertel befindet, wo sich viele lichtscheue Gestalten herumtreiben, aber es war ja Gott sei Dank noch Tageslicht vorhanden). Dort habe ich dann Annija getroffen und wir sind zusammen noch ein bisschen durch die Stadt gelaufen, u.a. hat Annija mir gezeigt, wo sie arbeitet und außerdem noch ein paar mir unbekannte Straßen und Plätze.



Mein Traumhaus! :)



Norwegische Stockenten
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Hier noch für dich, lieber Per, einige Impressionen meines Montagsspazierganges in der Sognsvannumgebung - damit du dir nicht weiter den Kopf zerbrichst, wo denn nun dieser Steinbruch von 1825 liegt...

Her for deg, kjære Per, noen impresjoner fra mandagsspaserturen min i Sognsvann området - for at du ikke fortsette å legge hodet ditt i bløt hvor dette steinbruddet fra 1825 ligger...




der alte Grubenweg


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 Hier noch ein Bild der Dreifaltigkeitskirche und eins mit der Akersgata im Vordergrund:

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 Ach, und lieber Papa, dein Weinbrand hat wieder einmal Aufsehen erregt. Diese feine Flasche steht ja nach wie vor unangetastet auf Pers Schreibtisch, um dann zum "julebord" (Weihnachtsessen mit den Kollegen) feierlich eröffnet zu werden. Jedenfalls kam am vergangen Montag Øystein Pettersen ins Büro und was fiel ihm auf: die Weinbrandflasche! Leider blieb nicht so viel Zeit, das deutsche Wort im Wörterbuch zu suchen, aber ich habe es ihm später nachgeschickt.

Deutsch → Norwegisch

DeutschNorwegisch
g Weinbrand (m) dp druebrennevin (n)
g Weinbrand (m) dp konjakk (m)  


 [http://www.heinzelnisse.info/]


Und es gibt eine noch spannendere Neuigkeit: In der Nacht vom Samstag zum Sonntag wurde in unserem Büro eingebrochen!!! und NICHTS gestohlen (keiner von den neuen Laptops, keins der Handys,etc.)!!!
 
Also sehr schlaue Einbrecher können es nicht gewesen sein, denn sonst wären sie so nett gewesen und hätten meinen lahmen Arbeitsrechner mitgenommen und mir einen neuen hingestellt.    Das Ganze passierte, nachdem Per mit Vegard und mir im Restaurant war und danach noch gearbeitet hat - Per, warst du es??? :)  Meinen Gastvater Christian inspirierte es aber zu der Überlegung, seitdem ich hier bin, würden den Sport so diverse Zwischenfälle ereilen, erst der Brand im Toppidrettssenter (Leistungssportzentrum) und jetzt der Einbruch im Skiverbandsbüro...

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RÄTSEL - Fortsetzung vom August, wenn ich mich nicht irre, viel Spaß beim Raten. Diesmal ist es ein Bilderrätsel: Was bedeuten folgende Bilder?

 Tipp: Aufgenommen auf dem Flughafen Oslo-Gardermoen

Tipp: Deutsch denken, nicht zu kompliziert...
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Ich freue mich ja jetzt ganz besonders auf das kommende lange Wochenende in Beitostølen, dann beginnt endlich die Skisaion und ich werde hoffentlich endlich das erste Mal in diesem Winter Skifahren (auch wenn ich nach der gestrigen Tour drei Blasen an den Füßen habe) und vielleicht einen ganz gewissen speziellen Ole sehen, von dem nur eingeweihte Personen wissen... :)
Ausserdem wird bei den Biathleten auch der Ebs antreten, da bin ich schon ganz euphorisch - einer aus der ganz nahen Heimat!!!

Also dann, heia, bis zum nächsten Mal,
eure Henni