Samstag, 4. September 2010

Ein Monat rum, hui!

Hui, nun bin ich seit gestern schon einen Monat in Norwegen!

In dieser Zeit konnte ich schon einiges feststellen...was oft geschehen ist bei so einigen meiner Mitmenschen sowie was mir an mir selbst aufgefallen ist
1) der/die Klodeckel/brille bleibt offen stehen
2) das Licht wird gerne an gelassen
3) ta det med ro - immer mit der Ruhe, viele sind deutlich gelassener als ich
4) mögen die Eltern noch so dunkle Haare haben, die Kinder strohblond...
5) alle norwegische Duschen sehen garantiert so oder so ähnlich aus (das ist jetzt nicht schlecht, aber ich habe oft das Gefühl, dass einige Exemplare meine Geduld in Sachen Warmwasser testen wollen - dreht man über die Kindersicherungsgrenze [oder was es sonst ist] hinaus, wird es urplötzlich ganz heiß...):

6) Die Norweger reisen (verständlicherweise) übermäßig viel im Inland mit dem Flugzeug, übermäßig bezogen auf den deutschen Vergleich. So bekam Ingrid vom Kurslehrerseminar heute keinen Flug nach Tromsö mehr - ausgebucht - und muss morgen den nächsten freien am frühen Nachmittag nehmen.
7) Rein kulinarisch gesehen, lebe ich wie Gott in Frankreich, siehe z.Bsp. Seminar Gardermoen und zu Hause gibt es auch jeden Tag was anderes und selbst wenn es für Midori ein nicht sehr kreatives Essen ist, für mich stellt es den Gipfel der Kochkunst dar! So bin ich auch beim Lunsj im Büro laut Per mittlerweile auf der Topesserliste ganz oben gelandet (6-8 Schnitten), besonders beliebt sind bei mir Tomatenfisch (Tomatenmakrelen) und Marmelade in allen Variationen, letzteres ist wirklich neu, aber ich könnte manchmal Berge von Marmeladenbrot essen. Man bedenke, dass ich in der ersten Woche gerade mal 3 Schnitten gegessen habe, wenn ich gut war.
8) Ich bin mittlerweile Weltmeister im Blaseneinstechen und Eiterausquetschen, gestern habe ich mir beim Rollskitraining die nächste an der rechten Hand geholt, die dann noch weit verzweigte Höhlen aufwies - trotz Fahrradhandschuhen. Die Haut war wohl schon vorgeschädigt, trotzdem werde ich in Zukunft wohl lieber meine dünnen Skatingskihandschuhe nehmen. Oder ich sollte die Stöcke nicht so umkrallen!
9) Mein Rechtschreibgen scheint sich auch in der norwegischen Sprache bestens durchzusetzen, Per ist der festen Ansicht, ich würde die meisten Norweger in Sachen norwegischer Rechtschreibung schlagen, z.Bsp. "avslutningsseremoni" (Abschlusszeremonie) mit nur einem t, wobei mir später aufgefallen ist, dass es mit zwei tt auch nicht schlecht aussehen würde, denn es heißt ja auch "jeg har avsluttet" (ich habe abgeschlossen). Außerdem versucht Per immer Dinge zu finden, die ich noch nicht kenne bzw. über die ich noch nichts weiß, er wurde ganz verzweifelt, als ich wusste, wer Kristine Bonnevie ist (nämlich die erste weibliche Professorin Norwegens). Das hatte ich aber nur kurz bei Wikipedia nachgesehen, weil ich wissen wollte, warum eine Straße in Oslo so heißt. Wer allerdings mein Straßennamensgeber Carl Kjelsen war, habe ich noch nicht herausgefunden, er scheint nicht ganz so bekannt wie Kristine Bonnevie.

Ich hoffe, dass es weiter so gut geht und die Zeit so ereignisreich bleibt.
Letztes Wochenende habe ich den regenreichen Samstag im Historischen Museum verbracht, fast 4 Stunden!

Erst ging's durch die Frühgeschichte/Wikinger/Mittelalter-Ausstellung, dann durch die Runen-Sonderausstellung und schließlich noch durch die Indianerausstellung. Diese über die Runen war die kleinste, andere haben dafür vielleicht eine Viertelstunde gebraucht, ich hing dort sicher eine Dreiviertelstunde fest, was so ungewöhnlich zu sein scheint, dass mich der Wachmann fragte, ob es denn wirklich so interessant sei. Kunstbanause...

Ein mittelalterliches Plättbrett, ich erinnere nur an dessen Wichtigkeit, siehe Paul Beckers in "Das Plättbrett":



Diese Runen wird der eine oder andere sicherlich auf meinen Schulheftern gesehen haben...

Der Sonntag war auch recht erlebnisreich, denn es war Tag der Offenen Tür an der Osloer Oper. Zuerst war ich bei einer öffentlichen Orchesterprobe, zu der dann auch die Sänger dazu kamen und mit vollem Publikumseinsatz wurde dann ein Stück aus der "Zauberflöte" geprobt. Das war gratis gewesen, im Gegensatz zu dem anschließenden Vortrag über die Lichttechnik und Bühnenmaschinerie, aber der kostete auch nur 25NOK (gut 3€). Da wurde uns dann die verschiedenen Lichteinstellungen und Lampen vorgeführt, Bühnennebel, Bühneheben, etc. Es war also mehr eine Vorführung als Vortrag, worüber ich ganz froh war. Die Bühnenmaschinerie ist übrigens in Deutschland gefertigt worden und war ein, sagen wir, Stolperstein bei der Eröffnung der Oper im Jahr 2008, also es gab Probleme bei der Funktion. So, danach aß ich mein matpakke (Essenspaket) auf dem Operndach und wollte eine Führung mitmachen, aber alle waren komplett ausgebucht. Nach einer geschlagenen Stunde Wartens, verkürzt durch ausgiebige GEO-Lektüre über das verkannte Genie Robert Hooke (wer sich noch an die Schule erinnern kann, Physik: HOOKEsches Gesetz...), kam ich dann noch mit in die Ballettprobe, bei der Ausschnitte aus "Septemberdans" gezeigt wurden, das war fantastisch! und ich wäre gerne mal zu einer Aufführung, aber 1.) sind diese doch über meinem Budget und 2.) war nur die Premiere in Oslo, danach ging es auf Tournee durch Norwegen. Es war das erste Mal, dass ich modernes Ballett gesehen habe, aber es hat mir sehr gut gefallen.






Papageno und Pamina im Beziehungsberatungsgespräch


Voller Körpereinsatz mitsamt dem Publikum bei Papageno und Papagena

Ansonsten war die Woche arbeitsmäßig schön und normal, d.h. zum Beispiel, dass Kollege Arild von der Alpinabteilung zum Lunsj alle mit seinem üblichen "Mahlzeit!" begrüßte und John-Olav weiter an seinen Deutschvokabeln "Halt die Klappe!" oder "Halt's Maul!" (auf gut norwegisch "Klapp igjen!" bzw. "Hold kjeft!"), feilte, oder auch an "Du bist ein Schlumpf!" sowie "Was ist was? Das ist das?", usw.
Am Dienstag war ich das 1. Mal bei der Klettergruppe des Osloer Studentensportklubs. Das hat mir gut gefallen und mir wurde gesagt, ich könne sogar den "brattkorttest" machen, mit der brattkort kann man dann auch ohne Trainer und vor allem auch in anderen Hallen klettern, oder natürlich weiterhin mit der Gruppe. Mal sehen, ob ich das mache, denn vor einem Punkt, dem Fallen beim Vorsteigen, habe ich doch ziemlich Angst. Mit der "taubremse" (Seilbremse, oder auch stitch genannt) kann ich schon ganz gut sichern, die leihe ich mir, das kann ich kostenlos machen, weil ich jetzt für das Herbstsemester mein Mitgliederkontingent bezahlt habe (zur Mitgliedschaft hatte ich mich nach diesem Probetraining entschieden). Gemeinschaftstraining ist immer dienstags und donnerstags, also bin ich am Donnerstag wieder ins Centrum Athletica auf der Akersgata, diesmal waren andere Trainer da und na ja, es war nicht so schön wie am Dienstag, zu dem einen Trainer hatte ich einfach keinen richtigen Draht und es waren auch andere Kletterpartner da und nicht mit allen ging es sooo gut. Am Ende kam noch eine nette Trainerin und es war schon okay. Weil ich auch viel zu früh dran gewesen war, bin ich dann auch früher wieder gegangen. Mal sehen, wie es das nächste Mal wird und ob ich auch mal auswärts eine Tour mitmachen kann.

Ich hoffe auch, dass sich dauerhafte Kontakte ergeben, vor allem mit Einheimischen, leider ist es bisher oft so, dass ich viele Leute getroffen habe, die ich gern näher kennengelernt hätte, aber die man dann wieder eine Weile nicht sieht, weil sie wo ganz anders in Norwegen wohnen, oder ich bin zu schüchtern, um zu fragen, ob man denn mal was zusammen machen könnte.

Gestern habe ich aber zumindest Benthe Asp aus Steinkjer wieder getroffen, sie ist wirklich einzigartig, immer gut gelaunt, da kann man eigentlich selber nur fröhlich sein. Leider musste sie weiter nach Kristiansand. Ach ja, da muss ich erst mal erklären, wo ich war. Von gestern bis heute war Kurslehrerversammlung in einem Hotel am Flughafen Gardermoen. Aber erst haben wir noch ein paar junge Leute getroffen, die sich im Skiverband engagieren und dann eben das Seminar veranstaltet, wobei meine größte Aufgabe darin bestand, so viel wie möglich zu verstehen. Das Essen aber war sagenhaft und das denkt man gar nicht bei einem Hotel in Flughafennähe, aber so viel gegessen habe ich schon lange nicht mehr, ob beim Lunsj, Frühstück oder Middag (Abendessen). Zwischendurch gab es gratis Eis, also eigentlich war ich nur am Essen. Damit ich aber nicht aus allen Nähten platze, war ich gestern auf den Rollskiern unterwegs, heute joggen und habe versucht, bei den Kraftübungen der Kurslehrer mitzumachen. Einzig gewöhnungsbedürftig waren die sehr weichen und schmalen Betten, man sank auf der einen Seite ein und auf der anderen Seite wusste man nicht, wohin mit den Armen, die immer zur Seite baumelten. Wenigstens gab es keinen Flugzeuglärm, obwohl Gardermoen nur 10min entfernt war.



Für morgen habe ich noch keine konkreten Pläne, das kommt aufs Wetter drauf an und jetzt muss ich erst einmal entspannen.
Jetzt scheint gerade die Sonne und es sind vielleicht 15-20°C.

Ha det bra!
Eure Henni

P.S.: Alles Gute den gerade ins Ausland Gestarteten Jule, Pattl und meinem lieben Brüderchen!!!
P.P.S.: Falls einige eine Karte bekommen sollten, lange nachdem sie abgeschickt wurde, bitte nicht wundern, ich habe vergessen, den "Prioritaire"-Aufkleber draufzukleben. Das schreibe ich nur, weil die norwegische Post bisher mit außergewöhnlicher Schnelligkeit auffällt.

1 Kommentar:

  1. Hallo Rieke,

    oje, das war ja wieder eine umfangreiche Lektüre... also für das nächste Jahr habe ich keine Sorge, meine Abende unterhaltsam rumzukriegen :) Pass nur auf, dass Du nicht als Bowlingkugel zurückkommst, bei dem vielen Essen!
    Und übrigens, Marcus (Dein Verlobter) wird ab Ende Februar 2011 zu Dir stoßen und Oslo mit unsicher machen bis Ende Juni. Na das gibt doch Spaß....Er wird sich bei Dir sicher nochmal melden per mail, wegen einer Unterkunft... Du kennst ja inzwischen viele Leute, vielleicht kann man da mal rumfragen....

    Lass es Die weiter gut gehen, tschüssi,
    die liebe Gabi-Nachbarin

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