Weil es jetzt so viel zu erzählen gibt, versuche ich ganz systematisch vorzugehen.
MONTAG - Leicht müde bin ich mit U-Bahn und Flughafenzug nach Oslo-Gardermoen getingelt, um mir dann sagen lassen zu müssen, dass mein Rucksack in die Kategorie "Oversized baggage" gehört (die Kollegen in Berlin-Schönefeld und später auch in Trondheim waren da anderer Meinung) und eine ganze Weile auf den Servicemann von Norwegian zu warten, während der von SAS die ganze Zeit da war - na ja, man will sich ja nicht beschweren. Mein Flug nach Trondheim verschob sich ja dann auch um eine geschlagene Stunde und ich bin der Meinung, dass kaum ein Flugzeug pünktlich die Rollbahn in Gardermoen verlässt. Im Flugzeug saß ich dann recht weit hinten, aber am Fenster. Mein Schnatterinchen musste den Flug im Rucksack überstehen, weil ich nicht mehr rauskonnte, vermutlich hätte ich es sowieso vor Nervosität zerquetscht. Diese Nervosität erhielt zusätzlichen Anschub, als ein kleines Flugzeug der Gesellschaft Wideröe nach bereits gestarteten Propellern abbrechen und alle Passagiere samt Gepäck wieder aussteigen mussten! Von Beginn des Startens bis zum Landen behielt ich die Tragflächen und Turbinen kritisch im Auge...so sehr, dass ich nach dem Startlooping, diversen Luftlöchern usw. einen kleinen Anflug von Panik bekam, als das Flugzeug sich plötzlich nach unten neigte und durch die Wolken hindurch, bis mich dann eine freundliche Durchsage aufklärte, man würde in 10min den Flughafen Trondheim-Vaernes erreichen.
Die Künstlerin und ihr Werk |
Die Bettentester Henrike, Giedre [spricht sich Gjerdrje aus] (LIT) , Zsófia [schofia] (HUN) und Annija (LAT) |
DIENSTAG - ab 7h45 gab es Frühstück, aber ich hatte mir den Wecker natürlich wieder viel zu früh gestellt... Nach dem Frühstück mussten wir uns immer ein Matpakke (Esspaket) für den Lunsj machen, wie es in Norwegen Brauch ist. Anschließend ging es weiter mit Nils und auch einer Dame aus Oslo von der Nationalagentur BUFDIR, die aber nicht wirklich viel zum Geschehen beitrug.
Nils in Aktion vor dem Hintergrund des Heimatlandzeitstrahls, auf dem jeder ca. 3 Dinge seines Heimatlandes verewigte, der Spitzenreiter: 2. Weltkrieg |
Giedre, immer aktiv und manchmal ein bisschen wie eine russische Mutti - fehlte nur noch das "nu, nu!" (was sie nicht sehr gerne hörte, v.a. wegen dem Adjektiv "russisch"), und ihr typischer Blick beim Erklären ihres Lebensflusses |
Der Torrero aus Madrid und sein russischer Stier - Antonio und Ilja |
Unsere Truppe: Hintere Reihe v.l.n.r. - Trine-Lise (BUFDIR), Antonio (ESP), Ainara (ESP), Carlos (ESP), Nils, Maritxu [maritschu, baskisch] (FRA), Zuzka (Zuzana, CZE), Ilja (RUS), Stephan (aus Eichfeld), Annija (LAT); zweite Reihe - Claire (Vive la Bretagne! aus Vannes, FRA), Sina (GER), Sarah (FRA), Giedre (LIT), Victoria (GER/RUS), Maria (POR), Zsófi (HUN); vordere Reihe - Selina (AUT) und ich (nur Anna aus Polen fehlt, die das Foto gemacht hat, aber ihr seht sie auf dem nächsten Bild beim Gitarrenspiel mit Ilja) |
Hier ein Rohschnitt der Probe kurz nach Beginn des Stücks:
Und - bitte Ohren zuhalten - eine musikalische Kostprobe unseren Gassenhauers "In this Norway":
MITTWOCH - Da hieß es dann zum ersten Mal "Norwegian language, culture and history", zuerst mit Direktor Einar über die Geschichte Norwegens und dann mit unser aller Lieblingslehrer Torger Sprachkurs. Er erinnerte mich irgendwie an einen großen Zwerg, mit seinem Spitzbärtchen und dem lichten Haar, wir haben ihn alle sehr gemocht!
Torger in Aktion und hinter ihm der Satz "Skal vi ta en pause?" (Sollen wir eine Pause machen?) |
Ich, Annija, Selina und Stephan |
Raubtierfütterung mit roter "brus" |
Torger erklärt einen Ameisenhaufen |
Zsófi VOR der Party |
Da es mir dann aber zu bunt und laut wurde, bin ich dann mit einigen anderen in den Pool (oder wie der Norweger sagt: basseng) geflüchtet, das war echt eines der besten Dinge des Seminares. :)
FREITAG - TRONDHJEM!!!! (auf nynorsk, eigentlich heißt es Trondheim) Nach dem Lunsj sind wir ca. eine Stunde mit einem etwas holprigen Bus in die Innenstadt gefahren - und Trondheim gefällt mir wirklich, schöne alte Häuser, eine große Fußgängerzone und nicht so viel Verkehr. Wir sind zuerst mit Mimmi in den Nidarosdom gegangen, sehr beeindruckend! Danach habe ich Christian getroffen, den Dresdner Mitbewohner meines Bruders, der in Trondheim zwei Semester Physik studiert - das war noch schöner! Aber es war auch schwer, ihn wieder gehen zu lassen, es war ja auch nur so kurz und doch jemand großes Vertrautes in der Fremde.
Nidarosdomen |
Im Hintergrund sieht man Christian und mich unseren Wiedersehensplausch halten |
Rückzu sind wir auch am Heimstadion des RBK (Rosenborg Ballklub) Trondheim vorbeigefahren, die zuvor gegen eine Mannschaft aus der 2. Liga verloren hatten, was ungefährt einem Sieg Dynamo Dresdens gegen Bayern München gleichkommt - entsprechende Gesichter sah man auch am Tag nach dem Spiel in der Schule...
De facto haben wir auf der Rückfahrt gleich 3 (!) Elche gesehen, als Mimmi plötzlich "ELG!!!" rief und der Bus fast eine Vollbremsung machte, aber eigentlich waren es drei unförmige Schatten am Waldrand kurz vor Sonnenuntergang und noch dazu einige Meter entfernt, man konnte also nicht wirklich was erkennen.
SAMSTAG - Zum Frühstück gab es nicht wie üblich neben Brot u.ä. Havregröt (Haferbrei, war aber eher wie Milchreis) mit Zucker und Zimt (und Marmelade), denn das würde es zum Lunsj geben und so sind wir nach dem Frühstück ins Heimatmuseum nach Selbu gefahren, wo wir über die lokale Stricktradition aufgeklärt wurden, deren Markenzeichen die achtblättrige Rose ist. Ich habe mir in der Schule dann auch ein Paar Handschuhe gekauft, denn dort kosteten sie statt den 300NOK des Museums nur 100NOK und Midori meinte, in Oslo kosten sie bestimmt 600NOK.
Am Abend haben wir dann unser Programm vorgeführt, welches uns mit Bravour gelang und das Publikum hat es uns auch gedankt. Da Stephan außerdem seinen 23. Geburtstag feierte, sind einige mit ihm los in die Waldhütte, in der wir schon am Donnerstag gewesen waren, während die, denen es zu dunkel, kalt und unheimlich war (also auch ich) mit Inbrunst Ligretto bis halb eins spielten - das Spiel der Spiele unseres Seminars, man kann wirklich nicht mehr damit aufhören, wenn man einmal damit angefangen hat. Anna und Annija wagten sich sogar noch zum frühmorgendlichen Sonntagsschwimmen im Basseng.
So sah es an vielen Abenden aus - Ligretto total! |
Gierdres Kunstwerk - mein "Good hair day" |
Nun ja, das soll erst mal genügen - morgen treffe ich eine sehr interessante Person, Öyvind Sandbakk, der nur Nynorsk spricht und Öystein Pettersen seinen Spitznamen "Pölsa" (die Wurst) verpasste.
Bis dahin, ha det bra! (Es gab jetzt gerade Spaghetti - mein Gastvater Christian und ich liegen in Sachen Kochen eben auf einer Wellenlänge, wenn ihr wisst, was das heißt.)
Eure Henni
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