Freitag, 10. September 2010

Vom Wachs-LKW, einem (ganz normalen) Finanz-EVS-Wadi und dem Wolf im Heiligen

Hallo, hallo, da bin ich wieder!

Mein Betreuer Torsten in Dresden hatte mich ja schon darauf hingewiesen, dass das Taschengeld, welches man im Laufe des EVS bekommt, gerade so ausreicht, aber bei mir ist die Sache etwas anders. Denn nur noch im September wandle ich durch das finanzielle Wadi, weil ich unter anderem sowohl meinen Mitgliederbeitrag für das Wintersemester in der Klettergruppe als auch einen Selbstverteidigungskurs bezahlen musste. Daheim in Dresden bekam ich ja gleich einen ganzen Karatekurs mit Prüfungen, etc. angedreht, hier ist es ein Selbstverteidigungskurs für Mädchen, ein Abend, von der Sicherheitsakademie. Der ist nicht gerade billig, aber eben auch nur jetzt an einem Abend im September, und so musste ich für das ebenso nicht gerade billige Kinoticket heute Abend mein deutsches Konto anzapfen. Aber wie es so ein Wadi ebenso an sich hat, wird es auch ganz fix wieder voll, und dann darf es auch wieder eine Tafel Schokolade und ein Museumsbesuch mehr sein. :)

Gestern Abend war ich wieder beim Klettertraining und eigentlich ging es mir danach nicht soo gut, weil ich den Brattkorttest im ersten Anlauf nicht gepackt habe, dem wachsamen Trainer sei Dank. Aber er hatte ja recht und da bin ich ganz froh, dass er so akkurat war. Waren eben zwei kleine Fehler zu viel. Aber immerhin habe ich ein ganzes Jahr Zeit, um das auf die Reihe zu kriegen und ich darf mich optimistisch zeigen, dass ich das etwas eher schaffe. Zudem nimmt mich die Klettertruppe auch ohne Brattkort mit auf Touren, z.Bsp. werden einige Anfang Oktober nach Bohuslän in Schweden fahren, zum Rissklettern - und ich bin dabei!!! Äätsch, Mutti!
Viel Zeit, um mich über den misslungenen Versuch zu ärgern hatte ich eh nicht (habe ich auch jetzt nicht: Ich habe gerade erfolgreich eine Mücke davon abgehalten, mich des nachts zu ärgern!!!), denn meine Gastschwester Erica brachte nun schon zum dritten Mal Sushi von ihrer Arbeit in einem Restaurant mit nach Hause - lecker, kann ich euch nur sagen, auch wenn Wasabi mir immer noch etwas Halsschmerzen bereitet, da halte ich mich lieber an die Sojasoße.

Heute sind Per und ich erst einmal zum Hauptbahnhof gefahren, um Ticktes für den Flughafenzug zu kaufen, denn ich fliege ja schon bald nach Selbu zum Ausreiseseminar (also eigentlich fliege ich nur bis Trondheim). Mit unter 20 falle ich sogar noch in die Jugendpreisklasse bei der Flugzeugbahn. Wie auch immer, danach ging es zur Aker Brygge, das ist eine Art Viertel direkt am Hafen mit Restaurants, Büros und teuren Wohnungen für Leute ohne Anhang. Dort startete heute der sogenannte "smöretrailer" seine Tournee (oder wie der Norweger schreibt: turné). Smöretrailer sollte man wortgetreu mit "Wachslastzug" übersetzen, ich sage jetzt mal Wachs-LKW. Dieses Gefährt ist im Winter überall mit der norwegischen Langlaufmannschaft unterwegs und präsentierte sich nun vor den Büros des Hauptsponsors AKER dem gemeinen Volk, man konnte also reingehen und schauen, wie wo was funktioniert. Bevor sich die Besichtigung am Nachmittag (wo ich nicht mehr dabei war) in vollem Gang befand, wurde erst einmal mit Odd-Björn Hjelmeset, selbst aktiver Langläufer, geplaudert. Mit dabei waren Trainer, andere Funktionäre, einige Athleten und natürlich das Wachs- bzw. Skitechnikerteam mit Chef Knut Nystad. Außerdem konnte man sich auf einer Kunstloipe auf diversen Skiern probieren. Dies erwies sich aber als eine nicht ganz ungefährliche Angelegenheit, denn Per stolperte im Sturm der Energie aus der Loipe, was aber noch gar nichts im Gegensatz zu Morten Aa Djupviks (er ist Trainer der Herren allround Mannschaft) Kurzflug im Eifer des Gefechts gegen Sportchef Aage Skinstad war. Bei Aage bin ich ja je nach Bedarf Angela Merkel, Andrea Henkel oder anders. Ihm ist es mittlerweile erlaubt, so eine Erstidee muss ja belohnt werden.
Der Smöretrailer ist morgen oben am Sognsvann und wenn der angesagte Regen nicht zu schlimm wird, werde ich auch noch mal hingehen.

Die Wachs-LKW-Gesprächsrunde, v.l.n.r.: Moderator Odd-Björn Hjelmeset, die Athleten Tord Asle Gjerdalen, Maiken Caspersen Falla, Ola Vigen Hattestad, Eirik Brandsdal, Paal Golberg (U23), Anders Glöersen und Öystein Pölsa Pettersen.

Eigentlich befinde ich mich noch so halb in meiner eigenen Welt, denn ich komme ja gerade aus dem Kino, Preis für das Ticket 95NOK anstatt der gedachten 85NOK (und selbst das wäre noch mehr als ein Filmnächtepreis). Teilt das mal durch 8, aber ich sollte mittlerweile damit aufhören, sonst werde ich noch ganz verrückt. Ich habe mir den Film "Varg Veum - Skriften paa veggen" angeschaut, was im deutschen Fernsehen als "Der Wolf - Die Schrift an der Wand" angekündigt werden dürfte. Varg ist ein altes Wort für Wolf und Veum ist altnordisch und bedeutet irgendetwas mit im Heiligen, weshalb im Film und in den Büchern auch oft genug beton wird, dass der Wolf im Heiligen ja ein Zwischending aus Mensch und Tier sein müsse und Vargs Eltern sehr inspiriert bei der Geburt. In einem Buch wird es so erklärt, dass die Eltern sich ein Mädchen wünschten und bei der Geburt des Sohnes schlichtweg einfallslos waren. Der Film war nicht so hart wie ich gedacht habe und gleichzeitig war er es. Er unterschied sich auf alle Fälle von den bisherigen sechs Filmen, nicht nur in der Musik, die Stimmung war wirklicher. An besonders harten Stellen habe ich mir mal die Gesichter meiner Nachbarn angesehen und musste ehrlich gesagt fast lachen, weil viele mit starrem Blick und offenem Mund leicht nach vorne gelehnt oder in ihren Sitz gepresst saßen.
Der Trailer gibt meiner Meinung nach nicht unbedingt den richtigen Eindruck, eher einen zu überspitzten, aber er bewirkt auf jeden Fall, dass man überrascht ist, wenn man den Film sieht.



In punkto deutscher Bücher bin ich ja auch ausgelastet, denn meine Kollegin Else-Marthe Sörlie Lybekk, ehemalige National- und 5 Jahre HC-Leipzig-Spielerin, brachte mir einen ganzen Packen verschiedenster Exemplare mit. Jetzt muss ich aufpassen, dass ich meine Bibokarte auch benutze, um mir norwegische Bücher zu Gemüte zu führen.

Mir ist übrigens auch aufgefallen, dass auffallend viele Norweger "Yes!" sagen oder beim Klettern kommt auch mal "Climb on!". Als ich "Yes!" das erste Mal bei meiner Gastmutter Midori hörte, dachte ich ja, dass es eine Angewohnheit von ihr wäre, aber das sollte ein Irrtum sein. Vielmehr sei das eine Folge der Englischüberflutung im norwegischen Fernsehen, was ja immer in Originalsprache und nur mit Untertiteln sendet. Umso überraschter war ich, als im Varg-Veum-Film auch Untertitel zu lesen waren, auch wenn ein gutes und deutliches Norwegisch gesprochen wurde. Bei den dänischen Schauspielern erwiesen sie sich aber als ganz nützlich.


Anbei noch ein paar Impressionen von meiner Sonnntagstour auf einige der Inseln im Oslofjord: Lindöya (gefällt mir am besten mit ihrer Mischung aus Küstenwald und Häuschen), Nakholmen und Hovedöya.





Klosterruinen auf der Hovedöya


1 Kommentar:

  1. Hallo Rieke,

    es war schön, mit Dir zu plaudern gestern. Wir sind immer noch alle neidisch auf Deine vielen tollen Erlebnisse. Aber bei uns ist ja bald auch der große Urlaub in Sicht ( Wander-Hüttentour mit Jana und Martin und dann 2 Wochen Province allein). Ätsch, da ist noch schönes Wetter wenn es bei Dir fast schon schneit!!!
    Lass es Dir gut gehen und gib nicht so viel Geld aus. Ach ja, und drück Jana am Dienstag zwischen 8-12 die Daumen für ihr Physikum - den n dann ist es hoffentlich vollbracht.
    Bis später,
    Deine fleißige Kommentar-Schreiberin Gabi

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