Montag, 22. Juni 2015

Kleine Idyllen

Schon wieder zwei Wochen in Nachrichtenverzug, aber da ich ein Freund von chronischer Reihenfolge bin, bleiben wir erst mal dabei...


Am ersten Samstag im Juni war ich dann nun endlich mal im Parc Animalier du Quinquis, einem kleinen Tierpark, der zu einem Ort mit dem sehr bretonischen Namen Clohars-Carnoët bei Quimperlé gehört. Zuvor fuhr ich noch durch das Örtchen Le Pouldu, um den Geldautomaten zu suchen, aber es stellte sich heraus, dass ich als Mitarbeiterin von Haliotika kostenlos reinkam. Dazu gab's eine Plastetüte mit Brot für die Tiere. Der Park ist nicht groß, aber sehr schön gestaltet rund um eine bewaldete Senke. Gleich am Eingang liefen mir Gänse entgegen, deren Hunger die Skepsis besiegte. Hinter Zäunen gab es noch Rothirsche und Damwild, durfte teilweise aber auch frei herumlaufen, genau so wie Schafe, die teilweise etwas zerrupft aussahen. In extra Gehegen waren außerdem zwei Esel mit Riesenohren, zwei Ponys, zwei Känguruhs, zwei Schweine (die sich im Mist sauwohl fühlten), klitzekleine Meerschweinchen und Kaninchen, merkwürdig aussehende Hühner, Pfaue und unsichtbare Affen (auf der Bröschure waren sie drauf, aber ich habe sie nicht gesehen).

Nils Holgersson lässt grüßen





Man hat auch als Lama die Haare schön

Etwas zerrupftes bretonisches Schaf


Um diese idyllische Waldsenke herum ist der Tierpark angelegt



Sauwohl




Ein Wallaby in der Bretagne - A Wallaby in Brittany!


Tumulus!


In Familie kann man sich sicher noch länger dort vertun, als ich es getan habe; um nicht durch den Park durchzurasen, legte ich auch mal eine Lesepause in der Sonne ein. An diesem Tag gab es auch mehrere Legostände, für die ich aber schon etwas zu alt fühlte.
Aber auch für Hobbyarchäologen wie mich gibt es selbst im Tierpark von Quinquis etwas zu entdecken. "Quinquis" schrieb sich vor der Verfranzösisierung "Kenkiz" und heißt auf gut Bretonisch "befestigter Ort". Noch heute sind die Reste einer alten Festung sichtbar, die wiederum auf einem alten Hügelgrab, einem sogenannten "Tumulus" entstanden ist. Eine alte Eisensäule steht nicht weit entfernt.


Nach diesen Eindrücken fuhr ich wieder nach Le Pouldu mit der Überlegung, ins Haus von Marie Henry zu gehen, wo Gauguin und Konsorten die Wände verziert haben, sozusagen Graffitti aus dem 19. Jahrhundert. Nun ja, also dieses Haus war früher eine Herberge und die Besitzerin hieß Marie Henry. Nachdem es Gauguin in Pont-Aven nicht mehr so gefiel, ließ er sich in Le Pouldu nieder und nach ihm viele andere Künstler, wie Meijer de Haan oder Paul Sérusier. Da die Tablets, mit denen die Besucher normalerweise durch das Haus wandeln, "geupdatet" wurden, war ermäßigter Eintritt für alle. Da es sehr warm war und meine Aufnahmefähigkeit begrenzt, fand ich das nicht sehr schlimm. Das kleine Museum ist durchaus sehenswert, in den Räumen kann man verschiedenen Geräuschen lauschen, wie sich im Gespräch mit der Dame an der Kasse herausstellte, stellen diese kleine Situationen dar: Fischergespräche im Lokal, Marie Henry beim Gemüseschneiden, etc. Nur weil die Fischer Bretonisch sprachen, lief ich noch einmal schnell ins Lokal zurück. Zu lesen gab es nicht viel, aber es war ausreichend. Das berühmte Gemälde in der Gaststube, welches unter einer dicken Schicht Farbe freigelegt worden war, ist sehr beeindruckend, aber wenn man es auf Fotos sieht, denkt man, dass der Raum riesig sein muss, aber es ist wirklich nur eine kleine Gaststube, deren eine Wand mit den Gemälden geschmückt ist. Wer mal wissen will, wie ein echter Gauguin aussieht, ohne in ein Riesenmuseum zu wollen, der mache sich auf nach Le Pouldu ins Maison Marie Henry.
Das berühmte Gemälde, oder besser gesagt: Gemäldegruppe


Eigenwillige Rechtschreibung des Spruchs des Hosenbandordens "Honi soit qui male y pense" (Neudeutsch: Ein Schelm, der Böses dabei denkt"


Ja, es ist ein echter Gauguin!

Ein Badezimmer nach dem Geschmack meines Bruders!
Gästeliste mit klangvollen Namen:

Eure Henni

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