Sonntag, 7. Juni 2015

Allez les Merlus!

Noch ist es ruhig im Stade du Moustoir

Ein paar Enthusiasten haben sich schon eingefunden







Samstag, 23. Mai , letzter Spieltag der 1. französischen Fußballliga. Ich hatte mir das Ticket gegen den AS Monaco für das Spiel des FC Lorient aber eigentlich nur wegen des interessanten Gegners gekauft; Gott sei Dank, sonst hätte ich bis Anfang August zur Saisoneröffnung warten müssen.
In der Bretagne spielen drei Klubs in der 1. Liga: Lorient, Rennes und Guingamp, einziger Klub in der 2. Liga ist Brest.
Benjamin Lecomte wärmt sich auf
Vincent Le Goff
Mehdi Mostefa hat die Haare schön
Fußball ist ja in jedem Land was anderes, aber auch in Frankreich gibt es nicht nur Fans von Paris Saint-Germain, Olympique Marseille oder Lyon. Der FC Lorient ist unter dem Namen "les Merlus" (die Seehechte) bekannt, weil der Seehecht mit den spitzen Zähnen das Symbol des Vereins ist. Das gibt mir immer eine schöne Eselsbrücke, wenn ich die Fische in der Ausstellung erklären muss.
Der Schalverschießer

Ich fuhr an diesem Tag schon etwas eher nach Lorient, um mich dort noch etwas umzuschauen. Als ich mit Papa das letzte Mal in Lorient zum Festival Interceltique gewesen war, hatte ich die Stadt nur als hässlich in Erinnerung. Lorient ist wie Brest im Krieg in Schutt und Asche gelegt worden, wie alle Orte, wo die Deutschen sich festgesetzt hatten. Aber ich muss sagen, an dem Tag nahm ich Lorient nicht mehr ganz so einseitig wahr, es war sehr lebendig auf den Straßen, die Leute saßen draußen in den Cafés, einige Fußballfans machten schon die Stadt unsicher und alles schien seinen normalen Gang zu gehen. Wenn man nicht so sehr drauf achtet, bemerkt man gar nicht so die Betonarchitektur. Ich habe mich z.B. am Yachthafen etwas hingesetzt und vor mich hingedöst. Zuvor hatte ich mir im Buchladen FNAC noch einen Band von "Le Petit Nicholas" mit den Lausbubengeschichten des Kleinen Nick gekauft.
Man geht ja immer erst mal unbewusst davon aus, dass etwas so ähnlich ist wie zu Hause, also dachte ich mir, gehe ich mal besser mindestens eine Stunde vorher ins Stadion, damit ich mir noch gut einen Weg bahnen kann. Meine Chefin Anna sagte mir später, dass Stade du Moustoir sei eines der ruhigsten Stadien Frankreichs. Da ich aber von Dynamoverhältnissen ausging, war ich etwas überrascht, über die laue Musik, die paar Menschlein auf den Rängen und die Ruhe, die im Stadion herrschte. Am Eingang Taschenkontrolle, na klar, mir wurde lediglich der Flaschendeckel abgenommen, beim Aufgang zur Tribüne wurde ich gefragt, ob ich für Monaco oder Lorient sei, nach dem Hinweis auf meinen Lorientschal (von Fanny bekommen) schien ich die richtige Antwort gegeben zu haben und durfte passieren.
Die Athmosphäre nahm gehörig an Fahrt auf, als die ersten Spieler zum Warmmachen auf den Rasen kamen. Wie ich später erfuhr, war es nicht nur der letzte Ligatag, sondern auch der letzte Spieltag der Nr. 16, des langjährigen Torwarts Fabien Audard. Als es dann endlich losging, hatten sich die Ultras von Monaco und Lorient auch in Stellung gebracht, zugegeben etwas blass gegen die Ultras samt K-Block in Dresden. Aber schön war's trotzdem, ich fühlte mich wie bei der heimischen Mannschaft, weite Pässe sonstwohin, aber nicht zum Mitspieler und steile Verbesserung mit vielen Chancen kurz vor Schluss. Opa Rolf hätte sich die Haare gerauft. Das Gegentor durch Monaco kurz vor Ende der 1. Halbzeit hätte blöder nicht sein können, das war wirklich schade: Torwart Benjamin Lecomte hatte den Ball abwehren können, dann spielte ein Monegasse den Ball aber wieder aufs Tor und der rollte dann gemütlich hinter die Torlinie, während Lecomte nur ungläubig auf den Ball sah. Ich, die bis dahin nicht wusste, dass es für Lorient um nichts mehr ging, da sie den Klassenerhalt schon geschafft hatten, war etwas verstimmt über den Gegentreffer. Aber Monaco ist wahrscheinlich nicht um sonst Tabellendritter, während Lorient etwas weiter unten rangiert und für die Monegassen ging es auch um Punkte für die Champions League-Teilnahme. Anna meinte ja, in Lorient würde man im Stadion nur klatschen, aber ich muss sagen, in meiner Ecke der 10€-Plätze war ordentlich Emotion dabei, das hat mir gefallen. Ach, das war alles schön, das Spiel, die Chancen, die Fehler, die Leute, die Athmosphäre, einfach schön, sowas wie ein Fußballspiel mal in einem anderen Land zu erleben. Meine Kolleginnen, die darüber nur den Kopf schüttelten, meinten, so sei ich die ideale Freundin, dabei habe ich hier schon viele Männer getroffen, die eher Rugby bevorzugen als Fußball.
Am 7.8. geht's in der Ligue 1 weiter, eine Woche vorher fängt die 2. Liga an, da geht's dann mal nach Brest!
Kleine Rangelei nach Abpfiff
Lorients Trainer ist nicht ganz d'accord
Endergebnis
Eure Henni

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