Samstag, 6. Juni 2015

Kérazan, ein komisches Festival, ein wunderbarer Kouign und auf dem Dach der Bretagne


Ich komme mal wieder kaum zum Schreiben und muss erst mal ein bisschen die vergangenen Wochen rekapitulieren. Nach Trévarez zu Himmelfahrt entschied ich mich am darauffolgenden Samstag für etwas Ähnliches, nämlich das Manoir de Kérazan in Loctudy. Ein  Manoir ist ein Herrenhaus, von denen es in der Bretagne so einige gibt, die meisten aber in Privatbesitz. Das Wetter war an diesem Tag super, der Besuch war dadurch deutlich angenehmer als in Trévarez. Für alle Schmonzettengucker: Über den breiten Kiesweg geht es durch den Park zum Manoir, das hat schon ein bisschen was von Rosamunde Pilcher in Cornwall... Wenn ich mich recht entsinne, stand vor dem Manoir schon ein anderes Anwesen dort, ein Teil des jetztigen Gebäudes stammt noch aus dem 16. Jahrhundert. Ansonsten ist es ganz im Stil des 19. Jahrhunderts eingerichtet, zuletzt bewohnt von der Familie Astor. Man kann nur das Erdgeschoss besichtigen, mit Küche, Salon, Esszimmer, Billardzimmer, Rauchzimmer, Frauenzimmer, Bibliothek und der ehemaligen Kapelle. Im Gegensatz zu Trévarez ist das Manoir aber vom Krieg verschont geblieben, vollständig eingerichtet und es wird immer noch viel restauriert und gewerkelt. Nebenan fand eine Hochzeit statt, im Gemüsegarten begannen die Gärtner ihre Arbeit und ich erkundete nach dem Inneren des Manoir den Park, um mich dann in die Sonne auf eine Bank zu setzen und zu lesen. Es gab auch eine kleine Crêperie, in der ich - natürlich - einen Karamellcrêpe aß, was sonst.




Salon

Frauenzimmer (man beachte die schönen Gemälde)


Esszimmer



Rauch- und Spielzimmer

Bibliothek

"Wolfssprung" - Graben vor Anwesen, gerade breit genug, dass ein Wolf es nicht schaffen würde, darüber zu springen

Abends hatte ich mich mit meiner Kollegin Rachel verabredet, um zum Festival de la Criée (Auktionsfestival in Anspielung auf die Fischauktion) in Penmarc'h zu gehen. Wir dachten beide, das wird ganz lustig, gute Musik, ein bisschen Essen und Trinken, ein paar Stände, etc. An der ehemaligen Auktionshalle von Penmarc'h angekommen, hieß es aber, Stände gäbe es, aber woanders und da mache es grad zu, hier an der Halle geht es gleich mit Musik weiter. Auch gut, dachten wir uns und setzten uns mit einem Becher Cidre an die Mole. Die "Musik" stellte sich als Improvisation heraus, aber was für eine. Schwer zu beschreiben, missglückter Sirenengesang, von irgendwelchen Substanzen vernebelt, unkontrollierte Stimmausswürfe, irgendsowas war es in der Art. Nachdem die zweite Interpretin nach anfänglich versprechenderen Sangeskünsten ebenfalls derlei Töne von sich gab wie die erste, zogen Rachel und ich von dannen und fuhren stattdessen zu den Felsen von Saint-Guénolé, die sehr schön sind, und zu "Chez Marie Kath", einem kleinen Strandrestaurant gegenüber vom prähistorischen Museum. Dort gibt es den besten Kouign der Gegend, wie mir Rachel schwörte. Ein Kouign ist eine Art dicker Crêpe, mehr Richtung amerikanischer Pancake, und mit Karamell drauf eine Wucht! So wurde der Abend doch noch schön beschlossen.




Am Sonntag war ich etwas ratlos, was zu tun sei. Schlussendlich entschied ich mich, mal an der Pointe de Pen Hir auf der Halbinsel Crozon vorbeizuschauen, wo wir schon klettern waren. Kletterzeug hatte ich nicht im Auto, aber vielleicht trifft man ja jemanden für spätere Kletterstreifzüge. Wenn man nämlich sonst so in Quimper in der Halle klettern will, wollen die erst mal Geld sehen, bevor man es probiert hat, deshab mache ich das hier bisher nicht. Gute anderthalb Stunden dauerte die Fahrt bis zur Pointe de Pen Hir, vor allem auf der Halbinsel Crozon zieht sich die Fahrt hin, zudem wenn man immer wieder Leute von der Sorte vor sich hat, die da, wo man schneller fahren kann, dahinschleichen und da, wo man langsamer zu fahren hat, komischerweise immer schneller werden... Das Wetter an der Pointe war super, bei unseren Kletterwegen leider keiner an den Felsen zu sehen. Leute waren natürlich viele da bei diesem Wetter. Nur auf den vorgelagerten Vogelinseln herrschte Ruhe. Nachdem ich etwas in meinem Buch gelesen hatte, entschied ich mich trotz der späten Nachmittagsstunde noch zur Fahrt auf den Menez Hom, den höchsten Berg der Bretagne, auf dem einmal der Heilige Corentin gelebt haben soll. Der Menez Hom lag aber auf meinem Rückweg, von daher war es kein Umweg. Man kann bis oben rauf fahren, ja ich würde auch rauf wandern, aber alleine habe ich dazu keine Lust, und für die vielen Segelflieger und Paraglider natürlich praktisch. An diesem Abend hatten vor allem viele ihre Modellsegelflieger mitgebracht und ließen sie über dem Berg kreisen. Man hat eine fantastische Sicht von der Kuppe von Crozon, über die Bucht von Douarnenez bis ins Hinterland. Da fahre ich bestimmt mal wieder hin. 



Haken! Da juckt's in den Fingern...


Pointe de Pen Hir




Rundumblick auf dem Menez Hom


Segelflieger vor Crozon






Brücke von Térénez


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