Mittwoch, 1. April 2015

Französischer Humor


http://www.ouest-cornouaille.com/upload/musee_amiral_web-xl.jpg
Der Samstag des letzten Wochenendes zeigte sich typisch bretonisch mit fast allen Jahreszeiten, aber vor allem mit jeder Menge Wind! Nachdem ich den Vormittag mit dem Fertigstellen meines ersten Blogeintrages verbrachte und Nudeln auf der Terrasse während einer kurzen Sonnensequenz verspeiste, fuhr ich nach Penhors-Plage (Poldreuzic) ins Musée de l'Amiral, etwa 20 min von meinem Wohnort entfernt. Am Vortag hatte uns eine der Inhaberinnen, Nathalie, neue Broschüren gebracht und mich bei der Gelegenheit eingeladen, doch mal vorbeizukommen.

Kappele von Penhors-Plage
Als ich dann vor der Tür des Museums stand, bekam ich die Tür nicht auf und dachte, es sei noch geschlossen. Für diesen Fall empfahl ein Zettel, ins benachbarte Restaurant zu gehen und dort Bescheid zu geben. Dort traf ich auch Nathalie, die mich gleich auf einen Café einlud. Da ich mir aber nicht sicher war, ob es nicht doch nur eine Redewendung sei, fragte ich sicherheitshalber nach, wo der Café zu bezahlen sei - ich war aber wirklich eingeladen worden. Nathalie hatte indes im Museum Bescheid gegeben (die Tür hatte eigentlich nur geklemmt) und so durfte ich kostenlos die kleine, aber feine Ausstellung besuchen. Ein Admiral, daher der Name, stiftete Privatleuten seine immense Muschelsammlung, die diese dann wiederum in ein Museum investierten. Es finden sich zehntausende von Muscheln aller Art und mir fiel auf, dass ich mit meiner Vermutung einer Verwandtschaft zwischen Seeohr und neuseeländischer Paua-Muschel doch nicht so ganz falsch liegen könnte.











für Jörg


Miesmuscheln...



Pauas! Oder Seeohren

Irgendwo hier versteckt sich auch Mamas und Papas Ehering
Als ich die Museumsmitarbeiterin Maëlle später danach fragte, bejahte sie, dass es die gleichen Muscheln sind, in Neuseeland sind sie nur größer. In Frankreich gibt es in Bezug auf die Seeohren strenge Reglementierungen und empfindliche Strafen bei Nichtbeachtung.

Reglementierungen
Im Französischen wird das Seeohr auch scherzhaft "Aufkleber" genannt, weil es sich unter dem Felsen wie ein Aufkleber anheftet. Man kann es bei Ebbe nur durch Fühlen unter den Felsritzen finden und es ist auch nicht leicht abzubekommen. Eigentlich gab es im Museum alles von kullergroßen bis fast sesselgroßen Muscheln. Aber auch Seesterne, Seeigel, Walknochen, Haigebisse, eine große Vogelsammlung, konservierte Tiefseefische und natürlich eine Boutique, die fast genau so groß war wie das Museum selbst und von Büchern, über Kitsch bis zu Spirituosen (Papa, dir wird das was sagen: Lambig, Chouchenn und Cidre). Ich bekam 5% Rabatt auf ein kleines Vogelbuch und einen Schlusselanhänger (ein Bootsknoten in MIniatur). Danach schnappte ich mir meine Thermoskanne und spazierte noch ein wenig am wilden Strand von Penhors-Plage entlang. Eigentlich könnte man auch demoliert sagen, denn die Deutschen haben dort im 2. Weltkrieg ganze Arbeit geleistet; Massen von Kieseln und Steinen sind abgetragen worden, um Bunker und Marinestationen zu bauen, was zu einer erheblichen Instabilität der Küste geführt hat.

Strand von Penhors-Plage

Kitesurfer
Die letzten Schädigungen gab es im Winter 2013/2014, als in der ganzen Bretagne schwere Stürme tobten. Auch an diesem Samstag war es nicht gerade windstill und dennoch gab es ein paar Kitesurfer, die sich im Wasser vergnügten (und sich auch manchmal die Vorfahrt schnitten). Entlang des rot-weiß markierten Küstenweges GR 34 (der die gesamte bretonische Halbinsel umrundet) gab es Bänke, auf denen ich dann meinen Tee schlürfte. Danach ging's noch mal kurz zum Super U (kleiner Einkauf, da ist man aber auch schon wieder bei paar'n dreißig Euro) und auch zu einem neuen Strand, irgendwas mit Ker... Als ich nach Hause kam, war Kater Jimbo schon abgereist in seine neue Heimatstadt Reims. Jetzt gibt es nur noch die Schafe vor dem Haus und Pferd Tom auf der Weide nebenan.
Der neue Strand Ker...

Bunkerkunst


Der Sonntag war der erste Tag mit richtig besch...Wetter, es regnete andauern und der Wind pfiff ebenso stark wie am Vortag. Am Nachmittag besuchte ich meine Kollegin Fanny in Rosporden, etwa 40min mit dem Auto entfernt. Sie hat zwar keinen Bauernhof, aber viele Tiere: So durfte ich gleich bei meiner Ankunft Bekanntschaft mit den Hunden Alex (einem etwas übergewichtigen älteren Labrador) und Breizh (bretonischer Name der Bretagne, weil er ein schwarz-weiß gefleckter Setter ist) machen. Nach einem kurzen Plausch wurden die Hühner bestaunt mitsamt den beiden 4 Tage alten Küken. Dann schauten wir zu den 5 Pferden hinüber, die auf einer Weide etwas entfernt grasten. Außerdem schaute Nachbarskater Aldo, genannt Dodo, vorbei. Katze Fiffi schlief im Sessel. Über den Nachmittag überwand auch Breizh sein Misstrauen und mir wurde attestiert, dass er mich mag. Alex hingegen wollte dauernd spielen und konnte herzzerreißend jaulen, wenn man nicht weiterspielte. Im Geländewagen bekam ich auch eine Stadtrundfahrt durch Rosporden mit seinen zwei Stauseen und der Kirche Notre Dame, aber viel konnte man bei dem Wetter nicht sehen und es schaukelte auch ziemlich im Auto, sodass man etwas seekrank wurde. Wir fuhren auch an der Arbeitsstelle von Fannys Vater vorbei, der zwar nur in zwei Schichten arbeitet, aber für die Frühschicht um 1 aufstehen muss. Wir hatten auch festgestellt, dass die Familie gerne in Trégunc an den den Strand von Kersidan geht, wo wir beim letzten Bretagneurlaub gewesen waren. Leider war das Wetter zu schlecht, obwohl Hund Alex und ich uns sehr über einen Strandbesuch gefreut hätten. Beim Abendbrot probierte ich weitere französische Spezialitäten, wie ich es nenne: gastronomischen Tourismus, diesmal gab es Sardellen aus dem Glas. Fannys Bruder ist sie ohne Brot dazu, obwohl sie sehr stark gesalzen sind. Außerdem gab es ein Brot mit Käse drin, das heiß gemacht wird und in das man dann Schinken reinlegt. Sehr lecker. Im Dämmerlicht trat ich dann den Heimweg an, in der Hoffnung, dass wir bei meinem nächsten Besuch zusammen nach Kersidan fahren können. Abends schaute ich dann noch das Fußballspiel Frankreich gegen Dänemark an, auch weil der Film "Monsieur Claude und seine Töchter" leider auf dem Bezahlsender Canal+ lief und somit nicht anschaubar war.
So versucht man in Frankreich übrigens dem Rauchproblem beizukommen

Am Montag merkte ich die Sommerzeit schon eher, es ging doch etwas schwerer aus den Federn als sonst. Es war der erste Tag, an dem ich fast nur im Büro gesessen habe, um das Internet nach deutschsprachigen Reiseanbietern zu durchforsten, die die Bretagne im Programm haben, also aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Name, Adresse, Telefonnummer, Emailadresse und alles in eine Excel-Tabelle, damit kriegt man die Zeit auch rum. Wir versuchen so, neue Kunden zu gewinnen und zu überzeugen, Haliotika mit in ihr Programm aufzunehmen.
Hafenansicht Le Guilvinec

Man sieht es nicht, aber das Meer war recht wild an diesem Tag
Badezeit! Die Ente bleibt draußen...

Den Dienstag verbrachte ich hauptsächlich mit dem Verbessern des deutschen Textes der Website von Haliotika, da gibt es ein paar Sachen, die etwas missverständlich sind. Mit der Suche nach Reiseanbietern war ich soweit fertig geworden. Abends dann gab es etwas sehr Schönes, denn meine Kollegin Marine hatte mich in der Woche zuvor gefragt, ob ich sie nicht zu einer Vorstellung des Komikers Franck Dubosc begleiten möchte, eine Freundin von ihr konnte nicht kommen. Da ich den Herrn schon aus dem Film "BIS" kannte und ihn ganz lustig fand, bin ich also mit.

Das ganze fand in Brest in einer Arena statt, aber erst mal galt es, die vielen kleinen Straßen und zwei Brücken zu überwinden, es ging hoch und runter, man merkte, dass Brest auf Hügeln erbaut wurde. Zugegeben, an machen Stellen ist die Stadt wirklich hässlich, aber wir fuhren auch an schönen Ecken vorbei und ich denke, Brest gehört zu den Städten, die auf den ersten Blick zwar hässlich, auf den zweiten aber durchaus schön sein können, vor allem, wenn man eine Verbindung in Form von Erlebnissen oder Leuten dazu hat. Wir parkten dann bei Carrefour (Einkaufsmarkt) und liefen zur Arena rüber. Es war sehr lustig, auch wenn ich nicht alles verstanden habe und manchmal bei Marine nachfragte. Einmal fragte der Komiker auch nach den Vornamen seiner Gäste und es stellte sich heraus, dass viele Maxime oder Yann (bretonische Form von Jan) hießen. Hier ein anderes Beispiel:

Er war sehr gut auf die Region vorbereitet und konnte auf bretonische Eigenarten und Klischees eingehen. Der Weg nach Hause gestaltete sich dann etwas langwierig, alle wollten nach Hause und der vermeintliche Vorteil, nicht direkt an der Arena geparkt zu haben, war dann doch nicht so vorteilhaft, aber irgendwann rollte es wieder. In der Wartezeit konnte ich mich (wie auch auf der Hinfahrt) wieder lang und breit über französische Verkehrseigenarten wie Kreisverkehre, diese komischen Bremshügel, fehlende Hauptstraßenschilder, das französische Blinken, usw. auslassen. Marine sah es mir nach und es war ja auch nicht böse gemeint. Kurz nach Mitternacht setzte ich Marine in Quimper ab und fiel zu Hause gleich ins Bett.

Glücklicherweise durfte ich heute später kommen, weil ich sowieso eine kürzere Pause machen musste, aufgrund einer Gruppe. Vormittags tüftelte ich weiter an den Websitetexten in Deutsch, Englisch und Italienisch herum und begann, den Text für die Fischauktion auf Italienisch auszuarbeiten, was meine etwas verschlafenen Italienischkenntnisse wieder weckte. Nachmittags hatte ich ein Geschmacksatelier und eine Führung durch die Fischauktion mit Kindern. Es war ganz angenehm und es war auch genügend Fisch zum Zeigen da, die Boote waren voll. Am Vortag waren sie wegen des starken Windes nicht rausgefahren und die Fischauktion hatte somit auch nicht stattgefunden. Dann holte ich ein paar Kilo Langustinen vom Fischhändler ab, wo ich erst etwas warten musste, weil der Fang gerade frisch reinkam und erst gekocht werden musste, denn die Langustinen kommen ja lebend an und werden nur auf Wunsch vor Ort gekocht. Die Frau im Laden meinte, ich hätte aber einen schönen Akzent und ob ich aus dem Süden wäre. Ihr Mann meinte hingegen auf meine Antwort, ja, das sei doch der deutsche Akzent. Bei Hafenmitarbeiter Serge bin ich die Belgierin "la belge". Am Ende des Tages, der sich doch etwas länger hingezogen hatte, bekam ich von Philippe sogar ein paar Langustinen und übriggeblieben Croissants von einem Firmentag mit nach Hause, erstere wurden natürlich unverzüglich verspeist und schmeckten ausgezeichnet! (Dabei vergaß ich glatt meine Ressentiments gegen die härtere Schale im Vergleich zu den Crevetten, welche aber leider gerade keine Saison haben und daher aus Übersee gezüchtet kommen; somit sind die Langustinen eine gute Alternative.)
Einen "poisson d'avril" (Aprilscherz, wörtlich: Aprilfisch, weil einem ein Fisch auf den Rücken geklebt wird) gab es heute glücklicherweise für mich nicht.

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