Heute habe ich dann schön bis um elf geschlafen, brauchte aber dann doch meine Zeit, um richtig in Gang zu kommen, fühlte mich doch noch leicht durchgeleiert. Der gestrige Tag war ja auch der stressigste gewesen, auch wenn ich das Jurytreffen morgens halb fünf nicht antreten musste. Denn gestern hatte das Skarverennet stattgefunden, das nun wirklich allerletzte Skirennen dieser Saison! Das ist ein 38km langes Tourrennen von Finse nach Ustaoset mit bis zu 12.000 Teilnehmern und auch vielen Leistungssportlern.
Per und ich kamen am Donnerstagabend in Geilo an, wo wir wohnen sollten. Wir mussten etwas auf unsere Zimmer warten, da das Hotel nicht zwei Zimmer, sondern nur eines gebucht hatte. Nach dem Abendessen war das erste Jurytreffen in der Geilohalle, eine große Sporthalle, an der auch das Leistungssportgymnasium (Toppidrettsgymnas) untergebracht ist. Davon gibt es in Norwegen noch welche in Lillehammer, Tromsø, Bærum und Kongsvinger. Sportgrößen wie Ole Einar Bjørndalen (Biathlon), Lasse Kjus (Abfahrt) und Thor Hushovd (Radsport) sind auf diese Schulen gegangen.
Am Freitag sollten wir die Loipe inspizieren, denn eigentlich war es mit dem Schnee etwas bedenklich, wie im Vorfeld reichhaltig von den norwegischen Medien berichtet wurde. 8000m³ Schnee waren aufgefahren worden, um die Loipe zu präparieren, die dieses Jahr aufgrund der besonderen Verhältnisse einen leicht geänderten Verlauf hatte, sich aber wahrscheinlich als Loipe der Zukunft erweisen würde. Wir fuhren die Loipe mit drei Schneemobilen ab, Per (Ass. Techn. Deligierter), Jorunn (TD), ich mit den Fahrern Stein Erik (Rennleiter), Gillard und Erlend. Wir legten ca. 80km an diesem Tag zurück, denn wir fuhren auch mal ein bisschen anders, hielten oft an, usw. Sprachen mit den Sanitätern, der Polizei, die auch da war. Eigentlich war es durch das strahlende Wetter sehr warm, aber ich hatte mich für die Scootertour trotzdem dick eingepackt, was sich als goldrichtig erwies, denn oben in den Bergen kam Wind auf.
Erlend als "linselys" (jemand, der sich aus Bild schmuggelt] |
Man fährt von Ustaoset hoch auf ein Plateau, flankiert vom Hallingskarvet (einer Bergkette mit einigen Kletterwänden mit teils leider brüchigem Gestein) und wieder ein Stück runter nach Finse, wo das Rennen eigentlich beginnt. Finse liegt auf genau 1222 Metern über dem Meeresspiegel und ist nur per Zug oder Hubschrauber zu erreichen. Letzteres sollten wir auch mal fliegen, aber daraus wurde dann nur für Jorunn etwas, die während des Skarverennets den Start überwachen sollte. Na ja, fliege ich eben mal bei meinem lieben Freund Karl in Österreich mit. Die Rückfahrt wurde dann sehr holprig, denn der Schnee begann, sehr weich zu werden, mehrmals gab es brenzlige Situationen, umzufallen. Ich wechselte unterwegs von Stein Erik als Chauffeur zu Gillard, bei dem ich mich doch ein Stück weit sicherer fühlte - er fuhr sicher risikoreicher, hatte dadurch aber auch mehr Sicherheit und Erfahrung. Einmal streckte ich mein Bein im Reflex aus und bumm, rammt es beim Zurückziehen volle Kanne gegen das Schneemobil, aber sonst lief alles gut. Ach, und lieber Papa, für so ein Schneemobil brauchst du einen extra Führerschein und das hat seinen Grund! Wie auch der Helm. Vom vielen Festhalten hatte ich dann auch gleich Muskelkater in den Armen. Ich kann schon unumwunden zugeben, dass die Tour zum Haugsetern während der Ridderuka etwas entspannender war, auf dem Schneemobil merkt man den Krach und Benzingeruch eben auch stärker. Trotzdem war es eine schöne Tour, vor allem aufgrund des Wetters.
Nachmittags wieder Jurytreffen und Ausgabe der Startnummern für die "Seeded groupe", also derjenigen, die in den ersten Reihen beim Start stehen dürfen und somit einen Vorteil haben. Ich habe diese Gruppe anhand der FIS-Punkte zusammengestellt. Trotzdem erlebten wir dann noch einige Überraschungen, als plötzlich ein paar Franzosen, wie z.B. Christophe Perillat und Alexandre Rousselet auftauchten, die wir dann noch schnell auf die Liste gesetzt haben. Und Vorjahresgewinner Curdin Perl aus der Schweiz bekam nicht Startnumer 1, das war auch komisch. Eigentlich hätte 2010 auch Petter Northug (der die Nummer 1 bekam) gewinnen müssen, aber da gab es als Sprintprämie ein Auto und als Petter das hatte, hat er sich reingesetzt (es stand direkt an der Loipe) und ließ Curdin Perl vorbeifahren.
Abends war dann ein sogenanntes Sponsorenabendessen, aber es war eher ein Buffet, bei dem auch viele Athleten dabei waren, unter anderem ein ganzer Bunk Franzosen, die mit diesem Rennen Abschied von Vincent Vittoz als aktivem Athlet und Roberto Gaal als Trainer feiern wollten. Mit ein paar von ihnen habe ich auch ein wenig geplaudert.
Die Nachrichten wurden natürlich nur von der "kongelig bryllup" (königlichen Hochzeit) bei den Angelsachsen beherrscht. Ich bin da ein zwiespältiger Mensch, auf der einen Seite gehört so etwas für mich eher ins Märchen oder Mittelalter bzw. in eine Zeit, in der Könige eine andere Stellung in der Gesellschaft hatten, auf der anderen Seite ist es genau aus diesem Grund in einem gewissen Maße faszinierend. Aber ich hätte mir trotzdem noch etwas andere Berichterstattung gewünscht, die Zeit ist an diesem Tag ja auch nicht stehen geblieben.
Die Jury traf sich morgens 04h30, aber ich konnte zumindest bis sieben Uhr schlafen. Danach fuhren Per und ich nach Ustaoset, um Erik Andresen, der eigentlich beim Skikreis Sør-Trøndelag in Trondheim arbeitet, und einen Freund einzusammeln und in Haugastøl abzusetzen, von dort aus startete das kleine Skarverennen, ungefähr 22km lang. Anschließend fuhren wir noch etwas in das Hardangergebirge hinein, welches ja bei Ustaoset beginnt und sahen auf das Hochplateau der Hardangervidda, sehr schön, aber durch seine Regelmäßigkeit auch etwas monoton. Wieder in Ustaoset, ging es zur Loipeninspektion, hochlaufen bis zu der Stelle, an der die Wettbewerbs- von der Tourklasse getrennt wurde, etwa 2km vor dem Ziel. Denn die letzte Abfahrt war zu schmal, um 12.000 Läufer dort hinunter fahren zu lassen und gleichzeitig den Leistungssportlern ein Durchkommen zu ermöglichen.
Warten auf die Skistars |
Da war es noch eine Norwegerin... :) |
Potenzielle Kletterwand? |
Bei diesem Rennen waren alles zufrieden, aber die Siegerehrung ist stark verbesserungswürdig. Direkt nach dem Zieleinlauf würde ich sie aber auch nicht machen, denn Gaillard wurde z.B. schnell kalt, für ihn war es sehr notwendig, sich umziehen zu können. Es muss einfach deutlich für alle gesagt werden.
Es war aber schade, dass Ebs (Michael Rösch) aus Altenberg nicht gestartet ist. Er stand auf der Anmeldungsliste, war auf der Ergebnisliste aber nirgends zu finden.
Nach Rennschluss gab es noch ein abschließendes Jurytreffen, Per und ich fuhren danach zum Hotel, um zu Duschen und bevor ich mit dem Zug nach Oslo fuhr, gab es noch Tapas zum Mittagessen, bestehend aus Tsatsiki, spanischer Salami und französischem Käse mit Salat, Schafskäsesalat sowie einem etwas merkwürdig aussehendem französischem Etwas.
In dieser Woche steht für mich Arbeitseinsatz im Garten an, denn der Garten hat bis dato kein Gras, da er letztes Jahr komplett umgegraben werden musste. Am Freitag fahren Marit und Familie dann zu einer Konfirmation nach Dale (Sunnfjord), während ich mich am Sonntag nach Madrid zu meinem herzallerliebsten Brüderchen aufmachen werde, da freue ich mich schon sehr sehr drauf! Aber ich wünsche etwas sommerlichere Temperaturen, wie es sich für "den Süden", wie man in Norwegen sagt, gehört.
Kenavo (tschüss),
eure Henni
faehrst du denn zu deinem bruder nur fuer urlaub und faehrst dann wieder nach norwegen, oder wie oder was?
AntwortenLöschenJa, nur eine Woche, leider. Im Juni ist ja auch noch die Pattl dran. Anfang Juli geht's zurück nach Dt. Wann kann man dich wieder zu Hause begrüssen?
AntwortenLöschen