Was diese geheimnisvolle Zahlenkombination wohl bedeuten mag?
Liebe Kinder, ihr erratet es sicher leicht: In 5 Wochen und 6 Tagen bin ich wieder zu Hause, dor heeme, wie dor Saggse sachn würde.
Der Flug ist jetzt fest gebucht, aber ich habe ja eine gewisse Anzahl Koffer (Tipp: ungefähr doppelt so viel wie zuvor) und die muss ich wahrscheinlich per Post schicken. Ich hoffe auf ein angemessenes Empfangskommitee, liebe Freunde und Verwandte!
Vasa museet
Nun noch ein Überblick über die letzte Woche nach dem 17. Mai, die nicht ganz so ablief, wie ich es mir gedacht hatte. Am Morgen danach bekam ich nämlich Durchfall und starke Übelkeit und mir war eigentlich so überhaupt nicht danach, nach Schweden aufzubrechen, aber weil es ja zuletzt noch nach Stockholm gehen sollte, habe ich mich überwunden, was ganz und gar nicht einfach war. Es fand das sogenannte Nordische Langlauftreffen in Sigtuna bei Stockholm statt, mit den Teilnehmerländern Norwegen, Schweden, Finnland, Lettland und Estland. Es wurden hauptsächlich die Themen Skandinavischer Cup und Nordischer Juniorenwettbewerb (da war ich dieses Jahr ja in Örnsköldsvik...) diskutiert. Was mich gleich auf den Gedanken brachte, dass Schweden mir in meinem Jahr in Norwegen nicht besonders gesonnen gewesen war, Bohuslän im Oktober ausgenommen. Erst Örnsköldsvik, dann krank nach Sigtuna... Aber der Durchfall klang im Laufe des Tages ab, genauso wie die Übelkeit, was neu dazu kamen, waren Magenkrämpfe und Husten, von meiner Höchstform war ich also weiterhin entfernt, auch wenn es mir im Vergleich zum Morgen bedeutend besser ging. Es gab aber auch Positives zu berichten: Ich fand wieder einmal einen Namensvetter, Anders Byström aus Schweden, und irgendwie kamen wir auf die Idee, wie wäre es denn mit heiraten, dann würde er Anders Anders heißen; ansonsten dürfe jeder Partner aber sein eigenes (Liebes)Leben führen. Die Pläne für die Hochzeit laufen, es wäre dann meine dritte: Die erste mit ca. 7, die zweite mit 14 und die dritte mit 19 Jahren - das kann sich sehen lassen. Sehr gut verstand ich mich auch mit den zwei lustigen Finnen, die so gar nicht das typische Bild eines zugeknöpften Finnen ergaben: Ilkka und Vesa (beides Männer, für die, die sich darüber gerade den Kopf zerbrechen). Neben holpriger finnischer Konversation stand die Frage nach der Namensherkunft im Raum: Ilkka kommt, nach Ilkkas nicht ganz so ernstzunehmender Theorie, von "ilkeä", was so viel wie gemein oder niederträchtig bedeutet, während Vesa, dies aus sicherer und zuverlässiger Quelle, so viel wie "junger Baum" bedeutet - das ist doch schön, oder?
Gamla Stan
Kungliga Operan
Stockholmer Tivoli Gröna Lund
Am nächsten Tag sollte das Seminar zur Lunsjzeit auch schon beendet sein, während sich viele danach auf den Weg nach Hause oder zu weiteren Seminaren machten, nahm Per sich die Zeit, mir halbkrankem Etwas Stockholm zu zeigen. Per war schon ein paar Male dort gewesen und nachdem wir unser Gepäck zum Flughafen gebracht hatten, fuhren wir mit dem Expresszug (bis zu 250 km/h) nach Stockholm ins Stadtzentrum. Dort liefen wir ein bisschen in der Stadt rum, am königlichen Schloss vorbei (das in Oslo ist schöner...), durch die Altstadt Gamla Stan und wir unternahmen auch eine Bootstour auf dem großen Kanal der Innenstadt, das hatte Per zuvor auch noch nicht gemacht, es war für ihn auch Premiere. Gerne wären wir auch noch ins Vasamuseum gegangen, wo das von Gustaf Vasa nicht seetüchtige, sondern gleich wieder gesunkene Schiff ausgestellt ist - aber mit mir und meinem krampfenden Magen wäre das sowieso undenkbar gewesen, ich war froh, wenn ich sitzen konnte. Deshalb entschied ich mich auch, das Trainerseminar des Trainerklubs in Trondheim sausen zu lassen, für ein Seminar mit über 50 Teilnehmern fühlte ich mich nun wirklich nicht fit genug und dann immer zu sagen, es geht einem gut, wenn's gar nicht so ist oder sagen, dass es einem nicht gut geht und dann können die anderen sowieso nicht viel machen. Schade war nur, dass ich dadurch Freunde wie Sjur Ole, Benthe oder Øyvind Sandbakk nicht sehen konnte, aber ich hoffe, dass wir das in den verbleibenden 5 Wochen und 6 Tagen noch schaffen. Sjur Ole ist ja jetzt Trainer der U23-Mannschaft (neuerdings Rekruttmannschaft) geworden, da muss er vielleicht mal nach Oslo.
Tunnelgatan
Ich war ab Donnerstagabend also wieder daheim und habe es das Wochenende über sehr ruhig angehen lassen, am Samstag ging es mir schon recht gut und so war ich mit Karianne und Bjørn im Film "Thor 3D", aber der war sehr amerikanisch (na gut, war ja auch von Marvel Comics inspiriert) - aber mal ehrlich: seit wann ist Heimdall dunkelhäutig und einer der Krieger in Åsgard asiatischer Abstammung?! Von einem Shakespeare-Regisseur wie Kenneth Branagh hatte ich mehr erwartet. Und ich glaube kaum, dass in Åsgard irgendwelche roboterartigen Riesen als Wächter für diverse Dinge zu finden sind. Na ja, dafür ging's am nächten Tag gleich weiter zu "Pirates of the Caribbean 3D - On stranger tides" (auch bekannt als "Fluch der Karibik - Fremde Gezeiten"), der recht gut war und mit den 3D-Brillen ein Erlebnis, aber der erste Film der ursprünglichen Trilogie bleibt und ist der Beste.
Jetzt windet es in Oslo die ganze Woche über schon kräftig, doch selbst wenn dicke Wolken am Himmel hängen ist es um 12 nachts nicht dunkel, gestern war der Himmel ganz klar und wenn man so gegen 11 oder eher ins Bett gehen will, muss man alles zuhängen, denn selbst dieses dämmrige Licht ist so merkwürdig, dass man etwas Zeit braucht, um sich daran zu gewöhnen und dabei schlafen zu können.
Auch Julian, meine "Lieblingskatze", musste jetzt wieder einmal lernen, dass man nachts nicht stört. Sonst hat er in den letzten Monaten schon nach kurzer Zeit aufgegeben, wenn ich auf sein Miauen und Klopfen vor meinem Fenster nicht reagierte, aber jetzt hat er nicht aufgehört und die Sirene eingeschaltet. Das hatte er bisher nur am Wochenende meiner Abreise nach Madrid, weil er vielleicht wusste, dass ich die Einzige zu Hause war, aber ich lasse ihn nicht bei mir rein, dann will er das immer. Er muss umlernen und einsehen, dass es nicht wie bei meinem Gastbruder Steinar und seiner Frau Ingrid ist, als diese das Zimmer bewohnten, und er zu jeder Tag- und Nachtzeit dort reinkonnte. Es ist ja auch nicht kalt draußen und im Keller hat er auch zu essen und trinken für den Notfall - er ist schlicht und einfach dick, faul und von gewissen Leuten zu sehr verwöhnt. Was habe ich also getan? Nach der ersten Episode vor Madrid hatte ich einen Tipp von Bjørn bekommen und so schnappte ich mir meinen im Bad liegenden Trinkgürtel, füllte ihn mit Wasser, öffnete den obersten Teil des Balkonfenster und begoss Julian mit Wasser. Das wirkte, ich hatte Ruhe für die nächsten Stunden und als Julian es bei Sonnenaufgang noch mal darauf anlegte, lief er schon beim Anblick der Flasche davon. Ziel erreicht. Aber seitdem liegt die Flasche immer griffbereit.
Nehmt euch also in Acht! :)
Henni
P.S.: Am Freitag geht's nach Hamar zu Oma Kari und vielleicht nach Bergen, aber das wird dann vor Ort entschieden, zu einer Bergtour (4Bergtour bzw. 4fjellstur, gibt's auch für die ganz Harten mit 7 Bergen); einziges Problem ist das Wetter, vor allem der Regen. Wir werden es sehen und ihr werdet es sehen und zwar beim nächsten Blogeintrag.
P.P.S.: Bretonischlernen ist schwer! Aber ich bleibe dran, keiner ist schließlich "difazi" (ohne Fehler).
I. Der Tom-Waits-Lauf von Oslo
Am Samstag habe ich meinen lieben Freund Kjell in seiner Junggesellenbude besucht und bekam dort gleich noch einen extra Lunsj serviert. Als er mich fragte, ob ich schon mal einen Kletterfilm gesehen habe, war das für mich das Stichwort und ich zauberte meinen Kletterfilm "Am Limit" aus dem Ärmel über die Huberbuam und das Speedklettern. Den Film haben wir uns dann gemeinsam angeschaut, später kamen auch noch zwei von Kjells Freunden dazu, u.a. Dag Erlend, der wahrscheinlich mit in die Sächsische Schweiz im August kommt. Kjell hat ja von mir zu Weihnachten einen Kletterkalender von dort geschenkt bekommen, der hängt jetzt ganz würdig zentral an der Wand über dem Bett mit dem Maikalenderblatt, welches die Talseite VIIIb des Teufelsturms zeigt. Danach sind wir in die Stadt losgezogen, Kjell und ich mit der U-Bahn, Dag Erlend mit dem Fahrrad, dass er sich erst einen Tag zuvor gekauft hatte, aber als wir ihn dann im Stadtteil Grønland wiedertrafen, war das Hinterrad "leicht" deformiert... Wir wollten uns ein bisschen unters Volk mischen, das am sogenannten Tom-Waits-Lauf teilnahm. Wer schon einmal die Musik von Tom Waits gehört hat, die ich sehr mag, aber für die man mitunter seine Zeit braucht, um sie zu mögen, der kann sich vielleicht vorstellen, was das für ein "Lauf" war. Ich würde es eher als Tom-Waits-Gang bezeichnen. Dabei zieht man von Lokal zu Lokal oder Pub zu Pub bzw. Kneipe zu Kneipe; 25 dieser Etablissements gilt es ab 14 Uhr abzuklappern, wobei man schon die ersten wankenden Gestalten eine halbe Stunde später ersichten kann. Weil die Kneipen überall vor Leuten überquollen, suchten wir uns dann die Kneipe aus, wo der ganze Lauf gestartet hat, da war es ruhig und Platz.
II. MADRID
Am Sonntag ging's dann los, nachdem Timo von seinem Lieblingsfreund Torbjørn abgeholt worden war. Ich glaube, Timo und ich waren beide gleichermaßen froh, aus dem leeren Haus rauszukommen, denn Marit und Familie waren ja in Dale im Vestlandet zu einer Konfirmation geflogen. Und das Haus ist wirklich sehr leer, wenn keiner da ist. Ich musste einen ziemlich frühen Bus nehmen, denn es war ja Sonntag und da fuhr er nicht so oft. Ich war dann also eine Stunde zu früh am Busterminal und dachte mir, da könnte man doch noch mal schnell zur Oper aufs Klo gehen. Toll nicht? Ist mit der Semperoper schwer vorstellbar. : ) Die Busfahrt zum Flughafen Rygge-Moss nahm ca. eine Stunde in Anspruch und am Flughafen musste ich noch ein bisschen warten. Ich hatte ja auch nur Handgepäck. Wir flogen dann eine Viertelstunde verspätet los, da irgendwie ziemlich viele Spanier "Priority" gebucht hatten, also dass sie als erste einsteigen dürfen. Und die kamen ewig nicht aus dem Knick. Aber schon am Flughafen wurde deutlich, dass es mit den Englischkenntnissen der Spanier nicht soweit her sein kann, ohne sie jetzt zu beleidigen, aber ich frage mich nur, wie sie es geschafft haben, sich in Oslo durchzuschlagen. Nun ja, der Flug verlief ruhig und als ich ankam, hat mich mein Brüderchen abgeholt und gemeint, es hätte eine Überraschung für mich. Aha, dachte ich mir da nur. Die Tatsache, dass der Flughafen direkt an die Metro angeschlossen ist, könnte schon ein erstes Indiz auf die Größe Madrids gewesen sein. Als wir dann auf die Straße rauskamen, habe ich schon gestaunt, bis zu sechsspurige Straßen zu sehen. Die Luft war auch ganz anders, Palmen standen da. Der Bus, der normalerweise fast bis vor die Haustür meines Bruders fährt, fuhr eine andere Route aufgrund des Kindertages, der an diesem Tag stattgefunden hatte. Irgendwann waren wir dann aber bei ihm zu Hause, nördlich des Stadtzentrums. In der Wohnung war alles dunkel, da meinte Friedrich, na die Überraschung sei wohl schon weg. Licht an, im Flur, dann im Zimmer. Er rein, ich rein und erstarre fast zur Salzsäule: Da sitzen doch tatsächlich meine Mama und Tante auf dem Bett, in aller Seelenruhe und mein liebes Tantchen hat sogar noch den Witz besessen, die Kamera auf mein verdutztes Gesicht zu halten - ich muss so dermaßen doof aus der Wäsche geguckt haben, du meine Güte! Nachdem ich mich dann also so halbwegs beruhigt hatte bzw. der Puls sich wieder an die Normalwerte annäherte, aß ich Abendbrot und es klingelt. Ich denke mir nichts, Friedrich hat ja noch zwei Mitbewohner, Raffael aus Kolumbien und Kaeli aus den USA. Esse weiter und dann geht die Tür auf und meine Oma Gudrun kommt ganz freundlich lächelnd herein, hinter ihr mein Opa Rolf. Ich dachte, jetzt schlägt's aber 24! Ich war so überrascht, dass ich das Essen fast wieder ausgespuckt hätte und erst einmal raus auf den Balkon musste, um frische Luft zu schnappen und einen klaren Gedanken zu fassen. Drinnen benötigte ich dennoch nochmal zehn Minuten, um meine Großeltern ordentlich begrüßen zu können. Kreuzspinne und Kreuzschnabel, wie Pumuckl gesagt hätte, die Überraschung war so was von gelungen, kann ich euch sagen - ich kann jetzt noch immer nur drüber staunen.
M o n t a g - meine Verwandtschaft hatte ja schon einen Tag Vorsprung gehabt, deshalb musste ich mich erst einmal orientieren. Mein Tantchen Uta wollte unbedingt ins ehemalige jüdische Viertel La Latina/ Lavapiés. Ehemalig deshalb, weil dort seit der Inquisition 1492 Isabellas der Katholischen fast nichts mehr auf die damaligen jüdischen Bewohner hinweist. Man sieht es vielleicht etwas an den Häusern, aber sonst ist das Viertel nicht spezifisch jüdisch, mit normalen Geschäften mit viel Schnulli für Touristen. Wir fuhren dann auch in so einem kleinen Linienbus, der durch das ganze Viertel fuhr. Immer wichtig: Die Fahrkarte, die man bei jedem Fahrantritt, ob bei Bus, Metro oder einer der wenigen Straßenbahnen, denn die Karte muss man immer in so ein kleines Ding reinstecken, um sie zu entwerten. Wir sind danach quer durch die Stadt getingelt, auch zur Plaza de la Puerta del Sol, wo man u.a. den spanischen Nullkilometer findet, der aber mit demselben in der Madrider Vorstad Getafe konkurriert. Wir sahen auch die Gran Vía mit unzähligen Fahrspuren und besichtigten die Kathedrale La Almudena, die zwar alt aussieht, aber erst in den 90ern fertiggestellt wurde. Gleich daneben steht der Palacio Real, der Königspalast, bei dem wir uns aber vorerst nur den Hof und verbotenerweise auch die königliche Apotheke angeschaut haben, eigentlich hatten wir nämlich nur Zugang zu Hof und Geschenkeboutique. Mittag haben wir in der sogenannten Cervecería 100 Montaditos (100 Brötchen), dort kann man sich ein Brötchen bestellten, welches in Kombination mit einem Getränk dann nur 1€ kostet, wir haben uns eine 12er Platte bestellt: Brötchen mit Schinken, Röstzwiebeln, Garnelen, Hühnchen, Leberwurst/Marmelade, Gemüse, u.v.m. Es war seeeehr lecker! Später wurde dann auch noch im Cafè d'Italia auf der Calle Bravo Murillo (calle bedeutet Straße) Eis essen gegangen.
Metro
Die Osloer U-Bahnbetreiber sollten sich übrigens ein Beispiel an der madrilenischen Metro nehmen: So viele Linien und keine Funktionsstörungen sowie eine eigene Station für jede Linie. Ausbau bis 2016 auf 25 Linien!!! Und in Oslo kommt es in Spitzenzeiten zu bis zu drei Ausfällen pro Woche!
Kathedrale La Almudena
eine Klapperziege (sitzt jemand drunter)
D i e n s t a g - begann mit der richtigen Besichtigung des Palacio Real, also mit dem Audioguide durch alle Räume durch, war ganz interessant, aber ich hätte dort nicht wohnen können, der Prunk und die schweren Vorhänge wirkten irgendwie einengend. Und es war ja wieder so warm, wie am Vortag, über 30°C, da hat yr.no (die norwegische Superwetterseite) wohl nicht aufgepasst oder die gefühlte Temperatur unterschätzt. Vorbei an der Oper wurde wieder im 100 Montaditos gegessen, eine andere Filiale, die Mama, Uta und ich am Vortag entdeckt hatten, mit anscheinend vorzüglicher Weinschorle. Danach ging es vorbei an zwei Superbauten aus der Franco-Zeit, den ersten Wolkenkratzern Spaniens, davor stand das Denkmal zu Ehren Cervantes, aus dessen Feder die Geschichten um Don Quijote, seinem Pferd Rosinante und dessen Diener Sancho Panza mit Pferd stammen. Oben thronte Cervantes und unter ihm ritten die Statuten von Don Quijote und Sancho Panza. Dann machten wir uns auf zum Teleférico, einer Seilbahn, die von Arguëlles bis zum großen Park Casa de Campo über den Fluß Manzanares führt. Nach langer Wartezeit konnten wir endlich in eine dieser Gondeln einstigen, aber ganz wohl war nicht jedem während der rund viertelstündigen Fahrt, 40 Meter über dem Erdboden. Oben rasteten wir eine Weile und Mama und ich erkundeten das Gelände. Nachts soll das Gebiet der Casa de Campo wohl nicht so empfehlenswert sein, dort träfen sich die Prostiuierten mit ihren Freiern. Als wir wieder unten waren, teilten wir uns auf, Großellis zurück ins Hotel, Mama in geheimen Auftrag und Uta und ich bitteln in Lavapiés und auf der Plaza Mayor. Zuück in Friedrichs Wohnung, der arme Kerl musste ja die ganze Zeit studieren bzw. zum Ende der Woche hin noch arbeiten, hatte Mutti dann schon die Karten für das abendliche Fußballspiel Real Madrid gegen den Vorstadtligisten Getafe erstanden. So machten Opa, Friedrich, Mama und ich uns dann abends zum Estadio Santiago Bernabéu auf. Mama und ich saßen in den oberen Rängen, während die Herren weiter unten saßen. Es war unglaublich interessant und spannend: So viele Leute, fast 100.000, und die Größe des Stadions und die Atmosphäre! Bevor es losging, gab es noch eine Gedenkminute für einen verstorbenen ehemaligen Spieler (nehme ich an) mit Musik von Ennio Morricone, während der alle aufstanden und die Mützen abnahmen. Das Spiel an sich verlief ab einem gewissen Punkt recht eindeutig, spätestens nach dem 3:0 war Getafe ganz klein geworden. Das Spiel endete dann 4:0, auch wenn Real weitaus höher hätte gewinnen können, wäre Ronaldo nicht zu doof gewesen - er wurde dann trotzdem am nächsten Tag in der Zeitung als großer Held des Spiels gefeiert.
Palacio Real
Teleférico
Río Manzanares
Plaza Mayor
Vor dem Spiel im Estadio Santiago Bernabéu
Getafe - Real Madrid
Endstand 4:0 für Real
M i t t w o c h - Der letzte richtige vollständige Madridtag für den Besuch aus der Heimat. Zuerst fuhren wir in das dem La Défense in Paris ähnliche Viertel an der Plaza Castilla mit den futuristischen Zwillingstürmen und Hochhäusern, teilweise Hotel und Büros. Dann fuhren wir mit der berühmten Buslinie 27 die gesamte Straße Paseo de la Castellana bis zur Höhe des Prado Museums herunter, vorbei am Bernabéu Stadion und der Banco de España. Dann aßen wir im Museo del Jamón (Museum des Schinkens) zu Mittag, welches aber weniger ein Museum als ein Restaurant ist. Als Museum könnte es insofern bezeichnet werden, als dass überall Schinken an den Wänden hängen, große ganze Schinkenschenkel. Gleich auf der anderen Straßenseite befand sich unterhalb des Prado Museums der Real Jardín Botánico de Madrid (botanischer Garten), in den man für ein kleines Entgelt gelangen konnte und in dem u.a. ein Denkmal von dem berühmtesten botanischen Schweden untergebracht war, Carl von Linné. Anschließend haben wir uns wieder aufgeteilt, Uta und ich entschieden uns dann in den Prado zu den Bildern von Francisco de Goya zu gehen, während Mama die Stierkampfarena und den ägyptischen Templo de Debod besichtigen wollte. Abends besuchten wir noch das Café La Casserole, in dem Friedrichs Mitbewohner Raffa arbeitete und gingen danach zu Friedrichs Lieblingsplatz, dessen Namen ich allerdings leider vergessen habe.
Zwillingstürme der Puerta de Europa
Estadio Santiago Bernabéu
Carl von Linné Denkmal im Real Jardín Botánico
D o n n e r s t a g - Zusammenpacken, zum Hotel der Oldies und ab ins Taxi, allein war ich mit Madrid und Friedrich, der mit seiner Arbeit bei der ESA beschäftigt war. Mein Weg führte mich zuerst in die Nationalbibliothek, wobei nur die ständige Ausstellung und eine weitere über 200 Jahre Südamerika zu sehen war, aber die eigentliche Büchersammlung kann man nur mit bestellter Führung besichtigen. Danach ging's ins benachbarte Archäologische Museum, ein recht imposantes von außen, aber eine kleine Sammlung innen, der Großteil wird wohl nicht gezeigt. Es gab alles von dem Skelett eines prähistorischen Elefanten, der sich nach Spanien verirrt hatte, über römische, maurische und christliche Artefakte bis hin zu den Goten und schließlich dem Mittelalter. Der Rezeptionsmann des Museums verstand mich zwar überhaupt nicht, als ich mich nach eventuellen englischen Informationen erkundigte, aber war total begeistert, als ich mit meinem Standardsatz anfing:No hablo español, pero... weiter kam ich nicht, dabei wollte ich noch anfügen: alemán, inglés, francés, latin, noruego y poco russo. Also hat er mich dann auf Spanisch vollgelabert, woraus ich dann "hörte", dass es keine englischen Infos gäbe, aber wie sich später herausstellte, gab es sie doch, es stand alles auf den Tafeln sowohl auf Spanisch als auch auf Deutsch da. Wie auch immer, danach holte ich mir noch fix ein Schinkenbrötchen vom Museo del Jamón, das Opa Rolf tags zuvor gegessen hatte und ich fand es sehr gut, wurde meine Lunsjmahlzeit für die nächsten Tage. 100 Montaditos wäre natürlich auch gut gewesen, aber da sitzt es sich so schlecht allein, während man sich das Schinkenbrötchen einfach mitnehmen konnte. Dann wollte ich unbedingt ins Estadio Vicente Calderón, das Heimstadion des Club Atlético de Madrid. Am liebsten wäre mir am Dienstag natürlich ein Derby zwischen Real und Atlético gewesen, denn Atlético ist mein Favorit im spanischen Fußball. Ich stieg zwar an der richtigen Metrostation aus, aber fand erst nach etlichen Irrwegen den Weg zum Vicente Calderón, das zwar direkt am Fluß Río Manzanares lag, aber umringt ist von hohen Mietshäusern und daher nicht so ganz leicht zu entdecken. Dort erstand ich dann ein Trikot meines Lieblingsspielers Diego Forlán, der sich zuletzt vor allem für sein Heimatland Uruguay während der WM 2010 hervorgetan hatte. Schon fast vollkommen pflasterlahm, begab ich mich dann noch auf den Weg zum Templo de Debod, der von 18 bis 20 Uhr offen war, Mama war vorher nicht rein gekommen, weil sie zu früh da war. Der Tempel war von den Ufern des Nils bis nach Madrid verfrachtet worden und es war interessant, ihn sich anschauen zu können, auch wenn bis auf die Wandgravierungen nicht mehr viel zu sehen war und ich mit Informationen schon leicht überlastet.
Buchpressen aus Leipzig in der Nationalbibliothek
Gotenschatz im Archäologischen Museum
F r e i t a g - 5. Tag und die Informationsüberlastung sollte da ihren Höhepunkt erreichen, denn da machte ich mich auf in das Museo Nacional del Prado, welches ich auch nicht sofort erreichte, da ich mir nicht selber vertraute, sondern auf eine nicht vorhandene Abkürzung spekulierte, was damit endete, dass ich die ganze Calle Alfonso XIII umsonst entlanglief... Na ja, das ist typisch für mich. Vor dem Prado war dann eine große Schlange, aber ich kam relativ gut durch und musste als unter 25jährige nichts bezahlen, weil ich meinen Ausweis dabei hatte. Bei meinem ersten Besuch mit Uta war ich gelinde gesagt wütend, weil ich ihn nicht dabei hatte, da waren es eben 8€, auch wenn es eigentlich nicht weiter schlimm war. Im Prado drin, fand ich gleich den Weg zu zwei Gemälden fand, die mir sehr gefallen haben: Das Selbstportrait von Albrecht Dürer (Alberto Durero) und "Der Kardinal" von Raffael. Während meiner Lunsjpause ereilte mich ein mittelgroßer Schock, da meine schöne neue Ledertasche schon wieder einen Riss in der Innensicherheitstasche hatte, der diesmal aber erheblich größer war; endete gestern mit der Rückgabe der Tasche und des Geldes. Zur Ablenkung stürzte ich mich in die Bilderflut der Alten Meister, Erdgeschoß und Teile der 1. Etage, von Dürer, Raffael über Bosch bis zu Tizian, Rembrandt, Rubens oder Velásquez und Goya. In der 1. Etage musste ich dann aber nicht nur wegen der Schließungszeit aufgeben, sondern weil ich einfach nicht mehr aufnahmefähig war, fast acht Stunden Prado forderten ihren Tribut.
S a m s t a g - Da benötigte ich etwas mehr Zeit, um in Gang zu kommen, der Kopf zeigte seine Unausgeglichenheit mit Kopfschmerzen. Als es dann wieder besser ging, machte ich mich auf Friedrichs Anraten auf ins Museum Reina Sofía (Museum gestiftet von Königin Sofía). Friedl brach zum Klettern auf, aber dafür war ich nicht in Form, leider. Zuerst ging ich aber in den Bahnhof von Atocha, in welchem sich ein kleiner botanischer Garten befindet, aber die Haltung der Schildkröten würde ich trotz der Schönheit des Bahnhofs als grenzwertig bezeichnen, die lagen ja alle übereinander, so viele waren es im Verhältnis zu wenig Platz. Im Reina Sofía sah ich mir auch nur die ständige Ausstellung an, aber auch nicht alles, der Prado saß mir noch in den Gehirnzellen. Aber ich konnte viele mir unbekannte Maler und Bilder sehen, natürlich jedoch auch bekannte wie Dalí und Picassos "Guernica". Moderne Kunst benötigt meiner Meinung nach aber mehr Zeit und Gedanken und die konnte ich einfach nicht mehr genug aufbringen. Trotz des beginnenden Regens flanierte ich noch im museumseigenen Park und machte mich anschließend schnell auf den Weg in die Wohnung, ließ dafür den Park El Retiro sausen und auch die Suche nach dem ältesten Restaurant der Welt "El Botín", welches frische Ferkel serviert, Lieblingsrestaurant eines Madridbegeisteren Freundes namens Ståle.
Bahnhof von Atocha
Museo Reina Sofía
Dalí
Sonntag stand die Abreise bevor, die problemlos ablief. Raus aus dem Flugzeug auf dem Flughafen Rygge, war mein erster Gedanke: Es ist KALT in Norwegen! Denn das war es, windig, kühl und Hang zum Regen. Auf dem Weg in die Stadt schütetet es regelrecht und den Bus schaffte ich auch nicht, aber Bjørn konnte mich glücklicherweise abholen. Trotzdem habe ich mir jetzt einen ganz schönen Schnupfen eingefangen, Klimaschock lautet meine Selbstdiagnose.
III. Der 17. Mai
Heute haben alle Norweger frei, denn es ist 17. Mai, der Nationalfeiertag oder Tag der Verfassung, die 1814 (ich dachte fälschlicherweise immer 1843) in Eidsvoll bei Oslo festgeschrieben wurde, auch wenn Norwegen kurz danach in die nächste Union schlitterte und somit nicht mehr unabhängig war.
In Oslo wird dieser Tag mit vielen Zügen (tog) gefeiert, also alle Schulen gehen zusammen hintereinander und viele Kinder und auch die Abiturienten, die sogenannten "russ", hat aber nichts mit den Russen zu tun. Wir haben das später im Fernsehen angeschaut, es war so voll in der Stadt, dass man nichts mehr hätte sehen können. Die Königsfamilie stand auf dem Balkon des Schlosses und übte sich im königlichen Winken.
Wir aßen zuerst lange Brunch und dann sahen wir etwas fern. Schließlich ging ich mit Marit und Timo einen längeren Waldspaziergang und dann noch mit Bjørn zum 17.-Mai-Fest des Solemskogenstadtteils, was aber eher wie ein Dorffest war, da Solemskogen ja etwas außerhalb liegt. Dort gab es Glücksrad, eine Verlosung und einen Hufeisenwerfenwettbewerb. Abends haben wir mit der Familie ein Festessen mit asiatischen Gerichten und einem schönen, aber sehr kalorienhaltigen Kuchen gegessen.
Morgen geht's für mich sehr früh nach Stockholm, dort haben wir in der Nähe das sogenannte Nordische Langlauftreffen mit anderen nordischen Nationen. Danach geht's gleich weiter zum Trainerseminar des Trainerklubs in Trondheim bis Sonntag.
So langsam kann ich einen kleinen Katalog über Norwegen und seine Eigenheiten zusammenstellen, spätestens nach meiner persönlichen Erfahrung mit dem NSB, das norwegische Pendant zur Deutschen Bahn. Es heißt ja, jeder dritte Zug der Deutschen Bahn hat Verspätung. Jeder dritte? In Norwegen schafft der NSB diese Glanzleistung bei fast jedem Zug. Hintergrund dieses Faktums ist meine Heimreise gestern Abend von Geilo nach Oslo. Ich wollte schon gestern Abend nach Hause reisen, um den Sonntag in Ruhe zu Hause verbringen können. Es gab drei Möglichkeiten, mit Hilfe von Straßen- und U-Bahn den Bus abends um 11 zu schaffen. Zuerst kam der Zug mit fünf Minuten Verspätung in Geilo an, wahrscheinlich, weil so viele Skiläufer und wohl auch ein paar Betrunkene in Ustaoset einstiegen, wovon die meisten aber in Geilo wieder ausstiegen, um das Fest auf ihren Hütten fortzusetzen. Nach einer kurzen Weile hatten wir aber schon eine Verspätung von stolzen 15 Minuten. Zwischendurch wuchs diese bis zu einer halben Stunde an, wir hielten minutenlang an und kamen mit rund 15 Minuten in Oslo wieder an. Ich sprintete zur U-Bahn, bekam die letzte der drei Möglichkeiten und verpasste den Bus trotzdem mit weniger als einer Sekunde. Marit hatte mir aber schon Bescheid gegeben, dass mein Gastbruder Steinar sich nicht so früh hinlegt und ohnehin das Auto wieder abliefern muss und er konnte mich dann Gott sei Dank abholen. Während ich wartete, öffnete sich in dem Haus hinter mir das Fenster und eine Frau meinte, wenn ich in einer halben Stunde immer noch dastehe, könne ich reinkommen und mich etwas ausruhen. Genau in dem Moment kam dann Steinar.
Heute habe ich dann schön bis um elf geschlafen, brauchte aber dann doch meine Zeit, um richtig in Gang zu kommen, fühlte mich doch noch leicht durchgeleiert. Der gestrige Tag war ja auch der stressigste gewesen, auch wenn ich das Jurytreffen morgens halb fünf nicht antreten musste. Denn gestern hatte das Skarverennet stattgefunden, das nun wirklich allerletzte Skirennen dieser Saison! Das ist ein 38km langes Tourrennen von Finse nach Ustaoset mit bis zu 12.000 Teilnehmern und auch vielen Leistungssportlern.
Per und ich kamen am Donnerstagabend in Geilo an, wo wir wohnen sollten. Wir mussten etwas auf unsere Zimmer warten, da das Hotel nicht zwei Zimmer, sondern nur eines gebucht hatte. Nach dem Abendessen war das erste Jurytreffen in der Geilohalle, eine große Sporthalle, an der auch das Leistungssportgymnasium (Toppidrettsgymnas) untergebracht ist. Davon gibt es in Norwegen noch welche in Lillehammer, Tromsø, Bærum und Kongsvinger. Sportgrößen wie Ole Einar Bjørndalen (Biathlon), Lasse Kjus (Abfahrt) und Thor Hushovd (Radsport) sind auf diese Schulen gegangen.
Am Freitag sollten wir die Loipe inspizieren, denn eigentlich war es mit dem Schnee etwas bedenklich, wie im Vorfeld reichhaltig von den norwegischen Medien berichtet wurde. 8000m³ Schnee waren aufgefahren worden, um die Loipe zu präparieren, die dieses Jahr aufgrund der besonderen Verhältnisse einen leicht geänderten Verlauf hatte, sich aber wahrscheinlich als Loipe der Zukunft erweisen würde. Wir fuhren die Loipe mit drei Schneemobilen ab, Per (Ass. Techn. Deligierter), Jorunn (TD), ich mit den Fahrern Stein Erik (Rennleiter), Gillard und Erlend. Wir legten ca. 80km an diesem Tag zurück, denn wir fuhren auch mal ein bisschen anders, hielten oft an, usw. Sprachen mit den Sanitätern, der Polizei, die auch da war. Eigentlich war es durch das strahlende Wetter sehr warm, aber ich hatte mich für die Scootertour trotzdem dick eingepackt, was sich als goldrichtig erwies, denn oben in den Bergen kam Wind auf.
Erlend als "linselys" (jemand, der sich aus Bild schmuggelt]
Man fährt von Ustaoset hoch auf ein Plateau, flankiert vom Hallingskarvet (einer Bergkette mit einigen Kletterwänden mit teils leider brüchigem Gestein) und wieder ein Stück runter nach Finse, wo das Rennen eigentlich beginnt. Finse liegt auf genau 1222 Metern über dem Meeresspiegel und ist nur per Zug oder Hubschrauber zu erreichen. Letzteres sollten wir auch mal fliegen, aber daraus wurde dann nur für Jorunn etwas, die während des Skarverennets den Start überwachen sollte. Na ja, fliege ich eben mal bei meinem lieben Freund Karl in Österreich mit. Die Rückfahrt wurde dann sehr holprig, denn der Schnee begann, sehr weich zu werden, mehrmals gab es brenzlige Situationen, umzufallen. Ich wechselte unterwegs von Stein Erik als Chauffeur zu Gillard, bei dem ich mich doch ein Stück weit sicherer fühlte - er fuhr sicher risikoreicher, hatte dadurch aber auch mehr Sicherheit und Erfahrung. Einmal streckte ich mein Bein im Reflex aus und bumm, rammt es beim Zurückziehen volle Kanne gegen das Schneemobil, aber sonst lief alles gut. Ach, und lieber Papa, für so ein Schneemobil brauchst du einen extra Führerschein und das hat seinen Grund! Wie auch der Helm. Vom vielen Festhalten hatte ich dann auch gleich Muskelkater in den Armen. Ich kann schon unumwunden zugeben, dass die Tour zum Haugsetern während der Ridderuka etwas entspannender war, auf dem Schneemobil merkt man den Krach und Benzingeruch eben auch stärker. Trotzdem war es eine schöne Tour, vor allem aufgrund des Wetters.
Nachmittags wieder Jurytreffen und Ausgabe der Startnummern für die "Seeded groupe", also derjenigen, die in den ersten Reihen beim Start stehen dürfen und somit einen Vorteil haben. Ich habe diese Gruppe anhand der FIS-Punkte zusammengestellt. Trotzdem erlebten wir dann noch einige Überraschungen, als plötzlich ein paar Franzosen, wie z.B. Christophe Perillat und Alexandre Rousselet auftauchten, die wir dann noch schnell auf die Liste gesetzt haben. Und Vorjahresgewinner Curdin Perl aus der Schweiz bekam nicht Startnumer 1, das war auch komisch. Eigentlich hätte 2010 auch Petter Northug (der die Nummer 1 bekam) gewinnen müssen, aber da gab es als Sprintprämie ein Auto und als Petter das hatte, hat er sich reingesetzt (es stand direkt an der Loipe) und ließ Curdin Perl vorbeifahren.
Abends war dann ein sogenanntes Sponsorenabendessen, aber es war eher ein Buffet, bei dem auch viele Athleten dabei waren, unter anderem ein ganzer Bunk Franzosen, die mit diesem Rennen Abschied von Vincent Vittoz als aktivem Athlet und Roberto Gaal als Trainer feiern wollten. Mit ein paar von ihnen habe ich auch ein wenig geplaudert.
Die Nachrichten wurden natürlich nur von der "kongelig bryllup" (königlichen Hochzeit) bei den Angelsachsen beherrscht. Ich bin da ein zwiespältiger Mensch, auf der einen Seite gehört so etwas für mich eher ins Märchen oder Mittelalter bzw. in eine Zeit, in der Könige eine andere Stellung in der Gesellschaft hatten, auf der anderen Seite ist es genau aus diesem Grund in einem gewissen Maße faszinierend. Aber ich hätte mir trotzdem noch etwas andere Berichterstattung gewünscht, die Zeit ist an diesem Tag ja auch nicht stehen geblieben.
Die Jury traf sich morgens 04h30, aber ich konnte zumindest bis sieben Uhr schlafen. Danach fuhren Per und ich nach Ustaoset, um Erik Andresen, der eigentlich beim Skikreis Sør-Trøndelag in Trondheim arbeitet, und einen Freund einzusammeln und in Haugastøl abzusetzen, von dort aus startete das kleine Skarverennen, ungefähr 22km lang. Anschließend fuhren wir noch etwas in das Hardangergebirge hinein, welches ja bei Ustaoset beginnt und sahen auf das Hochplateau der Hardangervidda, sehr schön, aber durch seine Regelmäßigkeit auch etwas monoton. Wieder in Ustaoset, ging es zur Loipeninspektion, hochlaufen bis zu der Stelle, an der die Wettbewerbs- von der Tourklasse getrennt wurde, etwa 2km vor dem Ziel. Denn die letzte Abfahrt war zu schmal, um 12.000 Läufer dort hinunter fahren zu lassen und gleichzeitig den Leistungssportlern ein Durchkommen zu ermöglichen.
Warten auf die Skistars
Die Tourläufer mussten den letzten Kilometer zu Fuß laufen, denn dann reichte der Schnee nicht mehr. Machte aber nix, denn die Zeit zählte für die Tourläufer nicht. Sie konnten bis vor Start des Wettkampfes der Leistungssportler starten, wann sie wollten und unterwegs Lagerfeuer machten oder durchrennen und bereits acht Uhr morgens wieder in Ustaoset sein. Dieses Recht haben im Prinzip auch die Leistungssportler, Petter Northug verstand z.B. schnell, dass er nicht in Form war und nahm sich die Zeit, abseits von Medien, die sich nicht in die Loipe gewagt hatten, ein bisschen volksnah zu sein. Im Zielbereich sollten Per, ich und ein paar andere die Reihenfolge der ins Ziel Kommenden überwachen.
Da war es noch eine Norwegerin... :)
Bei diesem Skarverennen war es erstmals so, dass es im Ziel nur einen Gewinner geben konnte, keine Unterscheidung zwischen Mann und Frau, nur bei den Sprintpremien (ähnlich der Tour de Ski) unterwegs gab es das. Die Damen hatten einen Vorsprung von zwölf Minuten auf die Herren und hatten erstaunlich viel Vorsprung eine ganze Weile lang. Erst als die Schneeverhältnisse zum Ende schlechter wurden, konnten die Männer aufholen. So lieferten sich Frode Andresen (eigentlich Biathlet), Chris André Jespersen und Jean Marc Gaillard ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das Gaillard für sich entscheiden konnte, worüber ich mich sehr gefreut habe, ich finde ihn sehr sympatisch. Zeiter wurde Jespersen vor Andresen. Gaillard gewann nicht nur die 100.000 NOK Prämie für den ersten ins Ziel Kommenden, sondern auch ein Auto von Hauptsponsor Subaru für ein Jahr. Die Franzosen waren vollkommen aus dem Häuschen und verließen den Zielbereich nicht, bevor alle ins Ziel gekommen waren. Dabei war ich wieder ein bisschen mit ihnen ins Gespräch gekommen und wurde dann von ihnen in Beschlag genommen. Alex Rousselet kam dann auf die verrückte Idee, wir könnten doch unsere Jacken tauschen. (Alexandre läuft jetzt größtenteils Tourrennen, nachdem es im Weltcup eher mittelprächtig lief, einmal konnte er u.a. mit der Staffel siegen, bewegte sich ansonsten in den 20er-Rängen.) Und das haben wir dann auch getan, ich bekam seine blaurote französische Trainingswindjacke, etwas groß, aber witzig ist es allemal gewesen. Per hat es auch ruhig aufgenommen (Gott sei Dank...:) ), aber das musste einfach gemacht werden! Bin doch sonst so brav, da muss ich auch mal was Verrücktes machen. Vielleicht organisiere ich mir eine dünnere Ausgabe meiner früheren Traingsjacke aus dem Lager unter unseren Büros in Oslo. Wie auch immer, zusammen mit Alexandre suchte ich vorher noch nach seinem Rucksack, der unter vielen anderen an der Zugstation Ustaoset zu finden war, an der dann nach und nach der Rest der Franzosen auftauchten, alle übrigens aus dem Alpenraum stammend, von Anecy bis Pontarlier. Keiner wusste, wann die Siegerehrung war, ich auch nicht, es waren zwei verschiedene Zeiten gesagt worden und der Sprecher (WM-Sprecher Kjell-Erik Kristiansen) hat es nicht auf die Reihe gekriegt, das Ganze auf Englisch zu sagen, wo er doch sonst alle möglichen Sprachen spricht; wobei es auf Finnisch auch nicht viel genützt hätte. Gaillard stand jedenfalls alleine auf dem Podest, da Andresen und Jespersen anscheinend schon prämiert worden waren. Perillat meinte etwas verwirrt zu mir, wie das denn in Norwegen sei, kämen die Frauen zuerst und dann die Männer, denn als wir kamen, war ein Teil der Damensiegerehrung absolviert worden, aber nach Gaillard wurde noch die Damendritte ausgezeichnet. Schließlich vergaßen sie noch die Siegergeschenke für Gaillard, denn das war ja nicht nur das Auto, sondern auch lokale Geschenke, die dann eben noch nachgereicht wurden.
Potenzielle Kletterwand?
Bei diesem Rennen waren alles zufrieden, aber die Siegerehrung ist stark verbesserungswürdig. Direkt nach dem Zieleinlauf würde ich sie aber auch nicht machen, denn Gaillard wurde z.B. schnell kalt, für ihn war es sehr notwendig, sich umziehen zu können. Es muss einfach deutlich für alle gesagt werden.
Es war aber schade, dass Ebs (Michael Rösch) aus Altenberg nicht gestartet ist. Er stand auf der Anmeldungsliste, war auf der Ergebnisliste aber nirgends zu finden.
Nach Rennschluss gab es noch ein abschließendes Jurytreffen, Per und ich fuhren danach zum Hotel, um zu Duschen und bevor ich mit dem Zug nach Oslo fuhr, gab es noch Tapas zum Mittagessen, bestehend aus Tsatsiki, spanischer Salami und französischem Käse mit Salat, Schafskäsesalat sowie einem etwas merkwürdig aussehendem französischem Etwas.
In dieser Woche steht für mich Arbeitseinsatz im Garten an, denn der Garten hat bis dato kein Gras, da er letztes Jahr komplett umgegraben werden musste. Am Freitag fahren Marit und Familie dann zu einer Konfirmation nach Dale (Sunnfjord), während ich mich am Sonntag nach Madrid zu meinem herzallerliebsten Brüderchen aufmachen werde, da freue ich mich schon sehr sehr drauf! Aber ich wünsche etwas sommerlichere Temperaturen, wie es sich für "den Süden", wie man in Norwegen sagt, gehört.