Donnerstag, 9. Dezember 2010

Ein fast königliches Wochenende

Hallo ihr Lieben!

Entschuldigt die Verspätung, aber mir war in den letzten Tagen nicht unbedingt nach schreiben, ich lag mit einer Gastroenteritis (auch bekannt als Magen-Darm-Grippe) flach, aber dazu später mehr.

Am 1. Dezember hatte die Klettergruppe Vorstandssitzung und ich wurde auch mit in den Vorstand als einfaches Vorstandsmitglied aufgenommen (http://www.osi.uio.no/klatring/styret.shtml). Da helfe ich jetzt den anderen Vorstandsmitgliedern, wenn sie zusätzliche Hilfe brauchen. So hoffe ich ja auch mal eine Tour gen Sächsische Schweiz organisieren zu können, mal sehen, ob das klappt.

Am Freitag ging es dann schon früh raus, denn Per und ich mussten unseren Flug Punkt 8 Uhr in Gardermoen erwischen. Wir kamen dann auch planmäßig am Flughafen und an unserem Ziel Kristiansund an. Dort haben wir im Quality Hotel, wo wir auch schon während der Toppidrettsveka im August genächtigt hatten, Haavard Sagli (Organisator der Toppidrettsveka/Toppathletenwoche) und zwei Leute vom NRK (so was wie die ARD oder das ZDF) getroffen, um die Toppidrettsveka 2011 zu besprechen, die außerdem mit der Rollski WM verbunden ist. Dazu sind wir dann auch in Kristiansund die Strecken abgefahren, diskutiert, wo die Großleinwände fürs Publikum stehen sollen, und und und. Wir waren auch in einem Fischgeschäft drinnen, weil einer der NRK-Leute Klippfisk (Klippenfisch) kaufen wollte, aber da könnte ich nicht arbeiten, war doch schon ein etwas strengerer Geruch...
Dann sind wir weiter nach Aure gefahren und mussten dabei einmal mit der Fähre übersetzen. In Aure haben wir Lunsj gegessen und dann im Prinzip dasselbe gemacht wie in Kristiansund, nur dass wir nicht alle Strecken abgelaufen/gefahren sind, weil z.Bsp. auch der Offroadritt mit dem Fahrrad ins Gelände geht.




Per und ich haben uns anschließend zur Weiterfahrt nach Meraaker verabschiedet und sind mit dem Leihwagen (einem VW Touran), den wir am Flughafen Kristiansund bekommen hatten, ungefähr drei Stunden gefahren. Waren es in Aure noch angenehme -2 Grad, so waren es in Meraaker -26°C...
Gewohnt haben wir in Meraaker Brug, das ist ein Gebäudekomplex aus Wohnhäusern und Büros, es gibt wohl einige dieser Gebäudekomplexe in Norwegen, die reichen Norwegern gehören, die z.Bsp. mit der Holzindustrie gut verdienen.

In Meraaker Brug wohnt jedenfalls der König, wenn er mal in Meraaker zu Besuch ist. Mir erschien daher die Dusche mit Fußbodenheizung durchaus königlich (auch wenn ich später darüber aufgeklärt wurde, dass das in Norwegen gar nicht so ungewöhnlich ist).

An diesem Abend zeigten sich dann auch die ersten Symptome der Gastroenteritis, aber glücklicherweise musste ich nicht brechen, auch wenn es manchmal nah dran war.

So habe ich mich dann durch's Wochenende geschaukelt, mal mehr, mal weniger gut, aber Ablenkung half. Am Samstag begann ja dann das erste Rennen des Norges Cup, auch SPAR Cup nach dem Sponsor genannt, aber das klingt irgendwie nicht so schön wie Norges Cup, finde ich. Ein ruhiges Rennen wurde es jedenfalls nicht, denn der wieder gesundete Petter Northug (Langlaufstar Nr.1) hatte sich entschieden, in Meraaker an den Start zu gehen, bevor er wieder im Weltcup in Davos startet. Tja, und da mussten natürlich 40 Journalisten anreisen und der Sportchef zur Stelle sein. Meiner Meinung nach hätte man einfach nix sagen sollen, dann hätte auch Petter Northug ein ruhigeres Rennwochenende gehabt. Aber das ist ja nicht so einfach in einem Land, wo am Tag des Bombenangriffs auf Südkorea nicht selbiges Ereignis in der norwegischen Großzeitung VG auf der Titelseite prangt, sondern in großen Lettern, dass Petter Northug vielleicht übertrainiert hat! Vom eigentlichen Weltcup in Düsseldorf war da kaum die Rede. Aber später: Da kam es ja zwischen dem Deutschen Josef Wenzl und John Kristian Dahl aus Norwegen beim Teamsprint zu einem bösen Fall auf Kampf um Position 1, an dem Wenzl auch Schuld hatte (anschließend wurde sich wie im Kindergarten gestritten). Jetzt wurde vom Norwegischen Skiverband Klage mit Antrag auf Strafe Wenzls eingereicht. Man stelle sich mal vor, das Ganze wäre im Biathlon oder in der Nordischen Kombination passiert - es wäre nicht so ein Aufstand gewesen! Am Langlauf gibt es in Norwegen durchaus etwas Negatives - man ist in dieser Hinsicht schlichtweg überempfindlich!
Wie auch immer, mit Benthe Asp und Per habe ich dann zuerst beim Damenrennen sekundiert und dann beim Herrenlauf, wobei es bei letzterem dann drunter und drüber ging, das konnte man dann nicht mehr wirklich Sekundieren nennen.
Hier seht ihr den Gewinner des Herrenrennens, Petter Northug, auf der letzten Runde (er gewann aber nicht mit großem Vorsprung):

Nach Abschluss des Rennens saß ich dann brav im Häuschen der Zeitnehmer in einem eigenen kleinen Büro und erstellte die Punktlisten. Das war ja nicht so schwer, da ich einfach nur die Resultatliste eins zu eins übernehmen musste, weil es ja das erste Rennen des Norges Cup war.
Abends waren wir dann in "Sissels Spiseri" (ungefähr "Sissels Essecke") mit ein paar anderen Leuten essen. Mir war aber nicht wie noch am Abend zuvor nach Currypizza zumute, aber ich habe immerhin ein  paar Nudeln essen können. Und immer fleißig Tee getrunken...

Sonntag, Norges Cup Nr. 2: Nur -17°C im Tal, da konnten wir auf warme Temperaturen im Grova Stadion hoffen, denn dort ist es immer mindestens 10 Grad wärmer als im Tal. Es waren dann tatsächlich auch nur -7°C (wärmer als in Oslo!), ich musste mich also nicht so dick einpacken wie am Vortag.
Diesmal haben wir nur den Damenlauf sekundiert, was auch generell einfacher ist, weil es nicht so viele Teilnehmerinnen sind. Konzentration fiel trotzdem nicht immer leicht, dabei beziehe ich mich auf unseren Sportchef Aage Skinstad, in dessen Nähe man sich nur schwer auf eine Sache konzentrieren kann. Mein größter Fehler war, ihm eine Frage über eine Läuferin aus Grönland zu stellen, die Chemnitz Berthelsen mit Nachnamen hieß. Dies veranlasste Aage gleich zu einer ausgedehnten Philosophie über die Stadt Chemnitz, die er laut eigenen Angaben immer noch konsequent Karl-Marx-Stadt nennt und zu dem gewagten Ausspruch, Karl Marx sei sein großes Idol. Ich bin da nur mal gespannt, wie Aage die klassenlose Gesellschaft durchbringen will... :)
Ich darf hierbei noch anmerken, dass ich gestern zwei Bilder per SMS von Aage bekam, die ihn nebst Angela Merkel und Karl Marx zeigten - wahrscheinlich im Madame Tussaud's Berlin, auf dem Weg nach Davos.

Beim Herrenrennen habe ich dann nicht sekundiert, weniger aufgrund der Erfahrungen vom Vortag, als aus Zeitdruck, da wir rechtzeitig zum Flughafen Vaernes in Trondheim mussten. Daher hieß es für mich wieder Punktelisten erstellen.
Am Flughafen haben wir dann noch ein schnelles Abendbrot gegessen und dabei Odd-Björn Hjelmeset, Gewinner des Sonntagrennens, getroffen, sehr redseliger Mensch und so ganz anders als sein Bruder Roar, der Trainer der Junioren ist. Odd-Björn gehört ja nicht mehr zur Nationalmannschaft und muss nun bestmögliche Resultate liefern, um bei der Heim-WM in Oslo dabei sein zu dürfen. Das muss er jetzt in Davos beweisen.
Der Flug zurück nach Oslo kostete mich wieder einmal alle Nerven. Erst setzte sich das Flugzeug mit noch total vereisten/verschneiten Flügeln in Bewegung, um dann eine Viertelstunde irgendwo auf der Rollbahn zu warten und dann kam doch noch die Enteisungsmaschine, aber man sah dann gar nichts mehr durch die Fenster. In der Luft wurde das Gefährt dann etwas unruhig, anscheinend ist das über dem Flughafen Vaernes aber normal...nur meinem Bauch gefiel das nicht sonderlich. Plötzlich ging auch das Licht am Flugzeug aus, das die Turbine beleuchtet hatte und nur noch die Blinklichter an den Flügeln waren zu sehen. Leichte Erleichterung breitete sich aus, als der Pilot die baldige Ankunft in Gardermoen meldete und siehe da, im Landeanflug gingen auch die Turbinenbeleuchtungslichter wieder an! Komischerweise öffnete sich dann aber eine Klappe an der Turbine, was sich mir nicht ganz erschloss, ich hielt das nur am Flügel für notwendig - naja, eine Laienmeinung eben.
Mein Schnatterinchen sah dann jedenfalls ganz zerknietscht aus und ich musste mich dann auch ganz überschwenglich beim Piloten für den guten Flug bedanken... :)

Montagmorgen ging es mir aber noch nicht viel besser, am vergangen Abend war mir auch wieder richtig schlecht geworden und nach einer Zwiesprache mit Mama habe ich dann den Gang zu meiner Hausärztin angetroffen, ich kam aber nicht zu Frau Baumgarten, sondern zu Frau Aashaug. Sie ist sehr nett und fragte mich auch so über allgemeine Dinge, überhaupt schien keine Eile zu sein, wie ich das in deutschen Arztpraxen manchmal empfinde.
Allgemeinärzte sind auch nicht so teuer wie die Zahnärzte (letztere sind privat), daher musste ich nur etwas mehr als 10€ zahlen.
Ich wurde dann bis gestern krank geschrieben und bin schnurstracks nach Hause ins Bett. Den armen Per musste ich mit der ganzen Arbeit alleine lassen, aber er meinte, da habe er gemerkt, dass ich doch eine gewisse Arbeit erledige und dass jetzt doch fehlen würde.

Mein Zustand verbesserte sich von Tag zu Tag und gestern konnte ich sogar zur Weihnachtsfeier im Frokostkjeller'n (Frühstückskeller), einem Studentenlokal, gehen. Am Sonntag gehe ich dann zu Kristine und hole unsere verpasste Abredung vom Montag nach, um u.a. mit den Kindern (1 und 3) zu backen. Von Freitag bis Sonntag werde ich im Sporthotel des Olympiastützpunktes in Oslo übernachten, weil bei Midori zu Hause irgendeine Familienversammlung steigt und am Samstag die Tochter eine Riesenparty anlässlich ihres 18. Geburtstages schmeißt.
Einige von euch wissen ja vielleicht schon, dass ich mich in meiner jetzigen Wohnsituation nicht sehr wohlfühle, deshalb werde ich auch Mitte Januar umziehen. Wohin, weiß ich noch nicht, aber ich möchte einfach noch einmal ganz von vorne anfangen und nicht, dass die Wohnsituation das einzige ist, was mir den Weg zum Voll-und-ganz-Wohlfühlen in Norwegen verbaut.

Jetzt geht es mir schon wieder ganz gut, zwar noch nicht 100%, aber nun da freue ich mich schon drauf, am Samstag mal ein paar der Osloer Weihnachtsmärkte zu erkunden.

Bis bald,
eure Henni