Quimper ist die nächste größere Stadt und alte Hauptstadt des früheren Königreichs Cornouaille. Für bretonische Verhältnisse ist sie mit 63.600 Einwohnern recht dicht besiedelt.
Ich kannte die Stadt schon von früheren Besuchen, aber weil ich nun mal länger in der Gegend bin und meine Reiseführer von Dingen in Quimper sprachen, von denen ich noch nie oder nur wenig gehört hatte, schnappte ich mir meine beiden Bücher, um mal einen etwas anderen Stadtrundgang zu wagen. Ausgangspuntk war für mich der zentrumsnahe kostenlose (!) Parkplatz La Tourbie oberhalb der Rue Élie Fréréon, benannt nach einem französischen Publizisten aus dem 18. Jh., der in Quimper geboren wurde und vor allem durch seine Streitereien mit Voltaire bekannt ist. Diese Straße führt direkt auf den zentralen Platz Place St. Corentin mit der Kathedrale St. Corentin im Mittelpunkt. Ich ging zunächst etwas anders runter, vorbei an einem versteckten Garten hinter einem Collège (Oberschule).

Die Kathedrale St. Corentin ist nach dem Hl. Corentin benannt, einem Eremiten, der auf dem Berg Menez-Hom lebte. König Gradlon bat Corentin, Bischof von Quimper zu werden und stellte ihm dafür Land für den Bau einer Kirche zur Verfügung. So sagt man jedenfalls. König Gradlon musste zuvor aus Ys fliehen, dem Atlantis der Bretagne. Seine Tochter Dahut hatte sich vom Teufel verführen lassen und ihm die Schlüssel der Stadt gegeben, woraufhin dieser die Stadttore öffnete und die Stadt versank in den Fluten des Atlantiks; und da befindet sie sich heute noch, irgendwo in der Bucht von Douarnenez. Zwischen den Türmen der Kathedrale ist eine kleine Reiterstatue von Gradlon zu sehen, hinter die sich früher bei einem Fest zu Ehren Gradlons jemand setzte, um der Statue zu "trinken" zu geben, dann aber das Glas runter warf; natürlich trank er es vorher aus und derjenige, der es heil unten auffangen konnte, erhielt 100 Goldtaler.
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Cathédrale St. Corentin |
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König Gradlon |
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Portal |
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plastische Altarfiguren |
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der schiefe Chor |
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Legende des Hl. Corentin: Leben als Eremit am Menez-Hom, ernährte er sich stets von einem Fisch, den er morgens in einer Quelle fand und jeden Morgen war der Fisch wie durch ein Wunder wieder vollständig (für die Nichtchristen unter uns: Der Fisch symbolisiert wahrscheinlich Jesus) |
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Kopie der Grablegung von Bourges (18. Jh.) |
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Seitenportal |
Begonnen wurde mit dem Bau der Kathedrale im 13. Jh.,
der Chor ist leicht versetzt gebaut, um eine kleine Kapelle mit
einzuschließen. Ich war mir erst nicht ganz sicher, wo der Chor genau
ist, bei den vielen kleinen Räumen in einer Kathedrale, aber auf den
Bildern ist es recht gut zu sehen, ab wann die Kathedrale schief ist. An
Corentin kommt man in der Kathedrale logischerweise nicht vorbei: In
Glasfenstern und an der Kanzel ist er omnipräsent. In einer Kapelle
steht auch eine Kopie der Grablegung von Bourges.
Flux
wieder zurück in die Rue Élie Fréréon, in der mir mein schlaues Buch
die Häuser Nr. 20 (mit Renaissance-Vorbau) und Nr. 22 (mit Schiefer
verkleidetes Fachwerk aus dem 17. Jh.) empfahl.
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Faïencen aus Quimper (Keramik) |
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Rue Élie Fréréon Haus Nr. 22 |
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Rue Élie Fréréon Haus Nr. 20 |
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Noch zu haben! |
Viele Straßen im Zentrum haben Namen nach dem Gewerbe, was hier ausgeführt wurde, oder dem Material, was auf ein bestimmtes Gewerbe schließen lässt.
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Butterplatz |
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Salzstraße |
In der Rue du Sallé waren früher hauptsächlich Fleisch- und Wurstwarengeschäfte angesiedelt.
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Salzstraße Nr. 10: Minuellou, frühere Residenz der Familie Mahaut |
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Fleischerstraße |
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Karyatidenhaus in der Rue du Guéodet, auch bekannt als "Maison des têtes" (Haus der Köpfe, 16. Jh.). Zu sehen sind verschiedene, im Stil Henri II. gekleidete Figuren, die Bürger aus Quimper darstellen, die sich im Krieg der Liga gegen Marschall Aumont ausgezeichnet haben. O-Ton Reiseführer: "Das erklärt ihre freudigen Mienen." |
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Schusterstraße (kereon ist das bretonische Wort für Schuster) |
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Blick in die Schusterstraße |
Haus Nr. 9 der Rue Kéréon mit eher untypisch bemalten Schnitzfiguren:
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Esel- bzw. Ponyreiten in der Altstadt |
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Hausheilige |
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Der Flus Steir |
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Herzogsplatz: Dieser Platz gehörte nicht dem Bischof, sondern dem Herzog mit dem weltlichen Stadtzentrum (Gericht, Gefängnis, Markt) |
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Rothutstraße |
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Heilige Anna |
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Mediathek der Ursulinen |
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St. Mathieu |
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Rue St. Mathieu |
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Panorama Place Terre-au-Duc |
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Straße der Edelmänner |
In der nächsten Folge: Musée Départemental Breton